Den Vorständen der weltweit größten Banken fehlt es an technologischem Know-how. Dies geht aus einer aktuellen Studie des Dienstleistungsunternehmens Accenture hervor. Demnach verfügen nur sechs Prozent der Vorstandsmitglieder und drei Prozent der CEOs der weltweit größten Banken über Berufserfahrung im Technologiebereich. Auch deutsche Banken rangieren mit einem Anteil von 7,4 Prozent nur leicht über dem internationalen Durchschnittswert.
In ein Drittel der global größten Institute kann immerhin ein Top-Manager auf praxiserprobte Technologiekompetenz zurückgreifen, in 43 Prozent fehlt die Expertise ganz. In Zeiten der fortschreitenden Digitalisierung könnte sich dies als besonders problematisch erweisen. „Um fundierte Entscheidungen treffen zu können, benötigen die Vorstände zunehmend ein tiefes technologisches Verständnis“, sagt Markus Hamprecht, Geschäftsführer und Leiter Financial Services bei Accenture. „FinTech, IT-Sicherheit oder die technologischen Implikationen regulatorischer Änderungen – all dies sind Management-Fragen, die auf Vorstandsebene beantwortet werden müssen. Viele Bankvorstände verfügen jedoch schlicht nicht über die Kompetenzen, um solche Probleme umfassend zu beurteilen und daraus strategische oder Investitionsentscheidungen abzuleiten.“
Für die Accenture-Studie wurde der berufliche Hintergrund von fast 2.000 Vorstandsmitgliedern in mehr als 100 der weltgrößten Finanzinstitute untersucht. In den USA (16 Prozent) und Großbritannien (14 Prozent) verfügen Bankvorstände im Durchschnitt über höhere Technologiekompetenz als in anderen Ländern. Besonders schlecht sind dagegen Institute in China, Brasilien, Griechenland, Italien und Russland besetzt.
Kultur in Führungsgremien muss verändert werden
„Viele Banken haben verstanden, dass sie technologische Lücken schließen müssen, und bemühen sich um entsprechende Experten – auch für den Vorstand. Doch die Suche gestaltet sich nicht einfach“, sagt Hamprecht. „Zudem reicht es nicht aus, ein oder zwei Technologieexperten im Management zu haben. Banken müssen die Kultur in ihren Führungsgremien verändern. Dazu brauchen sie einerseits technologisches Know-how und andererseits ein Verständnis für die Bedeutung von Technologie für die Bank der Zukunft.“
Um der Herausforderung adäquat zu begegnen, empfiehlt sich insbesondere die Einrichtung spezieller Technologieausschüsse auf Vorstandsebene. Ähnlich wie ein Risiko- oder Prüfungsausschuss könnte ein solches Gremium zusätzliche Expertise zur Verfügung stellen und den Vorstand bei technologischen Richtungsentscheidungen beraten. Aktuell verfügen jedoch nur elf Prozent der befragten Banken über ein solches Gremium. Auch regelmäßige Schulungen der Vorstände sind zielführend, um deren technologisches Gespür zu schärfen und bessere Entscheidungen zu ermöglichen.
„Zunächst müssen die Banken verstehen, inwiefern ihr Geschäft durch Innovation bedroht wird und welchen Einfluss Veränderung auf ihren dauerhaften Erfolg am Markt hat“, sagt Hamprecht. „Doch das reicht nicht aus: Banken benötigen insbesondere eine klare Innovationsagenda mit messbaren Zielen und einer Umsetzungsstrategie. Dabei nehmen die Vorstandsmitglieder eine Schlüsselrolle ein, die sie nur dann ausfüllen können, wenn sie die Lücke in Sachen Technologiekompetenz schließen.“