Die weltweit wachsende Bevölkerung lässt die globale Nachfrage nach landwirtschaftlichen Produkten immer weiter ansteigen. Begrenzte Verfügbarkeit von neuen Nutzflächen, der Klimawandel und strengere Vorschriften erhöhen den Druck auf Effizienz im Agrarsektor zusätzlich. Die Antwort auf die Anforderung: Precision Farming.
Moderne Technologien ermöglichen eine effizientere Bewirtschaftung landwirtschaftlicher Nutzflächen. In ihrer neuen Studie „Business opportunities in Precision Farming: Will big data feed the world in the future?“ analysieren die Roland Berger-Experten den weltweiten Markt für den Präzisionsackerbau, die Entwicklung zugehöriger Technologien bis 2030 und ihre Auswirkungen auf traditionelle und neue Marktteilnehmer. Zudem stellen sie fünf innovative Geschäftsmodelle entlang der landwirtschaftlichen Wertschöpfungskette vor.
„Der Präzisionsackerbau verbindet zahlreiche Technologieanwendungen in verschiedenen Stadien der landwirtschaftlichen Wertschöpfungskette: von der Automationstechnologie über Sensoren für das Geo-Mapping bis hin zur Big Data-Analyse, um Klima- und Bodendaten besser zu bewerten und die Landwirtschaft effizienter zu gestalten“, erklärt Norbert Dressler, Partner von Roland Berger Strategy Consultants. „All diese Applikationsfelder werden in den kommenden Jahren ein starkes Wachstum erleben und damit auch neue, bisher in der Landwirtschaft unbekannte Marktteilnehmer etwa aus dem IT- und Investorensektor, anlocken. Unternehmen sollten deshalb ihre Geschäftsmodelle den Marktentwicklungen anpassen, um in Zukunft von den erheblichen Chancen dieser Industrie zu profitieren.“
Asien hat größtes Wachstumspotenzial
Der globale Markt für Precision Farming erreichte Ende 2014 ein Volumen von 2,3 Milliarden Euro – Tendenz weiterhin steigend. So erwarten die Roland Berger-Experten, dass der Markt für intelligente Applikationen für die Landwirtschaft bis 2020 jährlich um durchschnittlich 12 Prozent zunehmen wird – ein deutlich stärkeres Wachstum als bei den landwirtschaftlichen Geräten, deren Marktwachstum auf nur rund 4 Prozent jährlich geschätzt wird.
Vor allem in technologisch hochentwickelten Ländern wie Nordamerika und Europa wird diese Schlüsseltechnologie immer stärker eingesetzt werden, um das Potenzial einer vernetzten Landwirtschaft auszuschöpfen. „Besonders stark wachsen werden aber Länder wie Asien oder Südamerika“, prognostiziert Roland Berger-Partner Sebastian Gundermann. „Auch wenn es hier momentan noch an der technischen Ausstattung und geschultem Personal fehlt, erwarten wir zukünftig Wachstumsraten von mehr als 20 Prozent.“
Fünf neue Geschäftsfelder im Precision Farming
Aufgrund dieser Entwicklung ergeben sich daher für die Roland Berger-Experten fünf neue Geschäftsmodelle für die Marktteilnehmer.
– Integratoren bieten One-Stop-Lösungen im B2B- und B2C-Bereich, wie etwa Softwaresysteme, um die Planung und Nutzung der Ressourcen zu optimieren. Integratoren agieren oft in Zusammenarbeit mit weiteren Firmen und bieten so größeren Unternehmen komplette Lösungspakete aus einer Hand.
– Dienstleisteraktivitäten rund um die Maschinen fokussieren sich auf Produkte und Beratungsleistungen für autonome und vernetzte Landwirtschaftsgeräte.
– Dienstleister rund um das Saatgut bieten Produkte zur Erhöhung der Effizienz beim Einsatz von Dünge- und Pflanzenschutzmitteln, um das Ertragspotenzial optimal auszunutzen.
– Dienstleister für Business Intelligence sind als Vermittler zwischen Kunden und Lieferanten tätig und unterstützen Firmen dabei, ihre Daten zu erfassen und auszuwerten. Ziel ist es, die nötigen Ressourcen effizient zu nutzen.
– Private Investoren und Rohstoffhändler investieren in innovative Spitzentechnologien und unterstützen so die Standardisierung von Prozessen.
Neue Marktteilnehmer drängen immer schneller und aggressiver in den Markt und setzen traditionelle Anbieter zunehmend unter Druck. „Precision Farming wird den Landwirtschaftssektor stark verändern. Nur wenn Unternehmen in der Lage sind, ihr Geschäftsmodell schnell an die neuen Marktgegebenheiten anzupassen, können sie das erhebliche Potenzial der Branche für sich nutzen“, fasst Norbert Dressler zusammen.