Im Jahr 2014 nutzten mittelständische Industrieunternehmen in Deutschland durchschnittlich über vier Prozent ihres Investitionsvolumens für den Ausbau digitaler Techniken. Zum Einsatz kommen sie vorrangig in den Bereichen Absatz und Vertrieb. Doch nach wie vor gibt es Skeptiker: Für viele KMU ist das Thema weiterhin „nicht relevant“. Das zeigt das aktuelle BDI/PwC-Mittelstandspanel, für das 914 deutsche Unternehmen befragt wurden.
Der Analyse zufolge verfügt nur jedes fünfte Unternehmen über einen digitalisierten Produktionsbereich – darunter vor allem größere, exportorientierte Unternehmen. Kleine Unternehmen gehen laut Peter Bartels, Vorstand und Leiter des Bereichs Familienunternehmen und Mittelstand bei PwC, „noch sehr zurückhaltend mit dem Thema um“.
Digitaler Wandel und dessen Potenzial wird noch oft unterschätzt
Noch immer stufen fast ein Viertel der befragten Unternehmen (24 Prozent) die Digitalisierung für sich als „nicht relevant“ ein. Im Hinblick auf die nächsten fünf Jahre halte jedes zehnte Unternehmen die Digitalisierung für die eigene Wettbewerbsfähigkeit für bedeutungslos, weitere 16 Prozent unterstellen eine nur geringe Bedeutung.
Hans-Toni Junius, Vorsitzender des BDI/BDA-Mittelstandsausschusses: „Wer heute den digitalen Wandel nicht mitgeht, der bringt sich um die Marktchancen von morgen. Die Konkurrenz schläft nicht. Das gilt insbesondere für die Digitalisierung. Der Mittelstand darf den Anschluss nicht verpassen.“
Unternehmen im Westen haben bei der Digitalisierung die Nase vorn
Die Studie zeigt deutliche regionale Unterschiede: So ist im Westen der Anteil der Unternehmen mit hohem Digitalisierungsgrad am größten (37 Prozent). In Ostdeutschland ist hingegen nur rund jedes vierte Industrieunternehmen (23 Prozent) stark digitalisiert.
Auch im Süden der Republik gibt es Nachholbedarf: In Bayern und Baden-Württemberg weisen lediglich 21 Prozent der Unternehmen einen hohen Digitalisierungsgrad auf. In diesen Bundesländern liegt jedoch der Anteil der kaum digitalisierten Unternehmen mit 23 Prozent sehr niedrig.
Somit rangiert Süddeutschland insgesamt auf dem dritten Platz hinter West- und Norddeutschland. Schlusslicht ist Ostdeutschland. „Diese Ergebnisse sind ein Weckruf an die Politik in Bund und Ländern. Sie muss den Breitbandausbau gerade in den ländlichen Regionen merklich voran bringen“, sagte Junius.
Kleine Betriebe kooperieren stärker mit externen Partnern
Während größere Betriebe darauf abzielen, sich innerhalb des Unternehmens systematisch zu vernetzen, treiben kleinere Betriebe die Kooperation mit Kunden und Lieferanten wie auch externen Partnern stärker voran.
„Die Kooperation mit digitalen Start-Ups, aber auch mit anderen branchenfremden Partnern ist bisher vor allem für Unternehmen mit einem (sehr) hohen Digitalisierungsgrad von Bedeutung. Doch langfristig wird die Partnerschaft mit Unternehmen, die nicht Teil der eigenen Wertschöpfungskette sind, einen merklich höheren Stellenwert einnehmen“, lautet die Prognose von Bartels. Er sieht darin einen vielversprechenden Ansatz: „Die Zusammenarbeit mit Kooperationspartnern aus verschiedenen Fachgebieten erhöht die Chancen für innovative Geschäftsideen.“
Die Digitalisierung ist keine Eintagsfliege: Die deutschen Industrieunternehmen wollen in Zukunft mehr Geld in die Digitalisierung stecken. So planen rund 60 Prozent derer, die bereits 2014 in digitale Technologien investierten, ihr Budget dafür in den kommenden fünf Jahren auszuweiten. Grundsätzlich gilt: Der Anteil der Unternehmen, die den Ausbau deutlich forcieren, steigt mit dem Digitalisierungsgrad.
Das BDI-Mittelstandspanel wird im Auftrag des BDI und PwC durch das Institut für Mittelstandsforschung (IfM) Bonn erstellt. An der 21. Erhebungswelle der Online-Befragung haben sich in der Zeit vom 17. März bis zum 15. Juni dieses Jahres 914 Unternehmen beteiligt.
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