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Digitale Transformation stockt aufgrund Modernisierungsstau im Data Center

Mit der digitalen Transformation erhöhen sich die Anforderungen das Data Center in Bezug auf Effizienz und Flexibilität immens. Die Unternehmen modernisieren aber nur zögerlich und verlieren somit wertvolle Zeit. Lediglich 37 Prozent der für eine IDC-Studie befragten Unternehmen streben eine höhere Effizienz und Effektivität der IT-Ressourcen an.

Quelle: IDC

73 Prozent der für die Studie „Next Generation Data Center in Deutschland 2018“ befragten Unternehmen sehen die Notwendigkeit zu erheblichen Modernisierungsschritten im Data Center. Zwar haben viele Firmen in den vergangenen Jahren Investitionen ins Data Center getätigt, dennoch ist die Time-to-Market für die Bereitstellung von IT-Ressourcen nach wie vor zu lang und bremst die Weiterentwicklung von Geschäftsmodellen im Rahmen der digitalen Transformation aus.

Unternehmen seien jetzt gefordert, ihre IT-Infrastruktur und IT-Architektur grundlegend zu überarbeiten, das Ziel ist der Aufbau eines Data Centers der nächsten Generation: Hierzu zählen die umfassende Virtualisierung von Servern, Storage, Netzwerk sowie die Nutzung von Software Defined Infrastructure, Container, konvergente und hyperkonvergente Lösungen und zukünftig Composable IT. Zudem verknüpfe das Next Generation Data Center interne IT-Umgebungen und externe IT- und Businessressourcen, wie Cloud-Plattformen, Multi Clouds, Colocation Services und Business-Netzwerke zu einer einheitlichen Business Delivery Plattform.

Bestehende Infrastrukturlandschaft hat Silocharakter

Eine höhere Effizienz und Effektivität der IT-Ressourcen steht für 37 Prozent der befragten Unternehmen ganz oben auf der Agenda. Damit benennen die IT-Entscheider klar den grundlegenden Engpass der IT-Infrastruktur in der Digitalisierung.

Nach wie vor sei der Data-Center-Betrieb zu teuer und folglich zählen Kosteneinsparungen für 34 Prozent der Befragten zu den wichtigsten Prioritäten. Zwar seiend Investitionen in Next- Generation-Data-Center-Technologien zunächst hoch, mittel- bis langfristig sollen sich diese Ausgaben durch eine höhere Automatisierung, weniger Wartungsaufwand und geringere manuelle Tätigkeiten jedoch auszahlen. Mit der Nutzung von Multi Clouds und Colocation Services verlagern sich die Ausgaben auf diese Weise schrittweise von CAPEX zu OPEX, so IDC.

Zudem lasse sich der IT-Betrieb mit einer modernen Infrastruktur und automatisierten Prozessen sicherer und weniger störanfällig machen. Das sei immens wichtig, immerhin gaben 78 Prozent der befragten Unternehmen an, in den vergangen 12 Monaten Downtimes bzw. Einschränkungen bei der Bereitstellung von Services, entweder durch Technologieausfall, Fehlentscheidungen oder Hackerangriffe verzeichnet zu haben – ein wirklicher Hemmschuh bei der Digitalisierung, den es zu vermeiden gelte.

Matthias Zacher

„Wir sind davon überzeugt, dass Software-Defined-Infrastrukturen, hyperkonvergente Lösungen und zukünftig auch Composable IT die Data Center auch hierzulande revolutionieren werden“, sagt Matthias Zacher, Manager Research und Consulting bei IDC und Projektleiter der Studie. „IT-Verantwortliche müssen jetzt dringend damit beginnen, ihre starren IT-Ressourcen zu flexibilisieren. Tun sie dies nicht, können sie schon bald die Businessanforderungen nach einem sicheren und reibungslosem IT-Betrieb in zunehmend offenen und heterogenen geschäftlichen Ökosystemen nicht mehr gewährleisten. Damit setzen sie in letzter Konsequenz die erfolgreiche digitale Transformation und damit die Zukunft des Unternehmens auf’s Spiel.“

Ohne Software Defined Infrastructure keine flexible Infrastruktur 

Den einen Königsweg zum Next Generation Data Center gebe es nicht. Verschiedene Lösungsansätze wie Software Defined Compute, Software Defined Storage, Software Defined Networking sowie die Orchestrierung und Automatisierung über verschiedene Systeme und Domains seien nach der Virtualisierung der Infrastruktur für viele Unternehmen die nächsten logischen Schritte bei der Bereitstellung von IT-Ressourcen.

Neben den Vorteilen sehen sich die befragten Unternehmen aber auch mit einigen Herausforderungen konfrontiert: Die große Komplexität stellt für 31 Prozent der befragten Firmen ein ernsthaftes Hindernis dar, 26 Prozent verfügen nach eigenen Angaben nicht über ausreichendes Wissen zu SDI und mehr als ein Fünftel schätzt die Technologie als unreif ein. Aus Sicht von IDC müssen Anbieter hier nachbessern und beispielsweise mit Best Practice und Anwendungsfällen überzeugen.

Hyperkonvergente Lösungen optimieren Ressourcennutzung

Für hyperkonvergente Lösungen sei Software-Defined-Technologie eine entscheidende Komponente. Sie liefere essentielle Funktionalitäten wie etwa die dynamische Bereitstellung von IT-Infrastruktur, Flexibilität und Skalierbarkeit, einfaches Management sowie Ressourcen- und Kostenoptimierung, ohne die eine Modernisierung von Data Centern nicht möglich sei.

Das übergeordnete Ziel ist dabei die Unterstützung dynamischer Workloads. Immerhin 44 Prozent der Befragten versprechen sich eine bessere Auslastung der IT-Ressourcen, vorausgesetzt die Lösungen sind auf die jeweiligen Businessanforderungen zugeschnitten. 27 Prozent der IT-Abteilungen planen, ihre Server-Infrastruktur durch eine hyperkonvergente Infrastruktur abzulösen, 26 Prozent der IT-Abteilungen wollen ihr SAN durch eine hyperkonvergente Infrastruktur ersetzen.

Was all diesen Technologien gemein ist: Sie verfolgen den Ansatz der Entkopplung von Hardware und Software. Allerdings ergab die Befragung, dass viele Unternehmen offensichtlich keine klare Vorstellung davon haben, was konvergente und hyperkonvergente Systeme eigentlich sind. Dass Hersteller unterschiedliche Ansätze und Begrifflichkeiten für ihre Lösungen verwenden, mache es nicht einfacher für die Anwender. „Auch in diesem Punkt sehen wir eindeutig die Anbieter in der Pflicht, Aufklärungsarbeit zu leisten“, so Zacher.

Multi Clouds befinden sich noch in einer frühen Phase

Cloud Computing und Provider Services sind maßgebliche Bestandteile des Next Gen Data Centers. 88 Prozent der Unternehmen verfügen über eine Cloud-Strategie. Multi Clouds entwickeln sich dabei immer stärker zu einem neuen Cloud-Deployment-Modell. Nachdem sich zunächst Provider und Rechenzentrumsanbieter mit dem Thema beschäftigt haben, evaluieren Anwenderunternehmen nun zunehmend die Möglichkeiten.

Die Befragung zeigt, dass die Organisationen dabei verschiedene Ansätze verfolgen.

  • 37 Prozent verstehen unter der Multi Cloud die Zusammenarbeit mit einem oder zwei strategischen Cloud Providern, um den Managementaufwand gering zu halten und hybride Clouds weiterzuentwickeln.
  • 23 Prozent bevorzugen ein Brokermodell, bei dem der Provider in der Lage sein muss, Connectivity sowie Monitoring Tools für die relevanten Cloud Services anzubieten.

Grundsätzlich befinde sich Multi Cloud hierzulande noch in einer frühen Reifephase, allerdings werden die Unternehmen nach eigenen Angaben in den nächsten 36 Monaten verstärkt in Lösungen für Monitoring, Modellierung, Analyse, Systemstabilität, Sicherheit, zur Überwachung von Performance- und Wartungs-SLAs sowie Systeme zur Automatisierung und Orchestrierung investieren.

Composable IT ist (noch) Zukunftsmusik

IDC stuft Composable Infrastrukturen als den nächsten Schritt in der Weiterentwicklung von Technologie im Rechenzentrum ein. 80 Prozent der Befragten gaben an, den Begriff zu kennen, haben allerdings unterschiedliche Vorstellungen die Bedeutung betreffend. IDC bewertet Composable Infrastrukturen als einen Lösungsansatz für die wachsenden Anforderungen an Agilität und Flexibilität, der es den IT-Abteilungen ermöglicht, Anwendungen und Infrastruktur schneller zu provisionieren und zu skalieren und somit die Transformation von statischen und unflexiblen Infrastrukturen hin zu einer Umgebung zu vollziehen, die besser ausgelastet, agil und automatisiert und damit fit für die Digitalisierung ist.

In produktiven Umgebungen seien Composable Infrastrukturen heute noch nicht vorhanden, allerdings sieht IDC hier großes Potenzial für Anbieter, sich entsprechend aufzustellen.

Fazit: Es muss modernisiert werden

Unternehmen müssen im Zuge der digitalen Transformation ihre IT-Infrastruktur umfassend modernisieren, das haben die meisten Organisationen auch erkannt, wie sich an den Studienergebnissen ablesen lässt. Die Rahmenbedingungen stimmen: Anbieter haben innovative Technologien zu Lösungen entwickelt, die sehr viele Anforderungen der Unternehmen abdecken. Veränderte und neue Prozess- und Wertschöpfungsketten in der Nutzung der Informationstechnologie und Daten treiben diese Entwicklung zusätzlich an. Die Schlagzahl in den Unternehmen selbst sei allerdings noch zu gering.

Die Modernisierung der Data Center hin zum Data Center der nächsten Generation habe hierzulande gerade erst begonnen und werde die IT- und Fachabteilungen in den nächsten drei bis fünf Jahren sicher umfassend beschäftigen. Die meisten Unternehmen – das zeigt die Befragung deutlich – fahren dabei mehrgleisig. Auf der einen Seite führen sie moderne Technologien wie konvergente und hyperkonvergente Lösungen, Software Defined Infrastructures und Container ein und verfolgen in die Zukunft gerichtete Lösungen wie Composable IT. Auf der anderen Seite nutzen Unternehmen verstärkt Cloud Services und Provider-Dienste. Daran lasse sich ablesen, dass sich Cloud Computing im Data Center immer umfassender als das dominierende Deployment-Modell entwickelt. Die Komplexität im Data Center bleibe letztendlich hoch, auch wenn das nicht das Ziel der IT-Verantwortlichen ist. Das Potenzial der Automatisierung der gesamten Infrastruktur mit moderner Technologie sei aber enorm.

IT-Verantwortliche müssten jetzt prüfen, wie sich die Lösungs-Roadmaps ihrer Infrastruktur-Anbieter und Cloud- und Rechenzentrums-Provider für die nächsten drei Jahre darstellt, um die Service-Delivery im Hinblick auf die digitale Transformation und die damit verbundenen Herausforderungen optimal zu gewichten.

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