Bei der Digitalisierung der Einkaufsprozesse besteht noch erheblicher Nachholbedarf. In Spend Analysis oder Sourcing beispielsweise wird oft noch gar nicht oder nur gering. Die Digitalisierungswünsche zwar groß – an der Umsetzung jedoch mangelt es noch vielerorts. Das sind Ergebnisse der Umfrage „Trendgeflüster 2016/17“ unter 240 Unternehmen, die Onventis mit Unterstützung des Bundesverbands Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik e.V. (BME) durchgeführt hat.
„Wie die Umfrageergebnisse deutlich zeigen, gibt es in Sachen Digitalisierung in Einkauf und Beschaffung noch etliche Fragezeichen“, resümiert Onventis-CEO Frank Schmidt. Insgesamt geben 98 Prozent an, dass Digitalisierung für sie ein wichtiges Thema ist, doch die Investitionsbereitschaft zeugt bei weitem nicht in allen Bereichen von dieser hohen Priorität. Wenn 99 Prozent der Beschaffer das Supplier Networking für relativ wichtig erachten, jedoch 38 Prozent noch gar keine Budgets dafür einplanen, klafft da eine gewaltige Lücke.
Dementsprechend sei die Reaktionszeit im Einkauf oft alles andere als agil, was sich besonders bei Marktveränderungen zeigt. So kann über die Hälfte (52 %) erst binnen von Wochen auf Veränderungen im Unternehmen reagieren und nur 26 Prozent innerhalb weniger Tage.
Im Wesentlichen haben die langsamen Reaktionszeiten ihre Ursache in der unzureichenden digitalen Prozessunterstützung. „Wenn die Supply Chain nicht durchgängig digital unterstützt wird, wirkt sich das auf alle Bereich aus“, weiß der Onventis-CEO. Ohne integrierte Supplier Collaboration werde künftig keine Beschaffung mehr auskommen. „Was heute am Budget für das Netzwerken gespart wird, schlägt sich morgen auf die Beschaffungskosten nieder“, prognostiziert Schmidt. Am Ende zahle man beim Einkauf drauf.
Spend Analysis: oft ein unbeschriebenes Blatt
Kaum anders sehe es bei den übrigen elektronisch unterstützen Beschaffungsprozessen aus. Für viele quasi noch ein unbeschriebenes Blatt ist Spend Analysis: obwohl 83 Prozent der Befragten das Thema für wichtig erachten, hält doch knapp die Hälfte (49 %) noch kein ausreichendes Budget dafür bereit. Hierdurch vergeben die Unternehmen die Chance, durch intelligente Lieferantenanalysen gezielt Potentiale und Risiken zu ermitteln.
Auch das Supplier Relationship Management (SRM) ist einem Großteil (85 %) der Umfrageteilnehmer wichtig bis sehr wichtig, trotzdem investieren auch beim SRM noch 20 Prozent überhaupt nicht oder nur unzureichend. In den zurückliegenden Jahren wurde zwar viel für Relationship Management getan, aber vorwiegend mit Fokus auf den Kunden, sprich CRM und Vertriebsunterstützung – die Lieferantenbeziehung wurde dabei teils stiefmütterlich vernachlässigt. „Wer eine partnerschaftliche Lieferantenbeziehung pflegt, der betrachtet seine Lieferanten für ebenso wichtig, wie seine Kunden“, betont Schmidt.
Fast identisch verhalte es sich beim Sourcing und Contract Management. Beide Bereiche halten 85 Prozent der 240 befragten Unternehmen für wichtig bis sehr wichtig, doch auch hier halte sich die Investitionsbereitschaft in Grenzen: für Sourcing steht 42 Prozent der Beschaffer nur teilweise oder gar kein Budget zur Verfügung, für Contract Management hat mit 55 Prozent mehr als die Hälfte keine ausreichenden Mittel an der Hand. „Da besteht noch erheblich Nachholbedarf bei der Digitalisierung des Einkaufs“, so das Fazit von Schmidt. „Nur wer seine Lieferanten und Einkaufsprozesse genau kennt, der kann Risiken reduzieren, Engpässe frühzeitig erkennen und bei Bedarf gezielt gegensteuern.“
Methodik: An der Trendumfrage beteiligten sich zum großen Teil Führungskräfte und CPO (Chief Procurement Officer) aus allen Branchen. Ein Drittel kam aus Großunternehmen mit bis zu 100 Einkäufern und 25 Prozent aus mittelständischen Betrieben mit bis zu 10 Mitarbeitern in Einkauf und Beschaffung.
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