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Pharma 3.0: Life-Science-Start-ups rücken Pharmakonzernen auf die Pelle

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Die Digitalisierung ermöglicht der Pharmabranche ganz neue Ökosysteme und Geschäftsmodelle im Gesundheitsmarkt. Der Trend geht dabei weg vom Blockbuster-Modell hin zum „Patient Outcome“- also einem ergebnisbezogenen Modell.

Im Jahr 2015 belief sich der allgemeine Pharmamarkt in Deutschland auf rund 32 Milliarden Euro, von denen ein Großteil auf den Arzneimittelverkauf fiel.  Gesundheits-IT-Lösungen wie Wearables oder Smartphone-Apps sowie Kooperationen etwa über Lizenzvergaben spielten eine vergleichsweise geringe Rolle. Das wird sich ändern: Allein in Deutschland soll sich der Pharmamarkt laut einer EY-Prognose bis 2030 von 32 Milliarden Euro auf 63 Milliarden Euro verdoppeln.

Gesundheits-IT-Lösungen vs. klassische Pharmaverkäufe

Zwar sollen auch dann noch die klassischen Pharmaverkäufe den größten Teil des Marktes ausmachen. In Deutschland werden sie der Studie zufolge voraussichtlich von 19,8 Milliarden Euro auf 30 Milliarden Euro steigen. Allerdings wird der Anteil von Gesundheits-IT-Lösungen am Gesamtmarkt noch deutlicher zunehmen: Für Deutschland prognostiziert die Studie mehr als eine Verdreifachung von 8,5 Milliarden Euro auf 27,6 Milliarden – Gesundheits-IT-Lösungen werden also ein ähnliches Niveau wie klassische Pharmaverkäufe erreichen. Der Lizenzmarkt als dritte Säule des Pharmamarktes soll nur leicht von knapp 4 Milliarden auf 6 Milliarden Euro steigen.

Jürgen Peukert, Leiter Life Sciences Advisory für Deutschland, Österreich und die Schweiz bei EY, betont: „Wir befinden uns auf dem Weg von Pharma 1.0 zu Pharma 3.0 – und damit vom Blockbuster-Modell hin zum „Patient Outcome“- also einem ergebnisbezogenen Modell. Bisher hatten wir ein bestimmtes Medikament, das auf den Markt gebracht wurde und möglichst viel Umsatz generieren sollte. Jetzt entstehen Ökosysteme, deren Teilnehmer große Mengen an relevanten Informationen austauschen und so individuelle Diagnosen und Behandlungsmethoden für Patienten ermöglichen. Zukünftig wird es für Pharmaunternehmen also viel stärker darauf ankommen, mit digitalen Technologien diesen Informationsaustausch zu kontrollieren und zu analysieren, um daraus Angebote für die Patienten zu entwickeln.“

Start-ups werden Konzernen Marktanteile abjagen

Dabei werde sich allerdings ein Wettbewerb mit neuen Marktteilnehmern entwickeln, die – je nachdem, welche Strategie die Pharmakonzerne verfolgen – diesen Marktanteile abjagen dürften. Für die Studie wurden daher unterschiedliche Szenarien durchgespielt, die alle gemeinsam haben: Die neuen Marktteilnehmer werden für die Pharmakonzerne zur ernsthaften Konkurrenz. Bis 2030 werden laut EY Prognose Life-Science-Start-ups zwischen 30 und 45 Prozent des Marktes übernehmen.

Am meisten Anteile müssten die Pharmakonzerne demnach abgeben, wenn sie sich rein auf Effizienzmaßnahmen konzentrieren und Innovationen von außerhalb der Branche übernehmen, statt sie selbst zu entwickeln. Das für sie beste Szenario ergebe sich, wenn sie darauf abzielen, das gesamte Ökosystem selbst zu kontrollieren und zu gestalten.

Für den gesamten DACH-Markt würden die etablierten Pharmakonzerne im letzteren Fall auch weiterhin das traditionelle Pharmageschäft bestimmen mit einem Jahresumsatz von rund 66 Milliarden Euro. Start-ups würden mit rund 12 Milliarden Euro nur einen Bruchteil davon umsetzen. Dafür würden sie bei neuen, IT-basierten Gesundheitslösungen den Markt dominieren und hier rund 22 Milliarden Euro umsetzen. Die traditionellen Pharmaunternehmen kämen demnach zwar „nur“ auf rund 13 Milliarden Euro Gesamtumsatz in dem Bereich – aber in den anderen Szenarien würden die Start-ups noch mehr Anteile an dem disruptiven IT-Markt übernehmen.

Völlig neue Situation für Konzerne

„Daten sind das neue Gold der Pharmaindustrie“, sagt Peukert abschließend. „Start-ups haben hier gewisse Vorteile, weil sie flexibler sind und neue Lösungen schnell entwickeln können. Für die großen Konzerne wird es vor allem darum gehen, Daten in Informationen zu übersetzen, die ihnen helfen, Patienten die bestmöglichen Behandlungsmethoden anzubieten. Wir reden hier von einer völlig neuen Situation für die Unternehmen, die erst noch lernen müssen, welche Daten wirklich wichtig sind und wie sie diese am besten verarbeiten können. Das führt letztlich auch zu einer neuen Kultur, die erst noch in den Konzernen ankommen muss: Die Zusammenarbeit über Unternehmens- und Ländergrenzen hinweg wird von zentraler Bedeutung sein, damit Ökosysteme funktionieren und sowohl den Unternehmen als auch den Patienten Mehrwert liefern können.“

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