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Zäsur: Online-Jobbörsen sind wichtiger als Arbeitsagenturen

Der Wettbewerbsfaktor Nummer eins im deutschen Markt für Zeitarbeit und Personaldienstleistungen ist die Rekrutierungsstärke. Waren die Arbeitsagenturen bislang stets der wichtigste Rekrutierungskanal, zeigt sich in der aktuellen Lünendonk-Studie eine Zäsur: Erstmals sind die Online-Jobbörsen wichtiger als die Arbeitsagenturen. Durchschnittlich rekrutieren die führenden Anbieter mehr als 28,4 Prozent der Zeitarbeitnehmer über Online-Jobbörsen, über die Arbeitsagenturen liegt der Anteil nur noch bei 19,6 Prozent.

In der Vorjahresuntersuchung hatte der Anteil der über die Arbeitsagenturen eingestellten Zeitarbeitnehmer noch bei 24,3 Prozent gelegen. Das zeigt die aktuelle Lünendonk-Studie „Zeitarbeits- und Personaldienstleistungs-Unternehmen in Deutschland“. d

„Die Arbeitsagenturen wurden nach Anlauf über mehrere Jahre jetzt sehr deutlich von den Online-Jobbörsen überholt“, analysiert Hartmut Lüerßen, Partner bei Lünendonk & Hossenfelder, die Situation. In Summe sind die digitalen Rekrutierungskanäle den Untersuchungen des Research-Unternehmens zufolge bereits seit einigen Jahren wichtiger als die „Offline-Rekrutierung“ per Brief, Print-Anzeigen oder Job-Messen. „Dennoch steht diese Zäsur symbolisch für die steigende Bedeutung der Digitalisierung für den Personaldienstleistungsmarkt“, so Lüerßen weiter.

Fragile Balance zwischen Kosten- und Innovationsdruck

Nachdem die Zeitarbeitsunternehmen im Jahr 2017 viel Zeit und Geld investieren mussten, um die neue Gesetzgebung abzubilden, die Mitarbeiter zu schulen und die Kunden auf die neuen Regeln vorzubereiten, gehe es aktuell darum, sich für die digitale Zukunft aufzustellen. „Diese Balance zwischen Kostendruck, Kandidatenmangel, erwarteten höheren Übernahmequoten und Innovationsdruck ist schwer auszutarieren“, erläutert Lüerßen.

Dabei wollen die führenden Anbieter an erster Stelle in die Rekrutierung investieren. Hier steht beispielsweise mit Programmatic Job Advertising ein Innovationskandidat aus der Online-Marketing-Welt vor der Tür des stark umkämpften Bewerbermarkts: Services und Plattformen, die anhand von Analytics die jeweils erfolgversprechendsten Kanäle und Stellenbörsen auswählen und auch an den etablierten Bezahlmodellen rütteln dürften. An zweiter Stelle sind Investitionen in den Vertrieb zu nennen, gefolgt von „mobile-optimierten Web-Auftritten“ und „Anbindung externer Service-Portale und Dienste“.

Digitalisierung bleibt das dominierende Thema

Aus der Marktperspektive betrachtet sollte die Möglichkeit, innovative Technologien oder externe (Online-)Dienste anzubinden, nicht unterschätzt werden. Für die Personaldienstleister gehe es darum, flexible und mobile-fähige Prozessketten abzubilden, bei denen auch externe Services wie Stellenmarkt-Suchmaschinen und automatisches Matching mit vorhandenen Kandidatenprofilen eingebunden werden können.

„In wenigen Jahren könnten Kunden daran gewöhnt sein, auch Business-Themen durch die künstliche Intelligenz von Alexa, Google Assistant etc. in den Äther zu sprechen. Wenn dann Google for Jobs in Deutschland verfügbar ist, rufen vielleicht schon die ersten Bewerber an, wenn der Personaler oder Werksleiter noch im Stau auf der Autobahn steht“, sagt Lüerßen.

„Voice Commerce klingt zugegebenermaßen noch sehr nach Zukunftsmusik. Aber von der Einführung des iPhones im Jahr 2007 und mobile first/mobile only waren es nur noch acht Jahre. Klar ist: Die Digitalisierung wird die Entwicklungen im Personaldienstleistungsmarkt auf Jahre hinaus massiv beeinflussen.“

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