Die Mehrheit der Entscheider in Unternehmen tut sich derzeit noch schwer, wenn es um die Planung, technische Konzeption und die konkrete Umsetzung von IoT- und Industrie-4.0-Projekten geht. Speziell die Auswahl einer geeigneten Plattform, für die Verarbeitung und die Analyse der Daten sowie deren Auslieferung als mobiler bzw. Cloud-basierter IoT-Service, gestaltet sich als Herausforderung. Crisp Research portraitiert im „Crisp Vendor Universe IoT-Backend-Provider“ insgesamt 16 Anbieter und bewertet deren Stärken und Schwächen.
Die im Crisp Vendor Universe bewerteten IoT-Backend-Anbieter erfüllen dabei folgende Kriterien:
- Eigene Rechenzentrums- und IT-Infrastrukturen für den Betrieb von IoT-Anwendungen,
- Portfolio mit einer Vielzahl von Compute, Storage, Datenbanken und Analytics Services sowie Microservices wie Machine Learning, Rules Engine, Message Broker und weitere höherwertige Services, die bei der Entwicklung und dem Betrieb von IoT-Anwendungen unterstützen,
- Verfügbarkeit der Produkte und des Supports im EMEA-Markt,
- Existierende Kundenbasis mit IoT-Projekten
Die Positionierung der IoT-Backend-Provider
- Amazon Web Services (AWS) steche derzeit als attraktivster IoT-Backend-Anbieter hervor und profitiere dabei nachhaltig von seinem starken Public Cloud-Portfolio. Insbesondere die große Vielfalt an granularen Infrastruktur- und Microservices, die teilweise speziell für IoT entwickelt wurden, der markt- und kundenorientierte Fokus und eine hohe Innovationsgeschwindigkeit machen AWS laut Crisp Research, gemessen an der Produktattraktivität, zu dem führenden Anbieter.
- Microsoft habe mit der Azure IoT-Suite im September 2015 den Grundstein für seine Aktivitäten im Internet of Things gelegt und Azure damit als IoT-Backend positioniert. Ein gezielt entwickeltes und stetig wachsendes Microservices-Portfolio bringe Microsoft einen Platz unter den führenden Anbietern ein. Microsoft habe bisher zwar noch nicht viele grundlegend neue IoT-Services für Azure präsentiert. Da das Thema IoT aber derzeit in der Marketing-Strategie gemessen am Mitbewerb stärker hervorgehoben werde und ein hohes Entwicklungspotenzial von der Azure IoT-Suite zu erwarten sei, sei Microsoft derzeit führend bei der Vendor Performance.
- IBM positioniere sich mit Bluemix und seinen IoT Foundation Services seit Oktober 2014 im IoT-Umfeld. Mit Watson und weiteren Cognitive Analytics Services baue IBM das Portfolio weiter aus und werde eine wichtige Rolle im Internet of Things spielen.
- Salesforce richte sein IoT-Portfolio möglichst nahe an Unternehmen mit intensivem (End-)Kundenkontakt aus. Der überwiegend proprietäre Ansatz mache es allerdings empfehlenswert, dass IoT-Backend von Salesforce in eine bestehende Salesforce-Architektur zu integrieren.
- SAP baue seit Mai 2015 gezielt seine HANA Cloud-Platform mit IoT-relevanten Services aus und verfolge damit das Ziel, die gesamte IoT-Supply-Chain vom Sensor, der Datenanalyse, Anwendungsentwicklung und der Integration ganzheitlich zu unterstützen. Rund um HANA lassen sich damit IoT-Backends aufbauen, die besonders gut mit anderen SAP-Lösungen integrierbar seien.
- Oracle verhalte sich bekanntlich zurückhaltend, wenn es um neue Technologien und Trends geht. Mit seinem PaaS, dem Cloud-Service-Portfolio und einer starken Verbreitung im Enterprise-Umfeld anhand typischer Oracle Produkte wie Datenbanken, Middleware und Applikationsserver habe Oracle den Grundstein gelegt, um sich auch im IoT-Markt zu positionieren.
- Google habe aus seinen bestehenden Cloud-Services ein IoT-Backend geformt, bis heute aber keine speziellen IoT-Services präsentiert. Allerdings stünden mit Big Query oder Pub/Sub-Funktionen bereit, die sich als IoT-Module einsetzen lassen. Allerdings besitze Google im Enterprise-Umfeld sowie als IoT-Anbieter keine große Wahrnehmung..
- Das Konsortium aus T-Systems und der Deutschen Telekom biete zwar eine eigene IoT-Backend-Plattform, mit der Unternehmen unterschiedlicher Größen und Branchen eigene IoT-Ökosysteme aufbauen könnten. In der Praxis zeige sich jedoch, dass die IoT-Strategie besonders für individuelle IoT-Projekte in enger Absprache zwischen Kunde und Anbieter erfolge. Der enge Draht zu den Geschäftskunden lasse T-Systems und die Deutsche Telekom zu einem wichtigen Ansprechpartner für unternehmensspezifische IoT-Szenarien werden.
- Vodafone sei mit der Beteiligung an Device Insight im Dezember 2012 in den M2M-Bereich eingestiegen und bietet auf einem White Label Ansatz, Services für die Maschinenkommunikation und Vernetzung von Sensoren und Endgeräten an. Ein aussagekräftiges IoT-Backend-Portfolio existiere nicht und es bleibe abzuwarten, ob und wie Vodafone den Stempel eines Telekommunikationsanbieters ablegen wird.
- VMware ist laut der Analyse ein Nachzügler im IoT-Markt. Das zugrundeliegende Angebot vCloud Air sei insbesondere nur auf Basis der Partnerschaften mit Pivotal und Kinvey für potentielle IoT-Kunden attraktiv. Weiterhin sei unklar, wie es mit vCloud Air tatsächlich weitergeht.
- Fujitsu sei erst spät in den Markt für IoT-Backends eingestiegen. Basierend auf seiner Cloud-Infrastruktur werde das IoT-Backend-Portfolio langsam ausgebaut, welches derzeit noch wenig produktive Szenarien abbilde.
- Atos zeige sich insbesondere als strategischer Partner für individuelle IoT-Projekte von global agierenden Industrie- und Automotive-Unternehmen. Ein Portfolio aus Standard-Services, individueller Beratung und Integration biete sich vor allem für große Unternehmen an.
- TCS habe mit seiner Connected Universe Platform ein PaaS speziell für IoT entwickelt. Die globale Delivery- und Service-Kapazität sei ein wichtiges Asset. Allerdings blieben die Wahrnehmung sowie die Services-Vielfalt noch ausbaufähig.
- QSC gelinge es mit der Tochter Q-Loud einzelne Module für ein IoT-Backend aus einer lokalen Strategie heraus anzubieten. Das Produkt eigne sich maßgeblich für IoT-Ökosysteme auf Basis von klassischen Sensorik-Technologien.
- Huawei könne mit seinem breiten Portfolio und seiner mittlerweile globalen Marktstrategie nahezu alle Workloads und IT-Projekte abbilden. Dennoch sei der fehlende Fokus zugleich auch ein negativer Aspekt, da unter dem Strich die ruhende Kraft des Anbieters nicht zielgerichtet bei den Kunden ankomme.
- Telefónica sei derzeit nicht in der Lage ein ernsthaftes aber vor allem konkurrenzfähiges IoT-Backend-Portfolio zu präsentieren. Der Fokus richtee sich ausschließlich auf die Vernetzung von Sensoren und Endgeräten.
IoT: Es ist nicht alles Gold, was glänzt
Bei vielen Anbietern werde schnell deutlich, dass hinter einer schimmernden „IoT-Fassade” nicht immer das stecke, was man erwarten könnte.
Darüber hinaus habe sich gezeigt, dass der Markt für IoT-Backends noch relativ eng beieinander liege. Aufgrund der noch frühen Marktphase seien die Anbieter überwiegend noch nicht in der Lage, in allen Bewertungskategorien vollends zu überzeugen.
Gleichzeitig gelte auch, dass diejenigen Anbieter, die auf Basis ihrer bereits bestehenden Cloud-Infrastruktur-Angebote IoT-Services für ein IoT-Backend im Portfolio haben, gute Ansätze zeigen, sodass nur die wenigsten Anbieter weit abgeschlagen sind.
Der Studienreport mit weiteren Informationen und den detaillierten Profilen der IoT-Backend-Anbieter samt Stärken und Schwächen kann unter „Crisp Vendor Universe: IoT-Backend-Anbieter“ gegen Registrierung kostenlos heruntergeladen werden.