Die Deutschen betrachten ausgerechnet die Werte und Einstellungen, die sich im Rahmen globaler Megatrends besonders dynamisch entwickeln werden, besonders skeptisch. Das zeigt die aktuelle Zukunftsstudie „Values & Visions 2030“ der Gesellschaft für Innovative Marktforschung (GIM).
Besonders stark wird laut Studie die Bestimmung des täglichen Lebens durch Algorithmen zunehmen – Fitness-Tracker, Einkaufsassistenten oder selbstfahrende Autos sind aktuelle Beispiele.
Gerade dieser Trend jedoch weckt statt Hoffnungen vor allem Befürchtungen. Die wachsende Akzeptanz digitaler Assistenten beispielsweise, die sich einstellen wird, bewerten die Befragten vorwiegend negativ. Die Sorgen reichen vom Verlust der Kontrolle über die eigenen Daten bis zur Bedrohung des autonomen Handelns generell, wenn Computer dem Menschen immer mehr Entscheidungen abnehmen.
„Ausgerechnet die Entwicklungen mit der größten Dynamik rufen die größte Skepsis hervor“, sagt Dr. Hannes Fernow, Senior Research Manager bei der GIM. „Dieser Befund ist für Politik und Wirtschaft in gewisser Weise alarmierend.“
„Wenn zum Beispiel der Staat perspektivisch nicht deutlich machen kann, dass er persönliche Daten kompromisslos schützt, wird weiteres Vertrauen verloren gehen. Und neue Technologien wie selbstfahrende Autos lassen sich nur erfolgreich auf den Markt bringen, wenn man die Skepsis der Verbraucher aufnimmt und größtmögliche Transparenz schafft.“
Hoffnungsfeld Verantwortung
Die Ausnahme in der eher skeptischen Trendbetrachtung bildet der Wert „Verantwortung“. Die befragten Gruppen sind sich einig, dass Aspekte wie gesellschaftliche Partizipation und verantwortungsvoller Genuss in den kommenden Jahren wichtiger werden, und beurteilen diese Entwicklung ausgesprochen positiv.
Unterschiedliche Bewertung durch Experten und breite Bevölkerung
Das Forscherteam der GIM hat in einer systematischen Kombination aus Experteninterviews und Konsumentenbefragung ermittelt, wie sich globale Megatrends in den kommenden zehn bis 15 Jahren auf die Werteorientierungen der Deutschen auswirken.
Auffällig sei, wie unterschiedlich das Expertenpanel und die befragten Bürger einzelne Aspekte der Algorithmisierung bewerten. So finden beispielsweise die Experten ein steigendes Vertrauen in künstliche Intelligenz deutlich wünschenswerter als die Allgemeinheit.
„Man kann dies durchaus im Lichte der breit diskutierten Entfremdung zwischen ‚Eliten‘ und ‚Normalbürgern‘ betrachten: Auf der einen Seite der Wunsch, das mögliche Neue auch zu machen, und auf der anderen Seite ein eher skeptisches Beharren. Ersteres wird gesellschaftlich nachhaltig nicht funktionieren, wenn man die Vorbehalte nicht adressiert“, sagt Fernow.