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Preiskrieg und Margenverfall: Deutsche Mobilfunkanbieter verlieren 2,7 Prozent Umsatz pro Jahr und Kunde

Mit einem Marktvolumen in Höhe von 26,5 Milliarden Euro (2015) ist der deutsche Mobilfunkmarkt der größte in Europa. Gleichzeitig kann er aber mit einer Marktdurchdringung von 145 Prozent und 117 Millionen laufenden Mobilfunkverträgen (2015) auch als weitgehend gesättigt betrachtet werden. In diesem preisfixierten Markt schrumpften die Erlöse der deutschen Anbieter zwischen 2011 und 2015 pro Kunde und Jahr um 2,7 Prozent.

Quelle: Strategy&

Gesättigte Märkte, fehlende Service-Innovationen und ausufernder Preiskampf zwingen Mobilfunkanbieter weltweit zur strategischen Neuausrichtung der Geschäftsmodelle. Vor allem in den Industrienationen sinken die durchschnittlichen Einnahmen der Anbieter pro Nutzer (Average Revenue per User/ARPU) seit Jahren und auch die Marktanteile der großen Player gleichen sich zunehmend an. So reduzierten sich die nach Bevölkerungsgröße gewichteten Umsätze der Mobilfunkanbieter pro Nutzer in den 59 untersuchten Ländern zwischen 2006 und 2016 im Schnitt um insgesamt 35 Prozent, das bedeutet einen durchschnittlichen Rückgang um 4 Prozent pro Jahr. Im deutschen Mobilfunkmarkt gingen die Erlöse der Anbieter zwischen 2011 und 2015 pro Kunde und Jahr um 2,7 Prozent zurück.

Wettbewerbsvorteile über Services und Inhalte

„Die Telekommunikationsindustrie sieht sich einer zunehmenden Kommoditisierung ausgesetzt. Nachdem ein signifikanter Wettbewerbsvorteil über die Netzqualität kaum noch möglich ist, verlagert sich ihr Wettbewerb zunehmend auf das Serviceportfolio und nicht zuletzt auf den Preis“, kommentiert Stefan Eikelmann, Partner bei Strategy&, die Ergebnisse der Studie „An Industry at Risk: Commoditization in the Wireless Telecom Industry“. „Um die EBITDA-Margen aber nicht in einem ruinösen Preiskampf endgültig auf Talfahrt zu schicken, müssen die Netzbetreiber neben klassischen Effizienzsteigerungsmaßnahmen vor allem an einer Differenzierung durch Services und Inhalte arbeiten.“

Mit Blick auf die Unterschiede zwischen den ARPUs der einzelnen Anbieter und ihren Marktanteilen wurden 93 Prozent der weltweit untersuchten Märkte im Stadium der Kommoditisierung verortet. Lediglich in Schwellenländern wie Mexiko und Brasilien haben die Mobilfunkanbieter noch Wachstumspotential durch ihre generischen Angebote.

„Der massive Kommoditisierungstrend im Mobilfunkmarkt ist für die Anbieter in den Industrienationen mit unmittelbarem Handlungsdruck verbunden, wenn sie als Unternehmen langfristig bestehen wollen. Die Mobilfunkanbieter müssen strategische Kostensenkungsprogramme in Angriff nehmen, die eigenen Wertschöpfungsketten überdenken und sich vor allem über innovative Services vom Wettbewerb differenzieren. Um den aktuellen Prozess zu verlangsamen oder sogar aufzuhalten, sollten die Anbieter in ihrem Portfolio auf Trendthemen wie Smart Home oder Connected Car setzen und bereits heute das Thema 5G berücksichtigen“, so das Fazit von Eikelmann.

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