IBM hat die Namen der ersten Unternehmen und Organisationen bekanntgegeben, die ab sofort im Rahmen des neuen IBM Q Network Zugriff auf kommerzielle IBM Q Quantensysteme erhalten. Auch die Daimler AG ist unter den Gründungsmitgliedern. Das weltweite Netzwerk von Industrie-, Forschungs- und Wissenschaftsinstitutionen verfolgt das Ziel, Quantentechnologie zu fördern und erste kommerzielle Anwendungen zu entwickeln.
Die zwölf Gründungsmitglieder des IBM Q Network gehören laut Fortune Global 500 zu den weltweit führenden Unternehmen, Wissenschaftsinstitutionen sowie nationalen Forschungslabors. Gründungsmitglieder sind: Barclays, Daimler AG, Hitachi Metals, Honda, JP Morgan Chase, JSR, Nagase, Oakridge National Lab, Samsung sowie die Universitäten Oxford, Keio (Tokio) und Melbourne.
Neben der Möglichkeit, Quantensysteme zu nutzen, fördern die Gründungsmitglieder ein ständig größer werdendes Ökosystem rund um Quantentechnologien, das auf Open-Source-Quanten-Software sowie den entsprechenden Entwicklungswerkzeugen von IBM basiert.
Praktische Quantenanwendungen für die Industrie
IBM Q Network Partner arbeiten direkt mit Wissenschaftlern und Ingenieuren von IBM zusammen, um der Quantentechnologie in ihren jeweiligen Branchen über den Zugang zu IBM Q Systemen den Weg zu ebnen. Jeder einzelne der IBM Q Network-Partner werde praktische Anwendungen der Quantentechnologie auf unterschiedlichen Gebieten erforschen, die mit ihr schneller oder effizienter gelöst werden sollen als mit einem klassischen Computer:
- JP Morgan Chase wird mit IBM als Kooperationspartner aus dem Bereich der globalen Finanzdienstleistungen fungieren. Dabei liege der Fokus darauf, wie Quantentechnologien auf Finanzdaten im Bereich Handelsstrategie, Portfolio-Optimierung, Asset Pricing, Abrechnungen und Risikoanalysen angewendet werden kann.
Daimler AG wird gemeinsam mit IBM daran arbeiten, potenzielle Anwendungsfälle der Quantentechnologie für die Automobil- und Transportindustrie voranzutreiben. In einigen Forschungsbereichen sollen mithilfe von Quantenchemie neue Materialien für mobile Anwendungen gesucht und entwickelt. Weitere Schwerpunkte seien komplexe Optimierungsprobleme wie bei Fertigungsprozessen, Tourenplanung für Fuhrparklogistik, autonomen/selbstfahrenden Fahrzeugen sowie die Verbindung zwischen Quantentechnologie und maschinellen Lernen, um die Fähigkeiten künstlicher Intelligenz zu verbessern. “Das intelligente, vernetzte Auto der Zukunft braucht Rechenleistung, die heute nicht zur Verfügung steht,“ sagt Ola Källenius, Vorstandsmitglied der Daimler AG und Leiter des Bereichs Konzernforschung und Mercedes-Benz Cars Entwicklung. „Wir glauben, dass Quantencomputer eine wichtige Rolle bei der Schaffung von nachhaltiger und sehr effizienter Mobilität spielen könnten.“
- Samsung will in enger Zusammenarbeit mit IBM verschiedenste Anwendungsfälle untersuchen, in denen Quantencomputer die Zukunft der Halbleiter- und Elektronikindustrie beeinflussen könnten.
- JSR, ein japanisches Chemie- und Rohstoffunternehmen, soll untersuchen, wie Quantentechnologien Materialien für Elektronik-, Umwelt- und Energieanwendungen verbessern können.
Die anderen IBM Q Network-Gründungsmitglieder arbeiten gemeinsam mit IBM an ersten Studien oder zeitlich begrenzten Forschungsprojekten, um das Potential der Technologie in ihren jeweiligen Industrien oder Unternehmen zu evaluieren. Barclays, Hitachi Metals, Honda und Nagase werden dazu in ihren jeweiligen Branchen (Finanzen, Werkstoffe, Automobile und Chemie) entsprechende Anwendungsfälle untersuchen.
5 globale Anlaufstellen
In einem weiteren Schritt baut IBM auf vier Kontinenten fünf so genannte IBM Q Network Hubs auf. Ziele dieser Anlaufstellen seien ein verbesserter Zugang zu entsprechenden Systemen und eine Förderung bestehender Forschungen, um Ausbildung, Kompetenzentwicklung und Implementierung der Technologie voranzutreiben. Die fünf Hubs in einem der amerikanischen IBM Forschungszentren, der Universität Keio in Japan, dem US-amerikanischen Oakridge National Lab, der Universität Oxford in Großbritannien sowie der Universität Melbourne in Australien sollen es Partnern aus Industrie und Forschung ermöglichen, in gemeinsamer Entwicklungsarbeit am Thema Quantenrechner und -anwendungen zu forschen.
IBM arbeitet zudem bereits mit dem US-amerikanischen MIT, um durch das MIT–IBM Watson AI Lab die Verbindung zwischen Quantentechnologien und maschinellem Lernen zu erforschen. Gemeinsam untersuchen IBM- und MIT-Wissenschaftler die „Physik der KI“ unter Einbeziehung neuer Forschungsergebnisse zu KI-Hardware-Materialien sowie entsprechender Geräte und Architekturen. Die Schwerpunkte liegen auf dem Einsatz von KI zur einfacheren Charakterisierung und Verbesserung von Quantencomputern sowie der Nutzung von Quantentechnologien zur Optimierung und Beschleunigung von Algorithmen im Bereich maschinellen Lernens und KI-Anwendungen.
Wachsendes Quanten-Ökosystem
Über das öffentlich zugängliche IBM Q Experience haben seit seiner Eröffnung in 2016 mehr als 60.000 Nutzer über 1,7 Millionen Quantenexperimente durchgeführt und mehr als 35 Forschungsarbeiten veröffentlicht. Das IBM Q Experience ermöglicht es jedem registrierten Nutzer, sich über die IBM Cloud mit einem Quantensystem von IBM zu verbinden, Algorithmen und Experimente auszuführen, mit den einzelnen Quantenbits zu arbeiten und Tutorials und Simulationen auszuprobieren, um herauszufinden, was mit der Quantentechnologie alles möglich ist.