In Deutschland ist Mobile Payment noch weit davon entfernt, sich flächendeckend durchzusetzen. Die „Digital Banking“-Umfrage der Strategieberatung Oliver Wyman zeigt, dass nur 7 Prozent der Befragten mit ihrem Smartphone am Point-of-Sale (PoS) bezahlen. Lediglich 33 Prozent der Nicht-Nutzer gaben an, sich vorstellen zu können, künftig Mobile Payment zu verwenden. Mehrere Faktoren könnten jedoch dazu führen, dass diese Zahlmethode durch neue Bezahllösungen abgelöst wird, noch bevor sie sich am Markt behaupten konnte.
Seit 2010 wird das Thema Mobile Payment regelmäßig in der deutschen Medienlandschaft diskutiert. Und jedes Jahr herrscht Einigkeit: Der Durchbruch steht unmittelbar bevor. Die Deutschen lieben das Bargeld, wie Analysen zum Zahlungsverhalten der Deutschen Bundesbank zeigen. Jedoch sind Veränderungen erkennbar: Gemessen am Umsatz ist der Bargeldanteil in 2017 von über 53 Prozent auf unter 48 Prozent zurückgegangen. Der Umsatzanteil von Debit- und Kreditkarten hat zur selben Zeit 40 Prozent erreicht.
Laut der Analyse spielt Mobile Payments nach Umsatz (0 %) im Jahr 2017 keine Rolle. Das bestätigen auch die Ergebnisse der Analyse: nur 7 Prozent der über 2000 Befragten gaben an, mit ihrem Smartphone am Point-of-Sale (PoS) zu bezahlen.
Nordische und asiatische Länder weit voraus
Obwohl sich in Deutschland 33 Prozent der Nicht-Nutzer vorstellen könnten, mit Mobile Payment zu bezahlen und dies ein großes Potenzial für Anbieter darstellt – andere Länder sind weit voraus: In vielen nordeuropäischen und asiatischen Ländern zahlen viele Kunden bereits über Mobile-Payment-Apps mit dem Smartphone.
In China wurden in 2017 beispielsweise nach Berechnungen der Deutschen Bundesbank bereits 56 Prozent des gesamten Zahlungsvolumens mobil bezahlt „Messenger Dienste wie Alipay und WeChat haben sich zum zentralen Ökosystem für Verbraucher in China entwickelt indem sie kommerzieller eingesetzt werden als vergleichbare Dienste aus Deutschland“, sagt René Fischer, Partner bei Oliver Wyman. „Mobile Payment ist ein Nebenprodukt, welches komplett in den Alltag integriert ist.“
Vielschichtige Gründe für die Zurückhaltung der Deutschen
Neben der fehlenden Integration von Mobile Payment in den Alltag führen weitere Faktoren dazu, dass diese Zahlmethode heute noch keinen Mehrwert für Verbraucher bietet. Einer der Gründe sei die starke Fragmentierung des Mobile Payment-Markts: Eine flächendeckende, standardisierte und händlerübergreifende Bezahllösung suche man derzeit noch vergeblich.
Zudem bieten Banken ihren Kunden mit kontaktlosen Kredit- und Girokarten eine praktische Alternative: 36 Prozent der befragten Verbraucher geben an, bereits die Möglichkeit zu haben, kontaktlos mit ihren Kredit- und Debitkarten zu zahlen. 42 Prozent sagten, dies auch bereits zu tun.
Ungewisse Zukunft für Mobile Payment
Mit der Einführung von Instant Payments – einer Bezahllösung, die in der SEPA-Zone Zahlungen in Echtzeit ermöglicht – könnte nun zusätzlich neuer Schwung in den Markt für Bezahllösungen kommen. Hierzu müsse es Banken und Händlern gelingen, einen einheitlichen Standard zu schaffen und den Autorisierungsprozess zu beschleunigen.
Neue Bezahlwege etablieren sich erst, wenn sie eine große Nutzerbasis erreichen, sie Mehrwert für den Kunden bieten, eine einfache User Experience aufweisen und Vertrauen in den Anbieter genießen. „Es drängt sich die Frage auf, ob Mobile Payment in Zukunft überhaupt noch gebraucht wird,“ sagt Gökhan Öztürk, Partner bei Oliver Wyman. Auch die kassenlose Bezahlinnovation, die von Amazon Anfang des Jahres mit „Amazon Go“ eingeführt wurde, könnte für Mobile Payment bald das Aus bedeuten.
Methodik: Für die Analyse wurden insgesamt 2006 Verbraucher zu ihren Bezahlgewohnheiten befragt, um den Stand der Mobile Payment Nutzung und der Durchdringung zu analysieren. Die Analyse wurde im September und Oktober 2017 durchgeführt.