Viele Unternehmen in Deutschland haben das Potenzial erkannt, das Lösungen und Services für künstliche Intelligenz im Hinblick auf die Optimierung von Prozessen bieten. Und das, obwohl künstliche Intelligenz für die breite Masse ein noch ein junges Thema ist.
Eine IDC-Studie zum Thema KI hat spannende und teilweise überraschende Einsichten zutage gefördert:
- 69 Prozent der befragten Unternehmen planen die Umsetzung eines neues KI-Projekts in den nächsten 12 Monaten.
- Gleichzeitig bremst ein Mangel an Experten KI ab und aus. In mehr als 80 Prozent der befragten Unternehmen fehlen aktuell Fachkräfte.
- Nicht die IT, sondern die Fachabteilungen treiben KI-Projekte in den Organisationen voran.
- Die Einsatzszenarien haben bislang wenig mit Science Fiction zu tun, die Unternehmen nutzen bevorzugt Chatbots und digitale Assistenten.
Junges Lösungs-Thema trifft auf hohe Nachfrage
Künstliche Intelligenz hat überraschend schnell den Weg aus den Laboren in vielfältige Lösungsansätze und Services gefunden. Auch wenn das Potenzial von KI erst in den nächsten Jahren aufgrund von höherer Rechenleistung und besseren Algorithmen umfassend ausgeschöpft werden wird, betrachten immer mehr Organisationen in Deutschland künstliche Intelligenz und Machine Learning als sinnvollen und praktikablen Ansatz sowie starken Enabler zur Verbesserung ihrer Geschäftsprozesse. Gut ein Viertel der befragten Unternehmen hat bis dato KI-Projekte umgesetzt. Beeindruckende 69 Prozent der Befragten planen, in den nächsten 12 Monaten eine neue KI-Initiative zu realisieren.
„Wir sind davon überzeugt, dass künstliche Intelligenz in zwei Jahren in jedem Unternehmen präsent sein wird“, sagt Matthias Zacher, Manager Research und Consulting bei IDC und Projektleiter der Studie. „Neben den Projekten, die die Firmen gezielt anstoßen, kommt KI über Apps, moderne Anwendungen und Cloud Services in Form von Updates und neuen Releases automatisch in die Fach- und IT-Abteilungen. Aus diesem Grund sollte sich jede Organisation jetzt ganz gezielt mit KI beschäftigen, um schnellstmöglich Mehrwert der bereits am Markt verfügbaren Lösungen zu ziehen.“
Der Blick auf andere westeuropäische Länder zeigt, dass der Anteil der Unternehmen, die KI einsetzen oder pilotieren in Großbritannien und in den skandinavischen Ländern höher ist als in Deutschland. Hier gilt es, den Anschluss nicht zu verlieren. Der Fachkräftemangel muss hierzulande mit Priorität adressiert werden.
Nicht die IT, sondern die Fachbereiche treiben KI voran
Künstliche Intelligenz wird in der Öffentlichkeit derzeit stark aus einer Technologieperspektive diskutiert. Für Unternehmen und Organisationen steht aber klar der Businessnutzen im Vordergrund. Das hat die Studie deutlich gezeigt. In 37 Prozent der Unternehmen sind die Fachabteilungen bei der Planung von KI federführend. Bei 35 Prozent der Organisationen erfolgt die Planung und Umsetzung im Rahmen einer Partnerschaft zwischen Fachbereich und IT. Nur ein Drittel der Unternehmen beauftragt ausschließlich die IT mit der KI-Projektierung.
IDC sieht hier die Gefahr, dass fachliche Aspekte nicht ausreichend berücksichtigt werden und diese KI-Projekte unter Umständen nicht die gewünschten Resultate bringen werden. 18 Prozent der Unternehmen verfügen über Innovationscenter bzw. Labs für die Evaluierung und Entwicklung geeigneter Lösungen. Diese Firmen sind in erster Linie im gehobenen Mittelstand und in großen Unternehmen angesiedelt. Dem klassischen Mittelstand fehlen hier schlichtweg die Ressourcen zum Aufbau von Innovationscentern. KI-Projekte sind nach IDC Beobachtungen am erfolgreichsten, wenn Fachabteilungen und IT von Anfang an an einem Strang ziehen.
KI ist für alle Branchen relevant, aber noch nicht überall installiert
Das große Interesse an künstlicher Intelligenz ist branchenübergreifend. Allerdings sind KI-Lösungen noch nicht in allen Branchen gleichermaßen im Einsatz. Einige Wirtschaftszweige arbeiten bereits erfolgreich mit KI, so setzen Banken und Versicherungen beispielsweise KI-basierte Lösungen für das Schadenmanagement und Fraud Detection ein, die Öffentliche Verwaltung zur Automatisierung einiger Verwaltungsabläufe, das Gesundheitswesen nutzt KI zur Früherkennung von Symptomen schwerwiegender Erkrankungen sowie zur Diagnoseunterstützung durch die Erkennung von Mustern in der Patientenakte und viele Energieversorger optimieren die Auslastung mittels intelligenter Netze.
„Sowohl Anbieter als auch Lösungspartner sollten ihre Projekte wesentlich stärker als bislang kommunizieren“, fordert Zacher. „Auch die Vorstellung kleinerer, vielleicht auf den ersten Blick wenig spektakulärer Projekte hilft, die Sichtbarkeit und den Nutzen greifbarer zu machen. Anbieter brauchen mehr Sichtbarkeit, Anwender Best Practice und Inspiration.“
Mangel an Spezialisten darf nicht zum Showstopper werden
Fehlende Fachkräfte bremsen KI-Aktivitäten in vielen Unternehmen aus, knapp die Hälfte der Firmen gab den Mangel an Experten als die größte Hürde für die Umsetzung von Projekten an. In mehr als 80 Prozent der befragten Unternehmen fehlen Fachleute. So können die Organisationen ihren Bedarf an Entwicklern und Datenbankmanagern für KI-Systeme, KI-Spezialisten, Data Scientists, Business-Analysten und Trainern derzeit nicht decken.
IDC geht davon aus, dass sich die Situation kurzfristig auch nicht entspannen wird, da die Ausbildungs- und Weiterbildungsmaßnahmen in vielen Unternehmen gerade erst anlaufen und zu wenige Experten am heiß umkämpften Talent Markt verfügbar sind. Deutsche Unternehmen sollten alle Hebel in Bewegung setzen, um hier nicht ins Hintertreffen zu kommen.
Präferierte Anwendungsszenarien: Chatbots und digitale Assistenten
Künstliche Intelligenz nutzt eine Vielzahl unterschiedlicher Technologien. Am häufigsten nutzen die befragten Unternehmen Extraktion von Wissen aus Daten (37 %), Spracherkennung (32 %), überwachtes Lernen (25 %), Bilderkennung/Bild-Klassifikation (23 %) sowie die automatische Content-Aggregation (23 %).
Auf Basis dieser Technologien setzen jeweils knapp 20 Prozent intelligente Assistenten zum Support von internen und externen Kundenanfragen, Chatbots für die Interaktion mit Kunden sowie KI/ML Cloud Services zur Anreicherung eigener Anwendungen ein.
Es zeigt sich deutlich, dass die verschiedenen Lösungsansätze zwar vorerst nur vereinzelt in den Organisationen genutzt werden, das allerdings in vielfältigen Einsatzszenarien. Dieser Umstand ist noch einmal eine klare Bestätigung dafür, dass KI in ihrer ganzen Breite in den Unternehmen analysiert, evaluiert, pilotiert und genutzt wird.
Künstliche Intelligenz hat sich in den vergangenen Jahren rasant weiterentwickelt, sodass heute eine Vielzahl an KI-Plattformen, Services und Anbietern am Markt verfügbar sind. Cloudbasierte KI-Services sind für 56 Prozent der befragten IT-Entscheider die bevorzugte Bereitstellungsform. Die Unternehmen nutzen sowohl KI-Services und KI-Lösungen Dritter, entwickeln aber zugleich eigene Algorithmen. In diesem Zusammenhang ist für 38 Prozent der IT-Entscheider Open Source eine Option zur Entwicklung eigener KI-Services.
Fazit: KI wird Unternehmen umfassend beschäftigen
Die IDC Studie zeigt: Unternehmen haben die Vorteile von KI erkannt. Sie haben begonnen, KI-Projekte an den Start zu bringen und gewinnbringend für die Organisation einzusetzen. Die meisten Firmen verstehen dabei zunehmend, dass ihre Daten ein echtes Asset sind. Der Einsatz von künstlicher Intelligenz steckt trotz aller Ambitionen hierzulande noch in den Kinderschuhen – auch, wenn die geplanten KI-Projekte für die nächsten Monate überraschend hoch ausfallen. Klar ist, dass KI die IT- und Fachabteilungen in den nächsten zwei bis drei Jahren sicher umfassend beschäftigen wird. Das ist auch zwingend erforderlich, denn im europäischen Vergleich liegt Deutschland im Hinblick auf die Nutzung von KI „nur“ im Mittelfeld. Dennoch: Hier gilt es im Kontext der Digitalisierung den Anschluss nicht zu verlieren.
IDC ist davon überzeugt, dass mittelfristig alle Unternehmen und Organisationen KI nutzen werden: Zum einen als Basiskomponente von Next Generation Business- und Infrastrukturanwendungen und zum anderen als KI-Services und Algorithmen.
Die Unternehmen stehen jetzt vor der Herausforderung, umfassendes Know-how aufbauen, um Mehrwert aus KI zu generieren. Dafür muss KI vorrangig als Business-Thema begriffen werden. Zudem sollten IT- und Fachabteilungen KI-Projekte Hand in Hand vorantreiben. KI setzt der Kreativität mit Blick auf die Fach- und Geschäftsbereiche nur wenige Grenzen. Für deutsche Organisationen gilt es nun, diese Kreativität zu entfesseln.
Eine Zusammenfassung der aktuellen Studie können Anwenderunternehmen kostenfrei hier anfordern.