Die ITK-Branche beschäftigt in Deutschland erstmals mehr als eine Million Menschen. Die Unternehmen der Informationstechnologie, Telekommunikation und Unterhaltungselektronik werden Ende des Jahres 1,002 Millionen Mitarbeiter zählen. Auch der Umsatz mit ITK-Produkten soll 2015 weiter wachsen. Das teilte der Digitalverband Bitkom heute anlässlich seiner Herbst-Konjunkturprognose in Berlin mit.
„Damit sind in den vergangenen fünf Jahren rund 135.000 neue Arbeitsplätze geschaffen worden. Allein im laufenden Jahr kommen fast 25.000 neue Jobs dazu“, sagte Bitkom-Hauptgeschäftsführer Dr. Bernhard Rohleder. „Die Bitkom-Branche festigt ihre Rolle als zweitgrößter industrieller Arbeitgeber, knapp hinter dem Maschinenbau.“ Der Arbeitsplatzaufbau finde dabei ausschließlich in den Unternehmen der Informationstechnologie statt, auf die 794.000 Beschäftigte entfallen.
Bei den Telekommunikationsanbietern (199.000) und in der Unterhaltungsindustrie (9.000) ist die Beschäftigtenzahl angesichts der wirtschaftlichen Entwicklung rückläufig. Für die Gesamtbranche hob der Verband seine Wachstumsprognose für das laufende Jahr leicht an. Der Umsatz mit ITK-Produkten und Diensten soll demnach 2015 um 1,9 Prozent auf 156 Milliarden Euro wachsen. Bislang war Bitkom von einem Plus von 1,5 Prozent ausgegangen.
„Das ist eine erfreuliche Entwicklung, die vor allem drei Gründe hat:
- Ein deutlich besseres Geschäft mit IT-Hardware wie Servern und Halbleitern.
- Ein kräftiges Umsatzplus bei Smartphones.
- Und eine positive Entwicklung bei den Internetzugängen“, so Rohleder.
Zwischen den einzelnen Segmenten der ITK-Branche gebe es deutliche Unterschiede. Mit Wachstumsraten über 5 Prozent liegen die Umsätze mit Endgeräten wie Smartphones (+5,5 Prozent) und Software (+5,4 Prozent) an der Spitze, während die Umsätze mit Telekommunikationsdiensten (-0,3 Prozent) und Unterhaltungselektronik (-3,8 Prozent) rückläufig sind.
Wachstumstreiber der Branche bleibt die Informationstechnologie
Die Umsätze sollen der Bitkom-Prognose zufolge im laufenden Jahr um 3,5 Prozent auf 80,4 Milliarden Euro steigen. Der Software-Bereich wachse mit einem Plus von 5,4 Prozent auf 20,1 Milliarden Euro am stärksten.
Über die vergangenen Jahre kontinuierlich zugelegt habe das Geschäft mit IT-Dienstleistungen wie IT-Beratung und Projektgeschäft, das 2015 voraussichtlich um 3,0 Prozent auf 37,3 Milliarden Euro zulegen kann. „Die Anbieter profitieren davon, dass im Zuge der digitalen Transformation der Wirtschaft Unternehmen aller Branchen ihr Geschäft auf die Digitalisierung ausrichten“, so Rohleder.
Überraschend positiv entwickle sich in diesem Jahr zudem der Umsatz mit IT-Hardware, der um 2,8 Prozent auf 23,0 Milliarden Euro wachsen soll. Dies ist dem Bitkom zufolge neben einer steigenden Nachfrage nach Servern vor allem einem kräftigen Umsatzplus bei Halbleitern geschuldet. „Wir sehen eine verstärkte Vernetzung in der industriellen Fertigung und einen regelrechten Digital-Boom im Automobilsektor. Industrie 4.0 und intelligente Mobilität stimulieren die Nachfrage nach Halbleitern“, sagte Rohleder. „Schon heute sind Autos Hochleistungscomputer, künftig werden sie vernetzte Rechenzentren sein. Dieser Trend spiegelt sich in diesem Jahr auch bei den Marktzahlen wider.“
Das leichte Plus von 0,9 Prozent im Telekommunikationsmarkt gehe überwiegend auf die steigende Nachfrage nach Geräten und Infrastruktursystemen zurück. Der Gesamtmarkt der Telekommunikation soll im laufenden Jahr ein Volumen von 65,8 Milliarden Euro erreichen.
Smartphones und andere Endgeräte legen nach einem Plus von 5,5 Prozent auf 9,8 Milliarden Euro zu. „Bei Smartphones sehen wir einen Trend zu größeren Displays und mehr Speicher, und damit auch tendenziell etwas teureren Geräten“, sagte Rohleder. „Weil das Smartphone für viele Menschen zu einem täglichen Begleiter geworden ist, lassen sich viele Verbraucher diese Geräte auch etwas kosten.“
Ebenfalls deutlich positiv entwickle sich das Geschäft mit Infrastruktursystemen, das um 3,6 Prozent auf 6,5 Milliarden Euro wachsen soll. An dieser Stelle spiegeln sich die hohen Milliarden-Investitionen der Netzbetreiber wider. „Zu diesem Ausbau gehört künftig auch die Nutzung der in diesem Jahr versteigerten 700-Mhz-Frequenzen für den Mobilfunk der nächsten Generation. Die Netzbetreiber brauchen hier dringend verbindliche Termine, wann sie diese Frequenzen wirklich nutzen können, damit der Ausbau entsprechend geplant und vorangebracht werden kann“, sagte Rohleder.
Getrübt wird die positive Entwicklung auf dem Telekommunikationsmarkt durch die erneut rückläufigen Umsätze mit Telekommunikationsdiensten, die voraussichtlich um 0,3 Prozent auf 49,5 Milliarden Euro schrumpfen werden. Vor allem die Umsätze mit Sprachdiensten gehen deutlich zurück, sowohl im Festnetz (-7,5 Prozent) als auch im Mobilfunk (-7,0 Prozent). Rohleder: „Die Netzbetreiber stehen derzeit vor der besonderen Herausforderung, dass sie Umsatz in ihren Kernmärkten verlieren und gleichzeitig Investitionen hochfahren müssen.“
Abwärtstrend in der Unterhaltungselektronik
Bei der Unterhaltungselektronik setze sich der Abwärtstrend auch in diesem Jahr fort. Der Rückgang schwächt sich allerdings nach dem kräftigen Einbruch 2013 weiter ab. Damals ging der Umsatz um 14,8 Prozent zurück. Im vergangenen Jahr lag das Minus noch bei 5,3 Prozent, und in diesem Jahr wird der Bitkom-Prognose zufolge ein Minus von 3,8 Prozent auf 9,8 Milliarden Euro verbucht werden. „Zum einen geraten die Umsätze durch den Preisverfall weiter unter Druck. Zum anderen ersetzen Smartphone und Tablet Computer Geräte der klassischen Unterhaltungselektronik und der digitalen Consumer Electronics wie den MP3-Player oder einfache Digicams“, so Rohleder.
Für 2016 erwartet Bitkom für den Gesamtmarkt der ITK ein Wachstum um 1,5 Prozent auf 158,4 Milliarden Euro. Neben einem voraussichtlich schwächeren Geschäft mit PCs und Sättigungseffekten bei Endgeräten der Telekommunikation sorge vor allem der „VW-Effekt“ für Unsicherheit bei IT-Dienstleistern und Softwareanbietern. „Nicht nur die Automobilhersteller der Volkswagen-Gruppe sind aktuell zurückhaltend, die Unsicherheit setzt sich über Wettbewerber und Zulieferer fort und endet bei Städten und Gemeinden, die stark auf Steuereinnahmen der Autoindustrie angewiesen sind“, so Rohleder. Eine detaillierte Marktprognose für 2016 wird Bitkom im Vorfeld der nächstjährigen CeBIT vorstellen.