Mobiles Arbeiten kann große Chancen für Beschäftigte eröffnen, doch die örtliche Flexibilisierung von Arbeit birgt auch etliche Hürden. Wer kann, darf und will mobil arbeiten? Das Fraunhofer IAO stellt gemeinsam mit dem Institut für Arbeitswissenschaft und Technologiemanagement IAT der Universität Stuttgart die Ergebnisse einer Befragung vor.
Die örtlich flexible Arbeit hat in den vergangenen Jahren eine stetig wachsende Verbreitung gewonnen. Betriebs- und Tätigkeitsspezifika sowie die Arbeitsumgebung lassen diese Form der Flexibilität jedoch auch heute noch nur zum Teil zu. Zudem bestimmt die Unternehmenskultur den Grad der praktischen Umsetzung. Forscher des Fraunhofer IAO und des IAT der Universität Stuttgart werteten die Meinungen von ca. 680 000 Beschäftigten des verarbeitenden Gewerbes aus.
Laut der Studie „Mobile Arbeit – eine Analyse des verarbeitenden Gewerbes auf Basis der IG Metall-Beschäftigungsbefragung 2017“ sind die Hoffnungen und Erwartungen der Beschäftigten an mobiles Arbeiten insgesamt sehr hoch. „Um selbstbestimmtes, örtlich flexibles Arbeiten jedoch wirklich erfolgreich umzusetzen, müssen die Stellschrauben in zahlreichen Unternehmen noch nachjustiert werden“, fasst Christian Piele die Studienergebnisse zusammen. „Und das zeigen uns nicht nur die Daten der Befragung, sondern auch unsere praktischen Erfahrungen in vielen Unternehmen“, ergänzt ihn Co-Autor Alexander Piele.
Gesamtbeurteilung mobiler Arbeit fällt positiv aus
Neun von zehn Beschäftigten haben ein positives Bild von mobiler Arbeit, dennoch liegen auch bei potenziellen „Mobile Workern“ oft Hindernisse oder Hemmnisse vor, was die Umsetzung betrifft, etwa die Furcht vor Entgrenzung oder vor ausufernden Arbeitszeiten.
Für mobiles Arbeiten sei eine Kultur des Vertrauens im Kollegenkreis förderlich. Allerdings haben etwa 30 Prozent der Beschäftigten, die mobil arbeiten können, Angst, mehr leisten zu müssen, weil sie befürchten, dass ihre Arbeitsleistung in mobiler Arbeit nicht wahrgenommen wird. Hieraus resultiere für sie die Gefahr von ausufernden Arbeitszeiten, wenn mitarbeiterseitig versucht werde, die fehlende Präsenz durch Mehrarbeit zu kompensieren.
Insgesamt zeige sich, dass personenbezogene Faktoren oder das Arbeitsumfeld häufig zum Ausschluss mobiler Arbeit führen. So seien fehlende technische Voraussetzungen oder eine ablehnende Haltung der Führungskraft gegenüber mobilem Arbeiten wesentliche Gründe, das vorhandene Angebot von mobiler Arbeit nicht nutzen zu können.
Örtlich flexible Arbeit hat Einfluss auf geleistete Arbeitszeit und Work-Life-Balance
Örtlich flexible Arbeit könne zu ausufernden Arbeitszeiten führen und dies wiederum zu einer Verschlechterung der Work-Life-Balance. Im Falle mobiler Arbeit scheinen jedoch die positiven Wirkungen die für die Work-Life-Balance als „Störquelle“ empfundenen längeren Arbeitszeiten zu kompensieren. Geeignete betriebliche Rahmenbedingungen helfen, ausufernde Arbeitszeiten und die damit einhergehenden negativen Konsequenzen von mobiler Arbeit zu vermeiden. Hierzu gehörten insbesondere klar definierte Prozesse im Umgang mit zu hohen Arbeitszeiten und eine entsprechende Unternehmenskultur, welche sich deutlich gegen Entgrenzung ausspricht. Wichtig sei allerdings, dass eine – der Work-Life-Balance zuträgliche – zeitliche Autonomie der Beschäftigten durch die Prozesse nicht genommen wird.