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Industrie 4.0 Index: Deutsche Unternehmen verpassen Chancen digitaler Industrieplattformen

Nicht einmal die Hälfte der deutschen Unternehmen, die sich bereits konkret mit Industrie 4.0 beschäftigen, setzt dabei schon auf industrielle Internetplattformen für den Vertrieb oder die Unterstützung der eigenen Wertschöpfungskette. Und jedes vierte Unternehmen schließt sogar aus, sich damit in nächster Zeit zu befassen. Das zeigt der „Deutsche Industrie 4.0 Index 2017“ der Unternehmensberatung Staufen. Für die Studie hat Staufen Digital Neonex rund 400 Industrieunternehmen in Deutschland befragt.

 

„Unternehmen, die sich digitalen Plattformen verweigern, riskieren damit, erfolgskritische Entwicklungen komplett zu verpassen“, warnt Thomas Rohrbach, Geschäftsführer von Staufen Digital Neonex. „Dass solche Plattformlösungen erheblich an Bedeutung gewinnen werden und Unternehmen mitziehen müssen, um zu überleben, ist nur eine Frage der Zeit.“

Dieser Trend wird laut Studie von zahlreichen Unternehmen unterschätzt. Einerseits bestätigen 44 Prozent die hohe Relevanz des Plattform-Themas und weitere 38 Prozent erkennen zumindest das Potenzial. Wenn es um die Einschätzung von Entwicklungsgeschwindigkeiten geht, sind die Firmen andererseits noch deutlich im analogen Zeitalter verhaftet: Vier Fünftel bezweifeln, dass industrielle Internetplattformen bereits in den kommenden zwei Jahren spürbare Veränderungen in der eigenen Branche anstoßen könnten. Selbst bezogen auf einen Horizont von fünf Jahren überwiegt bei fast der Hälfte noch Gelassenheit.

Der Vertrieb zögert

„Angesichts der Tatsache, dass solche Angebote derzeit wie Pilze aus dem Boden schießen, muss man ganz klar von einer trügerischen Sicherheit sprechen“, so Rohrbach. „Erst in zehn Jahren erwartet eine klare Mehrheit die Dominanz von industriellen Internetplattformen – im Zeitalter der digitalen Transformation eine Ewigkeit“, so seine Warnung. Während auf der Einkaufsseite zahlreiche Firmen bereits digitale Plattformen nutzten, agiere gerade der Vertrieb oft noch zögerlich. Hier spiele vor allem die – nicht immer unbegründete – Befürchtung eine Rolle, Plattform-Anbieter könnten sich zwischen das eigene Unternehmen und die Kunden drängen.

Aber auch eine gewisse Sorglosigkeit angesichts derzeit gut gefüllter Auftragsbücher sei zu beobachten. Doch bereits jetzt zeichnee sich ab, wie sich der Kauf von Investitionsgütern selbst auf bestehenden Plattformen etabliert, die man früher eher dem Consumer-Bereich zugeordnet hatte.

 

Unternehmen der Investitionsgüterindustrie sollten nicht den Fehler der B2C-Branchen wiederholen, sich dem Digitalisierungstrend in Verkauf und Service zu verweigern. Vielmehr gelte es, die Entwicklung von digitalen Industrieplattformen vor allem als Chance zu betrachten. „Blinder Aktionismus ist dabei fehl am Platz. Zunächst muss das eigene Leistungsportfolio grundlegend analysiert werden. Erst auf dieser Basis lassen sich Plattformstrategien und gegebenenfalls neue Geschäftsmodelle entwickeln“, rät Rohrbach.

Trend geht zu Lösungen aus dem eigenen Haus

Ein entscheidender Aspekt sei zudem, in welchem Umfang bestehende Angebote genutzt oder eigene Plattformen entwickelt werden sollten. Unter den Studienteilnehmern mit Industrie-4.0-Erfahrung gehe der Trend zu Lösungen aus dem eigenen Haus. „Dieses Bild könnte sich allerdings sehr bald verschieben“, so Rohrbach. „Gerade für den Vertriebsbereich empfiehlt sich eine Diversifizierung. Unternehmen sollten sich hier nicht unnötig beschränken, sondern die Vielzahl der Angebote auch im Sinne der Neukundengewinnung prüfen.“

Methodik: Für den Deutschen Industrie 4.0 Index 2017 befragte die Staufen AG zusammen mit der Staufen Digital Neonex GmbH insgesamt 394 Unternehmen in Deutschland. Mehr als 70 Prozent der befragten Unternehmen entstammen dem Maschinen- und Anlagenbau, der Automobil- und der Elektroindustrie.

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