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Digitalisierung ist zu selten Chefsache

Rund drei Viertel der deutschen Unternehmen sind der Digitalisierung gegenüber aufgeschlossen, zeigt die neue Trendstudie von TCS und Bitkom Research. Etwa genau so viele Unternehmen haben die Digitalisierung strategisch verankert. Die Geschäftsführung jedoch zieht sich als treibende Kraft aus Digitalprojekten tendenziell zurück: Deren Anteil sank im Vergleich zum Vorjahr um 9 Prozentpunkte. Auch einen bereichsübergreifenden Digitalisierungsverantwortlichen gibt es erst in weniger als der Hälfte der Unternehmen. Mehr denn je liegt die Verantwortung für digitale Innovationen wieder bei der IT-Abteilung (86 %).

In nur noch 42 Prozent der Unternehmen werden Digitalisierungsprojekte und digitale Innovationen vom Vorstand oder der Geschäftsleitung angestoßen, vor einem Jahr war dies noch in 51 Prozent der Unternehmen der Fall. Überwiegend kommen die Initiativen in 86 Prozent der Unternehmen aus der IT-Abteilung (2016: 78 %).

Nötig sind zentral verankerte Top-down-Entscheidungen

„Vorstände und Geschäftsführer ziehen sich aus Innovationsprojekten zurück. Dabei ist es gerade jetzt entscheidend, unternehmensweite Initiativen für zukunftsfähige Geschäftsmodelle zu entwickeln. Das erfordert zentral verankerte Top-down-Entscheidungen“, erklärt Sapthagiri Chapalapalli, Managing Director, Central Europe TCS.

„Die Digitalisierung verändert nicht nur Geschäftsprozesse, sie verändert vor allem auch die Geschäftsmodelle. Heute können Unternehmen ohne eigenes Warenlager zum Marktführer im Handel werden oder ohne eine einzige Immobilie oder ein einziges Fahrzeug zu besitzen, weltweit führend bei Übernachtungsangeboten oder im Beförderungsgewerbe werden“, sagt Dr. Axel Pols, Geschäftsführer der Bitkom Research.

Und Dr. Kay Müller-Jones, Leiter Consulting und Services Integration bei TCS, betont: „Die Studienergebnisse spiegeln die rasante Digitalisierung in Deutschland wider. Unternehmen spüren die disruptiven Effekte deutlich stärker als vor einem Jahr. Wer jetzt noch zögert, riskiert ganz klar Marktanteile.“

Unternehmen sind offen für innovative Technologien

Grundsätzlich gibt es der Studie zufolge eine große Offenheit gegenüber innovativen digitalen Technologien in der deutschen Wirtschaft. So sind jeweils rund drei Viertel der Befragten interessiert und aufgeschlossen gegenüber Cloud Computing (77 %) und Big Data Analytics (72 %), jeder Zweite gegenüber dem Internet der Dinge (46 %). Rund jedes dritte Unternehmen interessiert sich für Technologien wie Virtual und Augmented Reality (37 %), 3D-Druck (36 %), Künstliche Intelligenz (35 %) oder Robotik (29 %). Nur 7 Prozent geben an, dass sie gegenüber der Blockchain-Technologie interessiert und aufgeschlossen seien. „Unternehmen sollten den Einsatz von Technologien ganzheitlich denken“, sagt Müller-Jones.

„Viele Technologien entfalten ihr volles Potenzial erst, wenn sie miteinander verknüpft werden.“ Gerade mit Blick auf junge, noch wenig eingesetzte Technologien ergänzt Pols: „Unternehmen, die schon heute auf eine Technologie wie Blockchain oder Künstliche Intelligenz setzen, können sich dadurch einen Wettbewerbsvorteil gegenüber der Konkurrenz erarbeiten. Hilfreich kann es dabei sein, den Austausch mit Vorreitern in diesem Bereich, aber auch mit Start-ups aus dem Technologiebereich zu suchen.“

Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt

Der Einsatz innovativer digitaler Technologien hat auch Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt. So wollen 11 Prozent der Unternehmen die Stelle eines Cloud Engineers im Unternehmen schaffen, 8 Prozent wollen diese Qualifikation über einen externen Dienstleister nutzen. Jeweils 5 Prozent der Unternehmen planen Stellen für Data Scientists und Application Developer zu schaffen, externe Dienstleister wollen dazu 4 bzw. 9 Prozent nutzen. Die größte Nachfrage besteht allerdings nach IT-Sicherheitsexperten. Eine solche Stelle im Unternehmen wollen 15 Prozent besetzen, 20 Prozent wollen das Know-how extern beziehen.

Die Bedeutung der digitalen Transformation für die deutsche Wirtschaft spiegelt sich auch in der Investitionsbereitschaft wider. Im Durchschnitt haben die Unternehmen im vergangenen Jahr 4,6 Prozent ihres Gesamtumsatzes in die Digitalisierung investiert. Jedes zweite Unternehmen (52 %) setzt 5 bis 10 Prozent des Umsatzes dafür ein, 4 Prozent sogar 10 bis 20 Prozent.

Weitere Ergebnisse der Trendstudie „Digitalisierung – Deutschland endlich auf dem Sprung?“ mit Branchenergebnissen für den Maschinen- und Anlagenbau, die Informations- und Kommunikationstechnologie, Chemie und Pharma, Banken und Versicherungen, den Automobilbau sowie den Handel gibt es hier.

Methodik: Grundlage der Angaben ist eine Unternehmensbefragung, die Bitkom Research im Auftrag des IT-Beratungsunternehmen Tata Consultancy Services. Dabei wurden 905 Unternehmen mit 100 oder mehr Mitarbeitern befragt. Die Interviews wurden mit Führungskräften durchgeführt, die in ihrem Unternehmen für das Thema Digitalisierung verantwortlich sind. Dazu zählen Geschäftsführer und Vorstandmitglieder ebenso wie Entscheider aus den Bereichen Digitale Technologien, Informationstechnik, Operatives Geschäft und Finanzwesen. Die Umfrage ist repräsentativ für die deutsche Gesamtwirtschaft ab 100 Mitarbeitern.

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