Der Umsatz mit Big-Data-Lösungen soll in den kommenden zehn Jahren laut dem Expertennetzwerk Wikibon von zuletzt 18 Mrd.(2014) auf über 92 Mrd. (2026) Dollar wachsen. Dieser enorme Bedeutungszuwachs stellt den Arbeitsmarkt und die Beschäftigten vor neue Herausforderungen: Einerseits werden bereits heute im IKT-Bereich in Deutschland händeringend Fachkräfte gesucht. Andererseits verändern sich Kompetenzen und Fähigkeiten, die von den Mitarbeitern gefordert werden. Welche Kompetenzen im Umgang mit Big Data derzeit gefragt sind und welche Fähigkeiten in Zukunft eine größere Rolle spielen werden, damit beschäftigt sich die Kurzstudie „Fachkräfte für Smart Data: Neun Thesen zum Bedarf heute und morgen“, die die Smart-Data-Begleitforschung in Zusammenarbeit mit dem Hasso-Plattner-Institut durchgeführt hat und im Rahmen des 10. Nationalen IT-Gipfels in Saarbrücken vorstellte.
Prof. Dr. Stefan Jähnichen, Leiter der Smart-Data-Begleitforschung vom FZI Forschungszentrum Informatik: „Unsere Untersuchung zeigt, dass sich die Anforderungen an die Fachkräfte von morgen angesichts des Bedeutungszuwachses datengetriebener Geschäftsmodelle drastisch verändern. So werden rechtliche Kompetenzen in Fragen des Datenschutzes und technische Fähigkeiten hinsichtlich neuer Datensicherheitskonzepte an Bedeutung gewinnen. Gleichzeitig sind bereits heute Logik und Abstraktionsfähigkeit im Umgang mit Big Data wichtiger als reines Technologiewissen. Das wird auch in Zukunft so sein. Ein Punkt ist aus meiner Sicht ganz zentral: Da die Wertschöpfung mit Hilfe von Big Data die gesamte Organisation betrifft und nicht die Grenzen der IT-Abteilung kennt, wird Interdisziplinarität immer wichtiger.“
Zusammenfassung der Ergebnisse in 9 Thesen
- Logik und Abstraktionsfähigkeit sind mehr gefragt als reines Technologiewissen: Wichtiger als Spezialwissen zu Programmen, Modulen oder Tools sind die Fähigkeiten von Fachkräften, logisch und analytisch sowie abstrahiert denken zu können.
- Mathematische Kenntnisse werden wichtiger: Kenntnisse von Methoden der Statistik und Optimierung bilden auch in Zukunft Schlüsselkompetenzen für Fachkräfte im Umfeld von Smart Data.
- Branchenwissen wird zur Kernkompetenz für Smart Data: Neben technologischem Know-how ist praktisches Branchenwissen für die erfolgreiche Entwicklung und Etablierung von Smart-Data-Technologien von zentraler Bedeutung.
- Interdisziplinarität macht aus Big Data „Smart Data“: Smart-Data-Experten müssen raus aus dem Silo, denn Smart Data entsteht durch die Zusammenführung von Fachwissen verschiedener Disziplinen und der Kollaboration mit anderen Experten.
- Datenschutz-Kenntnisse sind eine Kernkompetenz: Nur mit Kenntnissen im Bereich des Datenschutzes können sich Fachkräfte souverän im Smart-Data-Umfeld bewegen.
- Smart Data braucht Datensicherheitskompetenzen: Die sicherheitstechnisch-methodischen Kompetenzen werden von allen Kompetenzen den größten Bedeutungszuwachs erfahren.
- Fort- und Weiterbildungen sind entscheidend für Entwicklung und Sicherung qualifizierten Personals: Neben der Anwerbung junger Absolventinnen und Absolventen der relevanten Studiengänge spielt für Institutionen und Organisationen im Smart-Data-Umfeld die Fort- bzw. Weiterbildung der eigenen Fachkräfte eine entscheidende Rolle, um Qualifikationslücken zu begegnen.
- Corporate Digital Responsibility ist mehr als ein vorübergehender Trend: Soziale Verantwortung von Unternehmen gewinnt auch bei Fachkräften im digitalen Geschäft zunehmend an Bedeutung.
- Besonders Arbeitgeber sind in der Verantwortung: Institutionen und Organisationen aus dem Smart-Data-Umfeld müssen selbst einen Beitrag zur Nachwuchsförderung leisten, um ihren Fachkräftebedarf nachhaltig zu sichern.
Grundlage für die Studie war einerseits ein Expertenworkshop zum Thema „Fachkräfte für Smart Data“, der im Juni 2016 im Rahmen der Arbeitskreissitzung Big Data des Bitkom stattfand, andererseits eine Onlinebefragung, an der 43 ausgewählte Smart-Data-Expertinnen und -Experten teilnahmen. Befragt wurden Vertreterinnen und Vertreter von Unternehmen und Institutionen unterschiedlicher Größe, wobei knapp die Hälfte der Unternehmen weniger als 100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt. Ein Drittel der Befragten ist in Unternehmen oder Organisationen aus dem Bereich der Informations- und Kommunikationstechnologien tätig und etwa jeder zehnte in den Bereichen Gesundheit, Metall/Maschinen- und Fahrzeugbau und der Finanz- und Versicherungswirtschaft.