Eine digitale Unternehmenskultur sorgt für größere Gewinne und zufriedenere Mitarbeiter. Wie aber kann der Wandel hin zum digitalen Unternehmen gelingen? Technologie ist zwar notwendige Voraussetzung, aber nicht allein maßgebend. Um die Digitalisierung erfolgreich voranzutreiben, bedarf es einer festen Verankerung der digitalen Strategie in der Unternehmenskultur und wirkungsvoller Ansätze, um Befürchtungen der Mitarbeiter zu zerstreuen, so das Ergebnis der Change-Studie von Capgemini Consulting.
Laut der Untersuchung werden häufig die bestehenden Verhältnisse vehement verteidigt, obwohl 72 Prozent der deutschen Befragungsteilnehmer (international: 62 %) die etablierte Unternehmenskultur als eines der größten Hemmnisse auf dem Weg zu einer digitalen Organisation betrachten. Das heißt, wenn die Digitalisierung in Unternehmen einen messbaren Mehrwert erzeugen soll, dann schafft die Technik lediglich die nötigen Voraussetzungen. Obendrein muss aber auch die Unternehmenskultur entsprechend verändert werden, damit Führungskompetenzen sowie Einstellung und Verhalten der Mitarbeiter in den digitalen Kontext passen.
Digitalisierung als Chefsache
Nicht jedes Unternehmen bekommt diesen Schritt hin, zeigt der qualitative Teil der Studie. Ein Großteil (80 %) der fortschrittlicheren Firmen machen die Digitalisierung und die digitale Kultur zur Chefsache, während der Rest diese Aufgabe zu 90 Prozent an Fachabteilungen abgibt.
Bessere Ergebnisse erzielt jedoch ein Top-Down-Ansatz, bei dem die Geschäftsleitung federführend agiert. „Viele Unternehmen messen dem Faktor Mensch noch zu wenig Bedeutung bei. Als besonders erfolgreich auf dem Weg zum digitalen Unternehmen erweisen sich Betriebe, die diesen Aspekt ebenso stark berücksichtigen wie die Technologie selbst. Sie passen den Führungsstil an und schaffen eine Vertrauenskultur, die Fehler zulässt und die Mitarbeiter frühzeitig in Veränderungsprozesse einbindet“, erklärt Claudia Crummenerl, Head of Executive Leadership und Change bei Capgemini.
Eine mangelnde Kommunikation mit den Mitarbeitern und ein unzureichender Umgang mit deren Befürchtungen bremsen hingegen und sorgen für Unsicherheit. „Nur, wer die Vorteile der Digitalisierung allen Mitarbeitern glaubhaft darlegt, löst die Furcht vor der Veränderung auf und schafft die Einsicht dafür, dass die Neuerungen allen nutzen“, so Claudia Crummenerl weiter.
Die Studienergebnisse zeigen weiterhin: Digital fortschrittliche Unternehmen investieren in ihre Mitarbeiter und stellen Ressourcen für entsprechende Coachings und Trainings sowie Wissensmanagement zur Verfügung. Außerdem fördern Unternehmen ihren digitalen Charakter, indem sie mehr Talente mit starkem digitalem Kulturverständnis anheuern. Neue Ansätze, die Fortschritte messbar machen, dienen zusätzlich als Erfolgsbeleg und sind Motivationshilfe für weitere Schritte.
Auf Starthilfen bauen
Längst nicht alle digitalen Kompetenzen können und müssen bereits im Unternehmen vorhanden sein. In Deutschland arbeiten daher rund ein Drittel der Großunternehmen mit Start-Ups zusammen. Auch für Mittelständler können Zukäufe oder ein entsprechendes Netzwerk Wege sein, um früher an Innovationen zu gelangen und wichtige Erfahrungen mit einer digitalen Kultur zu sammeln.
Neu gegründete digitale Geschäftseinheiten, die Teile oder das gesamte Digitalgeschäft bündeln, ebnen dem kulturellen Wandel ebenfalls den Weg. Jedes zweite Unternehmen (50 %) mit einer ausgeprägten digitalen Kultur führt eine solche Geschäftseinheit ein und passt ihre Prozesse an. Demgegenüber hat keine der befragten Firmen mit gering ausgeprägter digitaler Kultur eine digitale Geschäftseinheit aufgebaut. Eine entsprechende Organisationsstruktur kann dabei helfen, neue Ansätze auszuprobieren. Läuft irgendwann alles wie beabsichtigt, so kann das Gelernte auf die gesamte Organisation ausgerollt werden.
„Wir sprechen bei der Digitalisierung von der Umstellung der gesamten Organisation auf das digitale Zeitalter. Für Unternehmen bedeutet das, kulturell neue Schaltkreise einzuziehen, neu zu denken und neu zu interagieren. Ohne den Willen und die Unterstützung aller Mitarbeiter kann das nicht funktionieren“, schließt Crummenerl ab.