In Zeiten der Digitalisierung kennen IT-Chefs und -Mitarbeiter das Schlagwort Agilität schon lange – trotzdem sind nur fünf Prozent der IT-Organisationen hierzulande vollständig agil aufgestellt. Das soll sich allerdings bald ändern, zeigt eine neue Studie der Personal- und Managementberatung Kienbaum.
Innerhalb der kommenden fünf Jahre wollen 95 Prozent der Unternehmen ihre IT-Bereiche nach agilen Prinzipien ausrichten. Dabei setzen die Unternehmen fast immer auf neue Prozesse und Strukturen. Acht von zehn IT-Organisationen haben aber Probleme damit, auch ihre Kultur und die Kompetenzen ihrer IT-Mannschaft daran anzupassen. Außerdem problematisch: 79 Prozent der IT-Abteilungen arbeiten heute noch in klassischen Strukturen, so die Kienbaum-Studie. An der Studie haben 250 CIOs und IT-Führungskräfte teilgenommen.
„Um die agile Transformation erfolgreich zu gestalten, gilt es diverse Hebel zu identifizieren und zu betätigen. Aufgrund fehlender Erfahrungen tun sich die meisten Unternehmen hiermit noch schwer“, sagt Cyrus Asgarian, Partner bei Kienbaum und Leiter der Studie.
Die Unternehmen wollen in IT-Agilität investieren – denn es lohnt sich
Um die Agilitätswende zu schaffen, wollen die befragten Unternehmen investieren: 40 Prozent gehen davon aus, dass sie mittlere Volumina investieren werden, um sowohl ihre IT-Mitarbeiter zu befähigen als auch die Strukturen und Prozesse ihrer IT-Organisation neu auszurichten. 59 Prozent der Unternehmen wollen sogar große bis sehr große Investitionen tätigen.
Dass sich diese Investition auszahlt, zeigen innerhalb der Kienbaum-Studie die Unternehmen, die bereits agile IT-Bereiche haben: Neun von zehn IT-Organisationen, die nach agilen Prinzipien arbeiten haben dadurch ihre Lieferzeiten deutlich verbessert. 60 Prozent der befragten Unternehmen erzielen mit agiler IT signifikante Verbesserungen bei der Kundenzufriedenheit. „Die neuen Anforderungen an dynamische, teambasierte und autonome Arbeitsformen agiler Organisationen zwingen Unternehmen sich agiler aufzustellen“, sagt Asgarian.
Es gibt wenig agile Champions
Der agile Wandel steht noch am Anfang: 86 Prozent der Befragten sehen sich noch in der Anfangsphase ihrer agilen Transformation, lediglich 15 Prozent bezeichnen sich als „agile Champions“ und „agile Praktiker”.
Eine vertiefte Analyse der Studienergebnisse mit Hilfe des Kienbaum Agility Indexes zeige, wo die größten Stärken und Schwächen liegen. Am stärksten agil ausgerichtet sind IT-Prozesse – insbesondere Softwareentwicklung –, Methoden sowie IT-Rollen. Hier haben deutsche IT-Organisationen den Schwerpunkt ihrer agilen Transformationsanstrengungen gelegt und bereits Erfolge erzielt.
Schwachstellen und blinde Flecken offenbaren sich hingegen in den Bereichen technische Umgebung, die Kompetenzen der Führungsmannschaft, agile Steuerung und Incentivierungssysteme.
Die Studie zeige, dass insbesondere IT-Führungskräfte als primäre Initiatoren und Promotoren von agilem Wandel starke Kompetenzdefizite zeigen: Durchschnittlich nur 20 Prozent der Befragten stufen ihre Führungskräfte als agil kompetent bis sehr kompetent ein, wohingegen 80 Prozent der Befragten deutlichen Nachholbedarf sehen.
Steuerung der IT bleibt zu oft statisch, Agilitätseffekte verpuffen
Doch viele IT-Organisationen scheitern beim Übergang zur sogenannten All-Agile IT an der betriebswirtschaftlichen Steuerung. 95 Prozent der von Kienbaum befragten Unternehmen geben an, ihre IT-Steuerung nur teilweise oder gar nicht agil ausgerichtet zu haben. Beispielsweise sind Aufgaben der IT-Governance wie die IT-Budgetierung und das Management des Projektportfolios noch sehr statisch.
„Die Agilität der IT lässt sich nicht alleine durch modernisierte, farbenfrisch und offen gestaltete Meeting-Räume sowie die Einführung von Daily-Stand-up-Meetings steigern. Um spürbare Effekte zu erzielen, bedarf es einiges an Umdenken und enormen Aufwendungen sowohl aus technischer als auch aus organisatorischer Perspektive“, so Asgarian.
Die Studie gibt es hier zum Download.