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Einkaufsorganisationen kosten mehr als sie leisten

beschaffung„Einkaufs- und Finanzvorstände wie auch interne Kunden sind sich einig, dass das Gros der Beschaffungsorganisationen zwar ordentliche Arbeit leistet, aber weit davon entfernt ist, einen durchschlagenden Wertbeitrag zu leisten oder sichtbar zu machen“, meint Dr. Michael Strohmer, Partner bei A.T. Kearney und Leiter des Kompetenzteams Einkauf der Unternehmensberatung: „Top Einkäufer nutzen Technologietrends sowie Innovationen und treiben den Umbruch des Beschaffungswesens voran – weg von der reinen Kostensenkung hin zu Steigerung der Profitabilität und Innovationskraft.“

Die vierte ROSMA Performance Check Studie (Return on Supply Management Analysis) hat weltweit 1.780 Führungskräfte zum Wertbeitrag der Beschaffung befragt. Das Besondere der Studie, die aus einer Zusammenarbeit von A.T. Kearney mit dem Institute for Supply Chain Management (ISM) und dem Chartered Institute of Procurement & Supply (CIPS) hervorging, ist ihr ganzheitlicher Ansatz: Sie bringt die drei unterschiedlichen Perspektiven von Einkauf, Finanzen und Kunden auf die Beschaffungsfunktion zusammen. In die Untersuchung flossen Aussagen 672 Beschaffungsvorständen und -leitern, 384 Finanzvorständen und 217 Kundenvertretern ein.

Innovationspotenziale werden nicht ausgeschöpft

Alle drei befragten Gruppen stimmen erstaunlicherweise überein, dass nur 20 bis 25 Prozent der Einkaufsteams überdurchschnittlich mehr Wert generieren als sie und die Infrastruktur kosten (bis zum Zehnfachen) und Leistungen erbringen, die von ihren Kunden als auch beim Finanzvorstand wertgeschätzt werden. 25 bis 30 Prozent lieferten den Befragten zufolge gar keinen Beitrag bzw. erzielten sogar negative Effekte. Mehr als 50 Prozent der Beschaffungsteams würden passable Leistungen bringen (das Vierfache ihrer Investition), aber im Status quo verharren – Trends sowie innovations- und wertsteigernde Potenziale der Beschaffung würden sie nicht ausschöpfen.

„Noch immer werden die Einkäufer als Kostenkiller angesehen. Die Beschaffung hat es mehrheitlich bislang noch immer nicht geschafft, sich als disruptive und produktive Kraft zu positionieren und ihren Wertbeitrag transparent zu machen. Zu wenige Finanzvorstände finden den Beitrag des Einkaufes in ihren Zahlen wieder “, kommentiert Dr. Christian Schuh,
Leiter der europäischen Supply Management Practice bei A.T. Kearney, die Studie.

Technology-Provider werden für Transparenz in Beschaffungsorganisationen sorgen

Der Wandel in der Beschaffungsfunktion ist laut ROSMA-Ergebnissen unaufhaltsam: In Zukunft wird nach dem positiven Wertbeitrag des Einkaufs gefragt; bereits in den vergangenen sechs Jahren ist das Interesse daran exponentiell gewachsen und heute von keiner Beschaffungsveranstaltung mehr wegzudenken. Technology-Provider, die die Performance des Einkaufs messen, sollen für Transparenz sorgen. Die Nutzung von Big Data im Einkauf werde zum entscheidenden Wettbewerbsvorteil, Robotic Process Automation, die bereits heute bei Finanztransaktionen Anwendung findet, Ressourcen- und Kostenstruktur tiefgreifend verändern. Insgesamt wird die Arbeit der Beschaffung mehr auf disruptive Ansätze in Kollaboration mit den Zulieferern zielen.

„Das Anforderungsprofil an die Beschaffung hat sich stark verändert: Früher mussten Top-Einkäufer ihre Lieferantenmärkte und Kostenstrukturen verstehen. Heute sind sie Netzwerker im eigenen Haus und bei ihren Zulieferern und arbeiten eng mit Entwicklung, Technik und Marketing zusammen“, meint Strohmer. Sie hätten ein exzellentes technisches Wissen, um Innovationen mit voranzutreiben und verschafften ihrem Unternehmen Zugang zu Neuerungen, die einen Wettbewerbsvorsprung erlaubten. „Wer Beschaffung weiterhin auf Kostenvorteile reduziert, vernachlässigt ihre strategischen Möglichkeiten – in disruptiven Marktumfeldern kann das existenzbedrohend werden. Der Einkauf ist Weichensteller für die Zukunft, daher sollte er auch top-strategisch gesehen werden.“

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