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KMU-Studie: Digitalisierung hat nicht oberste Priorität

Die Mehrheit der mittelständischen Unternehmen hat die Chancen der Digitalisierung zwar erkannt, verhält sich aber eher abwartend: 63 Prozent der in einer Studie Befragten räumten selbstkritisch ein, dass der Mittelstand das Thema Digitalisierung derzeit noch eher vernachlässige. Oberste Priorität haben Kostensenkung und Produktivitätssteigerung. Ein weiteres Ergebnis: Es gebe auch digitale Vorreiter, zu denen bereits heute jedes sechste Unternehmen in Deutschland zähle.

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Quelle: Commerzbank

Zwei Drittel der Teilnehmer an der Studie „Management im Wandel: Digitaler, effizienter, flexibler!“, die TNS Infratest im Auftrag der Commerzbank deutschlandweit bei 4.000 mittelständischen Unternehmen durchgeführt hat, bewegen sich nach eigenem Bekunden in Märkten, die durch ausgereifte Produkte und Dienstleistungen, starken Verdrängungswettbewerb und immer kürzere Produkt- und Innovationszyklen gekennzeichnet sind.

Kosten senken und Produktivität steigern sind wichtiger als Innovationen

Wichtige Herausforderungen sind aus Sicht der Unternehmer in dieser Situation eher Kostenreduktion und Produktivitätssteigerung (von 43 beziehungsweise 40 Prozent der Befragten genannt) als die Entwicklung von Produkt- und Dienstleistungsinnovationen (37 Prozent) oder die Erschließung neuer Vertriebswege (32 Prozent).

„Der Fokus auf Kosten und Effizienzsteigerung ist sicher nie falsch, aber es erscheint sinnvoll, Digitalisierung nicht in erster Linie unter dem Gesichtspunkt der Kosteneffizienz zu betrachten. Traditionelle Unternehmen können hier von Start-ups lernen, indem sie neue Technologien nicht nur einsetzen, um Produktivitätsfortschritte zu erzielen, sondern auch ganz neue Wege ausprobieren, um neue Kundengruppen und Vertriebswege zu erschließen und neue Angebote zu schaffen“, empfahl Markus Beumer, Vorstand der Commerzbank und verantwortlich für das Mittelstandsgeschäft.

„Das sind Unternehmen, die überdurchschnittlich stark und erfolgreich auf neue Trends der Digitalisierung setzen, zum Beispiel, um Wertschöpfungsketten zu vernetzen oder um ihre Produkte zu individualisieren. Diese Vorreiter gibt es in allen Branchen und unabhängig von der Unternehmensgröße oder dem Alter der Manager“, erklärte Beumer,

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Quelle: Commerzbank

Zurückhaltung bei Big Data & Co.

Zurückhaltend agiere die Mehrheit der Unternehmen, wenn es um aktuell viel diskutierte Phänomene wie Big Data, Cloud Computing oder Industrie 4.0 geht, während bereits etablierten digitalen Technologien große Bedeutung zugemessen wird.

„Unternehmen setzen selbstverständlich auf Online-Marketing, optimieren die Administration, ermöglichen Arbeiten aus dem Homeoffice oder bieten Onlineservices an. Individualisierte und automatisierte Produktion oder die Vernetzung der Wertschöpfungskette sind dagegen erst bei wenigen Firmen in der Umsetzung“, so Beumer. Die größten Herausforderungen für die Unternehmen liegen der Studie zufolge in der Komplexität und der Geschwindigkeit der technischen Entwicklung (52 Prozent), im hohen Investitionsbedarf (50 Prozent), in Datenschutzfragen (49 Prozent) und im Fehlen verlässlicher Standards (42 Prozent).

Probieren geht über Studieren – auch bei der Digitalisierung

Die hohe Komplexität der digitalen Transformation bewirke, dass sich Unternehmen in der Breite eher reaktiv verhalten. In sich schnell verändernden Märkten könne das gefährlich sein – immerhin berichten 33 Prozent der Befragten davon, dass sich Schlüsseltechnologien in ihrer Branche im Umbruch befinden, und 26 Prozent, dass die Digitalisierung bewährte Geschäftsmodelle bedroht.

„Der Einzug der digitalen Technologien bietet große Chancen, ist aber auch eine gewaltige Managementaufgabe, weil Entscheidungen schnell getroffen werden müssen und es sich heftig rächt, beim entscheidenden Trend den Anschluss zu verpassen. Mit der Komplexität des digitalen Wandels umzugehen, ist eine der wesentlichen Herausforderungen für Manager“, kommentierte Beumer.

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Quelle: Commerzbank

Wie das gelingt, zeige die Gruppe der digitalen Vorreiter. Sie warten nicht ab, sondern setzen auf Innovation und Ausprobieren, um sich in engen Märkten einen Vorsprung zu verschaffen. Signifikant häufiger als der Durchschnitt der Unternehmen starten sie Pilotprojekte (+28 Prozent gegenüber dem Durchschnitt), analysieren das Potenzial möglicher neuer Produkte, statt sich nur am Marktumfeld zu orientieren (+26 Prozent), schaffen kreative Freiräume (+25 Prozent) und stellen technische Spezialisten ein (+24 Prozent). „Mut zum Ausprobieren ist das beste Rezept, um den digitalen Wandel im Unternehmen erfolgreich zu managen“, sagt Beumer.

Die kompletten Ergebnisse der aktuellen Studie „Management im Wandel: Digitaler, effizienter, flexibler!“ gibt es hier.

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