Die angestiegene Zahl von Asylanträgen sowie die im November 2015 durch das Bundeskabinett beschlossenen Änderungen im Asylrecht haben beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) den Aufbau eines zentralen und digitalisierten Flüchtlingsmanagements notwendig gemacht. Die Aufgabe wurde im Januar 2016 mit Technologien von Oracle umgesetzt und ist bereits in einigen Bundesländern bei der Registrierung von Flüchtlingen zum Einsatz gekommen.
Mit dem neuen System verfüge das BAMF über eine zentrale Lösung für die mobile Datenerfassung, beispielsweise an der deutschen Grenze. Gleichzeitig bestehe eine Verbindung zu den Systemen anderer Bundesbehörden, wie dem Bundeskriminalamt oder dem Ausländerzentralregister, und in die einzelnen Bundesländer. Dabei sei insbesondere der reibungslose und sichere Austausch biometrischer und personenbezogener Daten gewährleistet. Außerdem werde den Flüchtlingen der neue „Ankunftsnachweis“ ausgehändigt, an den in Zukunft Leistungen geknüpft werden sollen.
Das alte System war überfordert
„Unser altes System war auf die jährliche Abwicklung von etwa 40.000-50.000 Asylanträgen ausgerichtet“, erklärt Frank-Jürgen Weise, Leiter des BAMF. „Jetzt geht es darum, so schnell wie möglich mehr als eine Million – also zwanzig Mal so viele – Vorgänge zu bearbeiten. Es war sehr schnell klar, dass wir dafür eine neue, sehr viel leistungsfähigere IT-Infrastruktur brauchen und diese in Rekordzeit umsetzen müssen.“
Auf Basis der seit Jahren beim BAMF eingesetzten Oracle-Technologien wurde mit ASYL Online eine neue Integrationsplattform aufgebaut. Diese zentrale Datendrehscheibe mache eine schnelle Datenerfassung und Weiterverarbeitung in den angeschlossenen Behördensystemen auf Bundes- und Länderebene möglich. Wegen der engen politischen Zeitvorgabe setzten die Projektverantwortlichen bei Entwicklung, Test und Integration auf offene Standards, Flexibilität und die nahtlose Integration in die bestehenden Systeme. Einen entscheidenden Zeitvorteil bei der Entwicklung habe man durch das Oracle Consulting 2-Tier-Modell erzielt: Bei diesem Modell übernehmen lokale Consultants die Selektion und Paketierung; unterstützt werden sie anschließend von flexibel dimensionierten Entwicklerteams.
Neue Oracle-Komponenten: Exalogic und Exadata
Als neue Technologie werden die Oracle-Komponenten Exalogic und Exadata eingesetzt. Dadurch sollen die Datenmengen sicher und schnell verarbeitet werden und in ASYL Online rund um die Uhr zur Verfügung stehen.
Aufgrund der besonderen Anforderungen sei das deutsche Kernteam durch weitere Entwicklungsexperten verstärkt und von Thomas Kurian, Oracle President Product Development, geleitet worden. Innerhalb kurzer Zeit seien von Oracle Consulting zwei Rechenzentren installiert, die gesamte Infrastruktur eingerichtet, die Anwendungslandschaft integriert, die Umgebung getestet und alles erfolgreich in Betrieb genommen worden.
„Die Herausforderung bei diesem Mammut-Projekt waren die hohe Komplexität der Systeme, die engen Vorgaben und der immense Zeitdruck. Neben einem sehr sorgfältig agierenden Team brauchen Entwickler für solche Aufgaben eine agile Plattform, wie sie z.B. aus der Cloud kommen kann“, erläutert Frank Obermeier, Vice President & Country Leader Germany bei Oracle. „Wir alle kennen die Entwicklungen der letzten Monate und haben deshalb gemeinsam mit unseren Partnern auf Seiten des BAMF alle verfügbaren Kräfte mobilisiert, um das in so kurzer Zeit erfolgreich zu stemmen.“
Zusammen mit den durch die Bundesdruckerei realisierten Anwendungen zur Datenerfassung und Erstellung des Ankunftsnachweises sei mit ASYL Online nun eine wichtige Grundlage für die nächsten Schritte in der erfolgreichen Bewältigung der Flüchtlingskrise gelegt.