Das Forschungsteam der Fraunhofer-Morgenstadt-Initiative hat ein Analysetool entwickelt, anhand dessen Städte und Kommunen ihre Zukunftsfähigkeit messen und vergleichen können. Der „Morgenstadt-Index“ umfasst 28 Indikatoren, die eine objektive Einstufung unter übergreifenden Aspekten wie Lebensqualität, Resilienz, Umweltgerechtigkeit und Innovationsfähigkeit erlauben.
Städte sind die Innovationsräume der Zukunft. Weltweit lebt bereits mehr als die Hälfte der Menschen in Städten, in Deutschland sind es sogar 70 Prozent. Nur in Städten sind die Ressourcen versammelt, mit denen die sozialen und die technischen Zukunftsaufgaben der Welt gelöst werden und nur hier kann sich eine neue, kreative Wirtschaft entwickeln, in der private und öffentliche Akteure als gleichwertige Partner zusammenarbeiten.
Während die meisten Städte momentan vollauf damit beschäftigt sind, akute Probleme wie Flüchtlingsunterbringung, Wohnungsmangel oder Haushaltsnöte zu bewältigen, liegen noch weitaus größere, ungelöste Zukunftsaufgaben vor ihnen. Welche das sind und wie sich Städte darauf vorbereiten können, haben 50 Fraunhofer-Forscherinnen und -Forscher in den vergangenen fünf Jahren wissenschaftlich fundiert ermittelt und aus ihren Erkenntnissen mit dem „Morgenstadt-Index„ ein Instrument für Städte entwickelt, das Bürgermeister, Stadträte und Dezernenten bei der ganzheitlichen Steuerung ihrer Stadt unterstützen kann.
Reale Daten aus vier Schwerpunktthemen als Basis für Städteanalysen
Basis dafür waren die umfangreichen Daten aus zahlreichen Stadtprojekten weltweit rund um die Themen Innovation und Nachhaltigkeit, Technologien, Quartiersentwicklung (Smart Districts) oder Mobilität. Die Forschungen haben gezeigt, dass Nachhaltigkeit, Lebensqualität, Resilienz und Innovationskraft auf kommunaler Ebene eng zusammenhängen.
Auf Basis dieser Erkenntnisse hat das Forschungsteam vier Schwerpunktbereiche festgelegt und untersucht: Die Bestandsaufnahme der vier Säulen „Lebenswerte Stadt“, „Resiliente Stadt“, „Umweltgerechte Stadt“ und „Innovative Stadt“ sollen die Lebenswirklichkeit in weitaus höherem Maße widerspiegeln, als es die üblichen Städte-Rankings ermöglichen, die sich auf einzelne Bereiche beschränken.
Karlsruhe, München und Jena sind die Top 3 deutscher „Schwarmstädte“
Grundlage der Analyse sind Daten und Statistiken, die bereits vorliegen und als belastbar gelten, z.B. Zahlen zu Arbeitslosigkeit, ärztlicher Versorgung, finanzieller Lage, CO2-Emission sowie hochqualifizierte Arbeitsplätze und Firmengründungen.
Durch die Vergleichbarkeit sollen sich für die betreffenden Städte wirklichkeitsnahe Kriterien zur Beurteilung der eigenen Stärken und Schwächen und somit Ansatzpunkte zu einer zukunftsorientierten Stadtentwicklungspolitik sowie zur Schärfung des eigenen Profils ergeben.
Die erste Version des Index ist ausgelegt auf die Top 30 der deutschen „Schwarmstädte“, die sich durch eine besonders hohe Anziehungskraft auf junge Menschen und Familien auszeichnen. Sie stehe jedoch auch für weitere Städte und Kommunen zur Verfügung.
Plattform mit weiteren Instrumenten
Darüber hinaus bieten die Morgenstadt-Forscherinnen und -Forscher eine Plattform mit zahlreichen Instrumenten für den gezielten Einsatz auf speziellen Gebieten wie nachhaltige urbane Mobilität, digitale Transformation von Städten, die urbane Energiewende oder intelligentes Wassermanagement.
30 Städte haben sich dem wissenschaftlichen Städte-Ranking schon unterzogen. Karlsruhe, München und Jena führen die Liste momentan an. Die vorläufigen Ergebnisse sind unter www.morgenstadt.de/morgenstadt-index einsehbar. Das deutschlandweite Städteranking geht weiter, Städte und Kommunen seien eingeladen, den Morgenstadt-Index auszuprobieren und ihre Stärken und Schwächen mit wissenschaftlicher Unterstützung herauszuarbeiten.