Home / Themen / Analysen / Deutscher Boom-Markt „Smart City“: Umsätze sollen um über 17 Prozent pro Jahr steigen

Deutscher Boom-Markt „Smart City“: Umsätze sollen um über 17 Prozent pro Jahr steigen

Smart Cities gehört die Zukunft: Das Umsatzvolumen des deutschen Smart-City-Marktes soll von 38,5 Mrd. Euro im Jahr 2021 auf 84,7 Mrd. Euro im Jahr 2026 wachsen. Dabei seien Datenökosysteme die Grundlage für erfolgreiche Smart-City-Plattformen.

Laut der gemeinsamen Studie des eco Verbands und der Unternehmensberatung Arthur D. Little, unterstützt von NetCologne, Cloudflare, Uber sowie dem Vodafone Institut soll der Markt ein durchschnittliches jährliches Wachstum von über 17 Prozent aufweisen. Dies entspricht einem Umsatzplus von über 46 Milliarden Euro innerhalb von fünf Jahren.

Für insgesamt neun Segmente des deutschen Smart-City-Marktes skizziert die Studie Trends und Herausforderungen. Besonders hohe Umsätze erwarten die Autoren in den Marktsegmenten Digitale Bildung (16,6 Mrd.) Transport & Logistik (14,8 Mrd.) und Gebäudeautomatisierung (14,1 Mrd.).

„Smart Cities sind längst nicht mehr Science Fiction, sondern ein sehr attraktiver Markt – nicht nur für Unternehmen der Internetwirtschaft“, sagt eco Vorstandsvorsitzender Oliver Süme. „Die voranschreitende Digitalisierung, die damit einhergehende Verfügbarkeit und zunehmende Bedeutung von Daten, aber auch die wachsenden Herausforderungen im Bereich Energieeffizienz und Nachhaltigkeit, sowie nicht zuletzt die anhaltende Pandemie lassen zahlreiche innovative Geschäftsmodelle mit großen Potenzialen für lebenswertere Städte entstehen“, so Süme weiter.

Um diese Potenziale zu heben, brauche es vor allem leistungsfähige und sichere digitale Infrastrukturen, eine klare Governance zum Umgang mit Daten, sowie starke Kooperationen zwischen Unternehmen und Verwaltungen und ganzheitliche Konzepte. Von der Politik erwartet Süme hier nicht nur entsprechende politische Förderung und Rahmenbedingungen. Staat und Verwaltung müssten auch eine Vorreiterrolle bei der Anwendung smarter Technologien und digitaler Lösungen einnehmen: „Smart City funktioniert letztlich nur mit Smart Government“, sagt Süme.

Datenökosysteme als Grundlage für erfolgreiche Smart-City-Plattformen

Kommunikationsnetze, Rechenzentren sowie Sicherheitsinfrastrukturen bilden das Fundament des Smart-City-Ökosystems. „Die europäische Cloud und Dateninfrastruktur GAIA-X dürfte sich bald schon auch für Städte und Kommunen zur wichtigen Grundlage für erfolgreiche Smart City Plattformen entwickeln“, sagt Süme.

Die Internetwirtschaft profitiere dadurch insbesondere in den Bereichen Colocation & Housing, aber auch im Services & Applications-Bereich vom anhaltenden Trend zum Outsourcing, dem steigenden Bedarf an zusätzlichen Datenspeicher- und Rechenleistungskapazitäten, sowie den damit verbundenen Anforderungen an Cloudkapazitäten, Datenmanagement-Plattformen und Cybersecurity-Lösungen.

„Gerade in den zurückliegenden Monaten der Pandemie wurde deutlich, dass resiliente Infrastrukturen und Städte für unsere künftige Gesellschaft und Wirtschaft überlebenswichtig sind. Eine zentrale Grundlage für diese Resilienz sind digitale Infrastrukturen“, sagt Timo von Lepel, Geschäftsführer des regionalen Telekommunikationsanbieters NetCologne.

Digitale Souveränität sei dabei ein entscheidender Erfolgsfaktor für erfolgreiche Smart Cities: „Wir werden mit einer Smart City nur dann unsere gesellschaftliche wie wirtschaftliche Zukunft bauen können, wenn wir selbstbestimmt digital handeln und entscheiden können“, so von Lepel. Um dies zu erreichen arbeite NetCologne gemeinsam mit weiteren Partnern in verschiedenen Smart-City-Modellprojekten der Stadt Köln vor allem an drei Schwerpunkten:

  • dem Aufbau und Betrieb einer leistungsfähigen und sicheren digitalen Infrastruktur,
  • dem Aufbau von Schlüsselkompetenzen und Technologien sowie
  • dem Aufbau eines funktionsfähigen digitalen Ökosystems.

Bei einem Blick auf die einzelnen Marktsegmente von Smart Cities werde deutlich, dass Cybersecurity ein weiterer elementarer Faktor ist, um die Vernetzung und die Funktionsfähigkeit aufrechtzuerhalten und vor allem vor möglichem Schaden zu bewahren.

„Smart Cities müssen sicher und verlässlich vernetzt sein“, sagt Thomas Seifert, Chief Financial Officer des Infrastruktur- und Cybersicherheits-Unternehmens Cloudflare. „Ob Gebäudesysteme, Gesundheitsdaten oder demokratische Prozesse: Alle Ebenen des städtischen Lebens werden in Zukunft auf dem Internet aufbauen. Damit gehen Risiken in Bezug auf Sicherheit und Geschwindigkeit einher. Cybersecurity ist essenziell, um die Vernetzung des öffentlichen Raumes aufrechtzuerhalten und kritischen Schäden vorzubeugen – die Zukunft des Lebens in Städten soll schließlich nicht von Angst vor Angriffen und Datenverlust, sondern von Fortschritt geprägt sein“, so Seifert weiter.

Studie schlägt dreistufigen Masterplan vor

Trotz vielversprechender Best Practices und Leuchtturmprojekte bewegen sich viele Deutsche Städte nur langsam von vereinzelten Pilot-Projekten zum ganzheitlichen Ausbau von Segmenten und Plattformen. Deutsche Städte nutzen derzeit noch nicht die Möglichkeiten, die sich am Kapitalmarkt bieten.

„Hier gibt es zahlreiche Infrastrukturinvestoren, die gerne das Kapital in deutsche Smart Cities investieren wollen“, sagt Lars Riegel, Partner bei Arthur D. Little. „Daher empfehlen wir Städten, genau zu untersuchen, wie man mit intelligenten Partnerschaften den Bürgern neueste Infrastruktur zur Verfügung zu stellen kann, die Umwelt schützt und das eigene Budget schont.“ Die Studie schlägt außerdem einen dreistufigen Smart-City-Masterplan bei der Finanzierung von Smart-City-Projekten vor, der einen integrierten Ansatz über die wichtigsten Projektphasen hinweg verfolgt.

Smarte Quartiere seien gute Erprobungsräume für solche ganzheitlichen Betrachtungen, wie Beispiele in führenden deutschen Smart Cities – Hamburg, Köln, Berlin und München – zeigten.

Um den eigenen Weg zur Smart City zu ebnen, sollten deutsche Städte und Kommunen ihre vorhandene Datenbank-Landschaft kontinuierlich hinterfragen und mit den technologischen Trends und deren Anforderungen validieren. Denn erst eine segmentübergreifende Architektur von Datenökosystemen und einer entsprechenden „Data Governance“ erlaubten es, die unzähligen Datenpunkte zu aggregieren, neue Geschäftsmodelle zu entwickeln und Synergien zwischen den Segmenten und den Bausteinen zu nutzen.

Share

Leave a Reply