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Lufttaxis: Mit einer Sensorbox soll das Auto fliegen lernen

Quelle: Robert Bosch GmbH

Schon in wenigen Jahren sollen Lufttaxis genutzt werden können: Die Unternehmensberatung Boston Consulting Group jedenfalls prognostiziert für 2030 weltweit eine Milliarde Flüge mit den meist unbemannt fliegenden Taxis, wenn sich Sharing-Dienste auf festen Routen auch über den Straßen etablieren. Und Bosch will in diesem Markt von Anfang an mitmischen. Das Unternehmen arbeitet an entsprechender Sensortechnik, um die Flüge sicher und komfortabel zu machen.

„Ab spätestens 2023 werden die ersten Flugtaxis in Großstädten abheben. Bosch möchte diesen Zukunftsmarkt als Zulieferer mitgestalten“, sagt Harald Kröger, Vorsitzender des Bosch-Geschäftsbereichs Automotive Electronics.

Bosch habe dafür eine Marktlücke entdeckt: Herkömmliche Luftfahrttechnik sei zu teuer, zu groß und zu schwer um in autonomen Flugtaxis eingesetzt zu werden. Moderne Sensoren, die auch fürs automatisierte Fahren oder im Schleuderschutzsystem ESP eingesetzt werden, könnten die Lücke aber schließen. Das Entwickler-Team habe daher dutzende Sensoren in einem Universalsteuergerät für Flugtaxis zusammengeführt.

Kostengünstige, serienerprobte Sensoren

Dieses Universalsteuergerät mit Bosch-Sensoren soll dafür sorgen, dass Position und Flugzeuglage der fliegenden Taxis jederzeit ermittelt werden können und sie sich präzise und sicher steuern lassen. Dafür sollen beispielsweise Beschleunigungs- und Drehratensensoren sorgen, die die Bewegungen und den Neigungswinkel der Fluggeräte exakt messen. Im Gegensatz zu aktuellen Sensorlösungen in der Luftfahrt, die teilweise mehrere zehn- bis hunderttausend Euro kosten, könne Bosch diese Lösung für einen Bruchteil der Kosten realisieren, denn das Unternehmen nutze serienerprobte Sensoren, die seit Jahren für die Automobilindustrie entwickelt und hergestellt werden.

„Wir wollen mit unserer Bosch-Lösung die zivile Luftfahrt mit Flugtaxis für viele Anbieter erschwinglich machen“, sagt Marcus Parentis, Leiter des Technik-Teams bei Bosch, das sich um Steuergeräte der elektrisch betriebenen Kleinflugzeuge kümmert. Zudem seien die Bosch-Sensoren besonders klein und leicht. Hersteller von Flugtaxis könnten die Sensorbox von Bosch nach dem Plug&Play-Prinzip einfach in ihre Fluggeräte einbauen.

Shared Mobility in der Luft

Der Mark für Flüge mit Elektro-Lufttaxis in Städten soll in den kommenden Jahren stark wachsen. Bereits für 2020 sei der Probebetrieb in Städten wie Dubai, Los Angeles, Dallas und Singapur geplant. Ab 2023, so schätzen Experten, startet der kommerzielle Betrieb. Während dann wohl zunächst noch Piloten mit an Bord seien, könnten die Kleinflugzeuge ab 2025 schon autonom über den Dächern der Metropolen schweben, gesteuert durch Personal am Boden. Rund 3 000 Flugtaxis werden zu diesem Zeitpunkt weltweit im Einsatz sein (Quelle: Roland Berger). 2030 steige ihre Zahl auf 12 000, spätestens 2050 sind knapp 100 000 der fliegenden Taxis unterwegs.

Die Unternehmensberatung Morgan Stanley schätzt, dass der Markt für Flugtaxis im Jahr 2040 sogar 1,35 Billionen Euro groß sein könnte. Das gelte nicht nur in den USA und Südostasien, sondern auch in deutschen Groß- und Mittelstädten. In Regionen wie dem Ruhrgebiet, im Rhein-Main-Gebiet oder im Dreieck München, Augsburg und Ingolstadt könnten sie die Reisen auf Kurz- und Mittelstrecken deutlich beschleunigen. „Einen zeitlichen Vorteil können Flugtaxis gegenüber heutigen Verkehrsmitteln schon ab zehn Kilometern Reisedistanz bringen, die maximalen Reichweiten liegen bei bis zu 300 Kilometern“, sagt Parentis.

Von den wachsenden Marktchancen ist auch Marcus Parentis von Bosch überzeugt: „Wir sind im Austausch mit Herstellern von Lufttaxis aus der Luftfahrt- und Automobilindustrie, aber auch mit Start-ups, die die Fluggeräte bauen und Sharing-Dienste anbieten wollen“, sagt Parentis. „Die Frage ist nicht, ob Flugtaxis kommen, sondern wann.“

Aktuell gebe es – wie bei jeder neuen Technik – eine Vielzahl an Varianten von Flugkonzepten. Welches Konzept das Rennen mache, sei derzeit schwer abzuschätzen. Das Plug&Play-Steuergerät von Bosch passe in jedes Fluggerät.

Die Technik 

In der Sensorbox stecken MEMS-Sensoren: Mikroelektromechanische Systeme. Die ersten MEMS-Sensoren für Fahrzeuge habe Bosch bereits vor über 25 Jahren entwickelt. Dort versorgen sie die Steuergeräte mit Daten, ob das Fahrzeug gerade bremst oder beschleunigt, und wohin es fährt. Die Sensorbox für Flugtaxis von Bosch habe Beschleunigungssensoren an Bord, die die Bewegungen des Fluggerätes messen. Eingebaute Drehratensensoren messen den Neigungswinkel des Fluggeräts und Magnetfeldsensoren die Ausrichtung der Himmelsrichtung. Zudem gehören Drucksensoren zum Paket, die über den barometrischen Druck die Höhe des Fluges messen und über den Staudruck die aktuelle Geschwindigkeit ermitteln.

Die potentiellen Kunden und Kosten

Bosch sei im Austausch mit vielen Playern in diesem Bereich – von Lufttaxi-Herstellern bis zu Start-ups, die Fluggeräte bauen und Sharing-Dienste anbieten wollen.

Je nach Konzept und Anzahl an Passagierplätzen soll der Preis eines Flugtaxis bei etwa 500 000 Euro liegen. Deshalb spielen automatisierte und elektrisch betriebene Fluggeräte gerade bei Sharing-Lösungen einen Vorteil aus, so Bosch. Dennoch sei der Preis für ein Fluggerät deutlich niedriger als für einen vergleichbaren Helikopter mit heutiger Technik.

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