Die fiskalische Belastung für Mittelständler hat sich in den vergangenen Jahren spürbar reduziert – was aber nicht nur an den Steuersätzen liegt, sondern vor allem an immer effizienteren Methoden der Steuererhebung. Durch die Digitalisierung der Steuererklärung und den elektronischen Zahlungsverkehr benötigen kleine und mittlere Unternehmen im weltweiten Schnitt nur mehr 261 Arbeitsstunden im Jahr für die Steuer; das sind 61 Stunden weniger als noch vor zehn Jahren. In der EU und im EFTA-Raum sind es sogar nur noch 173 Stunden, wie aus der 189 Länder umfassenden Langzeitstudie „Paying Taxes“ von Weltbank und PwC hervorgeht.
„Es ist ermutigend zu sehen, dass sich das fiskalische Umfeld in immer mehr Volkswirtschaften substanziell verbessert. Damit sinken die Lasten für die Unternehmen, während die Regierungen zugleich auf nachhaltige Einnahmen vertrauen können“, sagt Weltbank-Direktor Augusto Lopez-Claros.
Digitalisierung scheitert oft an mangelnder IT-Infrastruktur
Marius Möller, Tax-Vorstand von PwC in Deutschland, weist gleichwohl darauf hin, dass die Ergebnisse der Studie von Region zu Region sehr unterschiedlich ausfallen: „Es gibt in vielen Ländern nach wie vor einen erheblichen Verbesserungsbedarf, was die Effizienz des Steuersystems betrifft. Gerade in den Entwicklungsregionen mangelt es häufig an der notwendigen IT-Infrastruktur, um die Steuererhebung überhaupt erst zu digitalisieren. Den betroffenen Ländern entgehen dadurch signifikante Einnahmen.“
Die Studie von Weltbank und PwC bemisst die fiskalische Gesamtlast anhand von drei Kennziffern, nämlich Steuersumme, Zeitaufwand und Menge der Zahlungstransaktionen. Im globalen Schnitt mussten kleine und mittlere Unternehmen im vergangenen Jahr 40,8 Prozent ihrer Gewinne an den Staat abführen, 2004 waren es noch 52,2 Prozent gewesen. Die Zahl der Payment-Transaktionen sank im gleichen Zeitraum um ein Viertel auf 25,6. Mit einer Gesamtsteuerrate von 40,6 Prozent liegen die europäischen Länder im globalen Schnitt. Dank der sehr viel effizienteren Steuererhebung kommen Unternehmen in der EU und im EFTA-Raum allerdings mittlerweile mit 11,6 Zahlungstransaktionen aus, was einer Halbierung binnen zehn Jahren entspricht.
Deutsche Mittelständler haben im Vergleich höchsten Zeitaufwand
Verglichen mit vielen anderen europäischen Ländern ist die Steuerlast in Deutschland relativ hoch und das Steuersystem eher ineffizient. So liegt die Gesamtsteuerrate, wenn man die Sozialabgaben einbezieht, für deutsche Mittelständler bei 48,8 Prozent des Gewinns, während es zum Beispiel in der Schweiz nur 28,8 Prozent, in Großbritannien 32,0 Prozent und in den Niederlanden 41,0 Prozent sind. Gleichwohl: In Ländern wie Österreich (51,7 Prozent), Frankreich (62,7 Prozent) oder Italien (64,8 Prozent) ist die Belastung sogar noch deutlich höher.
Auffällig ist der hohe zeitliche Aufwand, der in deutschen Betrieben anfällt, um sämtlichen Anforderungen des Fiskus zu genügen. So gehen bei einem durchschnittlichen deutschen Mittelständler jedes Jahr 218 Arbeitsstunden für die Steuer drauf, während Schweizer Unternehmen mit 63 Stunden und Firmen in Norwegen mit 83 Stunden auskommen. Mit nur neun Zahlungstransaktionen stehen hiesige Betriebe allerdings relativ gut da. Signifikant weniger sind es nur in Norwegen (vier) und Schweden (sechs).