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Polizei 4.0 auf der CeBIT: Wie Ermittler und IT-Spezialisten Sicherheit gestalten

Die rasante Digitalisierung stellt auch die Sicherheitsbehörden vor neue Herausforderungen. „Um Kriminalität erfolgreich zu bekämpfen, müssen die Sicherheitsbehörden zunehmend neue Wege gehen“, so Holger Münch, Präsident des Bundeskriminalamtes. Polizeibeamte müssten heute nicht nur internationale und interkulturelle, sondern auch digitale Kompetenzen mitbringen. Münch spricht in diesem Jahr auf der CeBIT am Mittwoch, den 22. März 2017.

Bei den Ermittlungen in Fällen von Cybercrime kombiniert die Polizei Maßnahmen und Mittel aus digitaler und analoger Welt. „So setzen die Polizeibehörden beispielsweise auch im Cyberraum verdeckt ermittelnde Personen ein, um an für die Ermittlungsverfahren wichtige Informationen zu gelangen.

Ein weiterer wichtiger Faktor bei Ermittlungen im Bereich Cybercrime sei die enge nationale und internationale Zusammenarbeit, da grenzüberschreitende Bezüge in diesem Bereich eher die Regel als die Ausnahme sind. In solchen Fällen werde häufig in sogenannten JITs (Joint Investigation Teams) gearbeitet, in denen Vertreter mehrerer betroffener Staaten auf Basis einer für den konkreten Einzelfall geschlossenen Vereinbarung zusammenarbeiten“, erklärt der BKA-Präsident in einem Gastbeitrag zur CeBIT.

Allerdings müssen die Sicherheitsbehörden auch in ihre eigenen IT-Systeme investieren. Herzstück der polizeilichen Informationsarchitektur ist das beim BKA betriebene Informationssystem INPOL. Hier sind beispielsweise Kriminalakten oder Fahndungen zu finden. Zugriff auf das System haben neben dem BKA die Landespolizeidienststellen, die Bundespolizei und die Zollbehörden. „Die Anfänge von INPOL liegen in den 70er Jahren. Damals war das System revolutionär. INPOL wurde seitdem immer weiter entwickelt, weist mittlerweile aber Defizite auf. Daher wird es in den nächsten Jahren viele Neuerungen in der polizeilichen Informationsarchitektur geben müssen. Auf die Entwickler werden spannende und anspruchsvolle Aufgaben zukommen.“

Informationstechnik in der Polizeiarbeit

Holger Münch, Präsident des BKA

Die Informationstechnik präge heute – neben den neuen Begehungs- und Erscheinungsformen von Kriminalität – die tägliche Polizeiarbeit. In Ermittlungsverfahren müssen zunehmend große Datenmengen ausgewertet werden. Geht es beispielsweise um die Bekämpfung von Kinderpornographie, werden oft riesige Mengen an Bildern und Videos analysiert, Ermittlungen im Terabyte-Bereich sind keine Seltenheit mehr. Gleiches gilt im Falle eines terroristischen Anschlags. Um etwa Video- und Bildmaterial entgegennehmen zu können, hat das BKA eine IT-Struktur, das BKA-Hinweisportal, entwickelt, welches zuletzt nach dem Anschlag auf einen Berliner Weihnachtsmarkt eingesetzt wurde.

Auf europäischer Ebene gibt es verschiedene Dateien und Fahndungssysteme, die für die Zusammenarbeit der Sicherheitsbehörden unentbehrlich seien. Beispiele sind das Schengener Informationssystem (SIS) oder das Europol Information System (EIS). Das BKA bringt sich in die Weiterentwicklung und Optimierung dieser Systeme aktiv ein.

Der moderne Ermittler

Um Kriminalität erfolgreich zu bekämpfen, müssen die Sicherheitsbehörden laut Münch zunehmend neue Wege gehen. Der moderne Ermittler muss flexibel sein und sich schnell an neue Gegebenheiten anpassen können. „Unsere Beamtinnen und Beamten müssen aufgrund der Rahmenbedingungen, in denen Polizeiarbeit heute stattfindet, digitale, internationale und interkulturelle Kompetenzen mitbringen.“

Gleichzeitig seien die Beamtinnen und Beamten zunehmend auf das Wissen und die Fähigkeiten von Spezialisten angewiesen. So arbeiten bei der Bekämpfung von Cybercrime Polizeibeamte und IT-Spezialisten Hand in Hand. Die Kombination beider Fachrichtungen führe zu leistungsfähigen Ermittlungs- und Analyseeinheiten, in denen die zur Bekämpfung der Cybercrime erforderliche Fachkompetenz gebündelt wird.

Forschung und Entwicklung

IT-Spezialisten im BKA arbeiten ständig an der Entwicklung neuer Möglichkeiten, um Kriminalität zu bekämpfen. „Ein wichtiges Thema ist beispielsweise die Überwindung von verschlüsselter Kommunikation, denn Terroristen und Straftäter kommunizieren heute fast ausschließlich über verschlüsselte Kommunikationswege“, so Münch.

Auch die IT-Forensik sei ein bedeutender Erfolgsfaktor bei der effektiven Bekämpfung von Kriminalität. Themen sind hier beispielsweise die Auswertung von Festplatten oder Massendaten. Eine Aufgabe, die ohne IT-Experten im BKA undenkbar wäre.

„Wir müssen unsere Ermittlungswerkzeuge so neu- oder weiterentwickeln, dass sie im digitalen Bereich zielführend anwendbar sind. Der polizeiliche Bedarf an solchen Entwicklungen, gerade im IT-Bereich, ist immens. Hier tritt das BKA zunehmend als zentraler IT-Dienstleister in Erscheinung, der für die gesamte deutsche Polizei bedarfsgerechte Lösungen entwickelt und zur Verfügung stellt“, sagt Münch in einem Interview anlässlich der CeBIT.

Sicherheit gestalten: IT-affine MitarbeiterInnen gesucht

Um den neuen Herausforderungen in der Kriminalitätsbekämpfung anzugehen, die die Digitalisierung mit sich bringt, muss mit ihnen Schritt gehalten werden. „Hierzu brauchen das BKA und die Polizei junge, engagierte, IT-affine Kolleginnen und Kollegen.“ Das BKA biete interessante, verantwortungsvolle und nicht zuletzt sichere Berufsmöglichkeiten in einer international arbeitenden und innovativen Behörde. „Beim Führen von Ermittlungen, der Arbeit an der deutschen und europäischen Informationsarchitektur der Polizei und der Entwicklung neuer technischer Möglichkeiten der Kriminalitätsbekämpfung wird im BKA täglich Sicherheit gestaltet“, so das Fazit von Münch.

Münch steht am 22. März 2017 um 13.45 Uhr bei den CeBIT Global Conferences in der Halle 8 auf der Bühne.

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