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Digitalisierung im Maschinenbau: Branche fühlt sich nicht genug vorbereitet

Die Maschinen- und Anlagenbauindustrie steckt mitten im Umbruch. Die digitale Transformation zwingt Unternehmen, sich von Bewährtem zu lösen. Die Stimmung in der Branche sei bislang noch ungewiss. Konkurrenz befürchtet sie vor allem aus dem IT-Umfeld.

„82 Prozent der Top-Manager sind zwar überzeugt, dass eine Digitalisierung der Wertschöpfung mehr Chancen als Risiken mit sich bringt“, sagt Astrid Latzel, Partnerin bei A.T. Kearney und Expertin in der Industriegüterbranche. Andererseits fühlten sich aber nur die Hälfte der Entscheider auch gut auf diesen Wandel vorbereitet. Latzel sieht die Herausforderung jetzt vor allem darin, eine neue Struktur vorzugeben ohne die Flexibilität und Agilität im Unternehmen einzuschränken.

Diese Ergebnisse beruhen auf einer Befragung, die A.T. Kearney zusammen mit dem Institut für Demoskopie Allensbach unter mehr als hundert Entscheidern der Maschinenbau-, Automobil- und Elektroindustrie durchgeführt hat. Dabei zeigt sich, dass die Branche vor allem den branchenfremden Wettbewerb fürchtet: Ein Drittel der Befragten erwartet zukünftig mehr Druck von Unternehmen aus dem Digital- und IT-Umfeld.

Leitfaden für die digitale Transformation

A.T. Kearney veröffentlicht dazu eine neue Serie zur Zukunft des Maschinenbaus – Ausgabe 1. Sie beinhaltet einen praktischen Leitfaden, wie die digitale Transformation nachhaltig gelingen kann.

Anhand verschiedener Digitalisierungsebenen beschreibt er, wie sich Unternehmen für die Transformation aufstellen müssen:

  • Das bestehende Geschäftsmodell hinterfragen: Neuausrichtung des Fokus‘ weg vom Produkt hin zur Dienstleistung: Kann ich alternativ oder zusätzlich Geld verdienen, indem ich anstelle einer Maschine lediglich Maschinenverfügbarkeit verkaufen?
  • Neue Produkte und Angebote schaffen: Kann ich cloudbasierte Services nutzen, um meinen Kunden Entscheidungen abzunehmen (z.B. beim Festlegen von Instandhaltungszeitpunkten)?
  • Bestehende Wertschöpfungsketten optimieren: Kann ich durch die Nutzung von z.B. Wearables Logistikprozesse optimieren, indem ich real-time A/B-Tests direkt an die Montagelinie bringe?
  • Struktur und Kultur anpassen: Kann ich durch die Einführung einer Digitalabteilung und Initiativen den Erfindergeist bei meinen Mitarbeitern wecken?

Nötig sind digitale Vordenker auf allen Ebenen

„Helfen kann zudem, zunächst den Ausgangspunkt zu bestimmen und den internen Status quo aktuellen Trends und Best Practices der Branche gegenüberzustellen“, so Latzel. Unternehmen sollten sich Prioritäten setzen und überlegen, welchen Teil ihrer Wertschöpfung sie eigentlich digitalisieren wollen: Einzelne Produkte oder das gesamte System?

„Der Erfolg wird sich aber letztlich daran messen, ob sich das Top-Management zur digitalen Transformation bekennt.“ Das bedeute vor allem, digitale Vordenker auf allen Ebenen zu bestimmen und Freiräume zur Innovation zu schaffen, beispielsweise durch Labs. „Wenn alle Mitarbeiter eingebunden werden und Anreizsysteme wie flexible Arbeitszeiten- und -orte etabliert werden, entsteht auch eine digitale Unternehmenskultur.“ Diese Institutionalisierung des Wandels sei am Ende entscheidend, so Latzel.

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