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Die eigene Organisation bremst Banken bei der Digitalisierung aus

Noch immer kommt die Digitalisierung bei den Banken nicht schnell genug voran. Der Grund dafür liegt in der eigenen Organisation, die häufig in überholtem Denken und nicht zeitgemäßen Strukturen gefangen ist.

Unflexible Prozesse und nicht-agile Organisationen sind laut einer Studie der auf Finanzdienstleister spezialisierten Unternehmensberatung Cofinpron für 74 Prozent der befragten Bank- und IT-Experten die größten Hürden für Veränderungen bei den Instituten. Mit großem Abstand folgen ein kurzfristiges Denken (45 %), regulatorische Vorgaben (44 %) und fehlendes Fachwissen (43 %).


„Viele Jahre hat die Regulatorik einen großen Teil der Kapazitäten der Banken beansprucht. Inzwischen stehen zwar genug Mittel für Digitalisierungsprojekte zur Verfügung, die Fortschritte dabei sind aber im Verhältnis zu den eingesetzten Budgets zu gering“, sagt Valentino Pola, Digitalisierungsexperte bei der Unternehmensberatung Cofinpro.

Organisationen sind zu wenig agil

Die Studie zeige, „dass es Instituten an der grundlegenden Fähigkeit zu Veränderungen mangelt. Aber nicht, weil es an Wissen und Kapazitäten fehlt, sondern weil die Organisationen zu wenig agil sind und der kulturelle Umbau auf sich warten lässt. Die bürokratischen Prozesse verhindern jegliche Flexibilität. Für die Kreditinstitute muss die neue Ära daher mit dem Wandel in den Köpfen und in der eigenen Organisation beginnen.“

Zwar haben die Banken die erste Stufe der Digitalisierung abgeschlossen. Sie haben dabei unter anderem auch Start-ups oder eigene Plattformen gegründet und mit Fintechs kooperiert. „Jetzt geht es darum, den nächsten Reifegrad der Digitalisierung zu erreichen. Doch wenn die Institute auf diesem Weg vorankommen wollen, müssen sie zunächst die eigene Organisation kritisch hinterfragen und verändern“, so der Experte.

Digitales Banking in die Breite bringen

In dieser nächsten Stufe gelte es, die Erkenntnisse aus den abgeschlossenen punktuellen Digitalisierungsprojekten auf die Gesamtorganisation zu übertragen, um für die Herausforderungen der Zukunft gewappnet zu sein. Das sollte in mehreren Dimensionen stattfinden und nicht nur die IT- und jeweiligen Projektabteilungen einbeziehen. Stattdessen sollten auch die eigenen Geschäftsmodelle, Prozesse und Systeme, beispielsweise zur Führung, Entscheidung oder Personalentwicklung, hinterfragt werden. „Interne Prozesse, Unternehmenskultur und Paradigmen gehören auf den Prüfstand“, fordert Pola die Banken auf.

Dabei sei Schnelligkeit gefragt. Vor dem Hintergrund von PSD2 und drohenden neuen Wettbewerbern sollten die Institute alles tun, um ihre eigenen Marken und Reichweiten zu nutzen und das digitale Banking in die Breite der Bevölkerung zu bringen. „Die Kunden fordern von den Banken, sich den Gepflogenheiten der digitalen Welt anzupassen. Und die Kreditinstitute werden ihre starke Stellung nur dann behaupten können, wenn sie schnell handeln – es ist sprichwörtlich fünf vor zwölf“, warnt Pola. „Banken tun deshalb gut daran, die Veränderungen gleichzeitig als Chancen für ihr Geschäft zu begreifen.“

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