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Wirtschaftsprüfer und Steuerberater: Digitalisierung verändert den Markt

Für die Wirtschaftsprüfungs- und Steuerberatungs-Gesellschaften (WP-Gesellschaften) in Deutschland lief das Geschäftsjahr 2015 besser als prognostiziert. Mit einem Umsatzanstieg von 6,4 Prozent übertrafen die Teilnehmer der Lünendonk-Studie 2016 „Wirtschaftsprüfungs- und Steuerberatungs-Gesellschaften in Deutschland“ ihre Vorhersagen aus der Vorjahresstudie um +1,2 Prozentpunkte. Für die gesamte Branche stelle das Geschäftsjahr 2016 jedoch eine Zäsur dar: Digitalisierung verändert den Markt.

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Dennoch zeigen sich die befragten WP-Gesellschaften auch für die kommenden Jahre weiter verhalten optimistisch: 2016 und 2017 erwarten sie eine Wachstumssteigerung von 5,1 Prozent, bis 2020 von 5,8 Prozent pro Jahr. 2015 resultierte das Gros des Wachstums aus Steuer- und Rechtsberatung sowie Management- und IT-Beratung. Zudem prägten – vor allem im Finanzsektor – Sonderprüfungen das Geschäft. Aber auch das Umsetzen technologischer und regulatorischer Entwicklungen in den einzelnen Branchen, Mergers & Acquisitions-Projekte, globale Corporate Governance, digitale Transformation oder Cyber-Security erwiesen sich als Treiber.

Allerdings partizipieren laut Lünendonk nicht alle analysierten WP-Gesellschaften gleich an den positiven Effekten. Vielmehr treiben die größeren Unternehmen sowohl die Umsatzentwicklungen als auch die Prognosen in die Höhe. Mit durchschnittlichen Steigerungsraten von über acht Prozent bei den nach Inlandsumsatz führenden Top 25 der aktuellen Lünendonk-Liste scheinen sich hier die Investitionen in Internationalisierung, Diversifikation und Digitalisierung bemerkbar zu machen.

Während die größeren WP-Gesellschaften überdurchschnittliche organische Wachstumsraten vorweisen, werden die Erfolge der mittelgroßen und kleineren Unternehmen stärker von Zukäufen oder Übernahmen/Fusionen beeinflusst. „Einige WP-Gesellschaften sind daher bestrebt, die kritische Umsatzgröße zwischen 75 und 100 Millionen Euro zu erreichen, um als Alternative zu den Big Four wahrgenommen zu werden“, sagt Jörg Hossenfelder, geschäftsführender Gesellschafter von Lünendonk.

Internationalisierung und Digitalisierung bestimmen die Vergabe der Abschlussprüfung

Für die gesamte Branche stellt das Geschäftsjahr 2016 eine Zäsur dar. Denn durch die Verabschiedung des Abschlussprüfungsreformgesetzes (AReG) müssen sich zirka 1.500 Großunternehmen und Konzerne dem Prüferwechsel stellen. Sollte sich hier der Joint Audit bewähren, würden auch WP-Gesellschaften, die von der Größe her unterhalb der Big Four liegen, von der neuen Gesetzgebung profitieren. „Wachstumstreiber und Vergabekriterien für die Abschlussprüfung sind jedoch Internationalisierung sowie Digitalisierung“, kommentiert Hossenfelder. „Hier tun sich mittelgroße und kleine WP-Gesellschaften schwerer, denn gerade bei den IT-Investments können größere Einheiten Skaleneffekte erzielen.“ Auch deshalb gehöre mittlerweile jede Sozietät innerhalb der sogenannten Next Ten – also die zehn WP-Gesellschaften nach den Big Four – einem Netzwerk oder einer Allianz mit internationalem Charakter an.

Digitalisierung erfordert neuen Umgang mit Informationen

Neue Möglichkeiten des Wachstums und der Differenzierung eröffnet den WP-Gesellschaften die Digitalisierung. Sie werde aber auch zu einer weiteren Konsolidierung führen. Denn Datenanalyse, Prozesssicherheit, neue Servicelevel und Arbeitsweisen bringen Veränderungen und entsprechende Investitionen mit sich. Die wesentlichen Treiber sind die Themen Security, Cloud Services, Business Analytics und Big Data.

Die Entwicklungen wirken sich auch auf die größte Herausforderung der Zukunft aus: der Rekrutierung von qualifiziertem Personal. „HR-Verantwortliche müssen heute und künftig Mitarbeiter finden, die Kenntnisse sowohl in der Rechnungslegung als auch in der Informatik mitbringen“, so Ali Deveci, Manager Organisation & IT bei Lünendonk.

Grundsätzlich erfordere die Umsetzung der Digitalisierung einen vollkommen neuen Umgang mit Informationen. Heute werden noch nicht alle Kundendaten entsprechend analysiert. Dies soll sich bis zum Ende der Dekade rapide ändern, so dass sich die WP-Gesellschaften durch Einführung neuer Technologien, erweiterter Datenbeschaffung und neuer Analysemethoden dieser Entwicklung anpassen müssen.

Neben den technologischen Herausforderungen stelle sich für die WP-Gesellschaften die Frage, mit welchen Leistungen rund um die Digitalisierung sie wachsen möchten. Mit 78 Prozent Zustimmung setzten die Befragten die IT-Prüfung/-Sicherheit auf den ersten Rang. „Dabei gilt es zu differenzieren, ob eher die IT-Prüfungen oder die Security-Lösungen dominieren. So hat beispielsweise Cyber Security in den letzten Jahren stark an Bedeutung gewonnen“, erläutert Hossenfelder. Weitere Möglichkeiten, mehr Wachstum zu generieren, sehen die Studienteilnehmer bei der Organisations- und Prozessberatung (65,9 %), IT-Beratung und Systemintegration (60 %) sowie Business Process Outsourcing (52,7 %).

Studienbezug: Die detaillierte Lünendonk-Studie 2016 „Wirtschaftsprüfungs- und Steuerberatungs-Gesellschaften in Deutschland“ auf Basis der Befragung über Strukturen, Strategien, Planungen und Restriktionen der 25 führenden sowie 65 weiterer mittelgroßer und kleinerer WP-Gesellschaften sowie Netzwerke/Allianzen steht ab sofort zum Preis von 2.200,00 Euro (zzgl. MwSt.) bei Lünendonk zur Verfügung: www.luenendonk.de.

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