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Mensch-Maschine-Kollaboration ohne Schutzzaun: Robotik für Menschen mit Handicap

Quelle: Bosch

Der Einzug von Robotern in Produktionshallen ist in vollem Gange, Arbeitsumgebung und -inhalte ändern sich. Doch wie sieht sie aus, die neue Arbeitswelt? Wie funktioniert die Arbeitsteilung zwischen Mensch und Maschine? Und welche Möglichkeiten bieten Roboter, um speziell Menschen mit Handicap attraktivere Arbeit und Teilhabe zu ermöglichen?

Antworten auf diese Fragen will das von der Robert Bosch GmbH, dem Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO, dem Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik und Automatisierung IPA und der ISAK GmbH realisierte Projekt AQUIAS (Arbeitsqualität durch individuell angepasste Arbeitsteilung zwischen Servicerobotern und schwer-/nichtbehinderten Produktionsmitarbeitern) liefern. Gefördert wird das Projekt vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF).

Roboter übernehmen monotone und belastende Tätigkeiten

Die AQUIAS-Initiatoren setzen APAS, den automatischen Produktionsassistenten von Bosch, bei der ISAK GmbH ein; einem Unternehmen, in dem Schwerbehinderte mit unterschiedlichen, teils erheblichen Leistungseinschränkungen arbeiten. Zum Einsatz kommt APAS in der Sanitärmontage. Hatte der Mitarbeiter zuvor bis zu 8 000 Mal am Tag eine Handhebelpresse zu bedienen, um filigrane Teile miteinander zu verpressen, übernimmt diese monotone und körperlich belastende Aufgabe heute der Roboter.

Im Rahmen des Projekts sei es gelungen, die Qualität der Arbeit zu verbessern: Anstrengende Tätigkeiten fallen weg, dafür entstehe Freiraum für hochwertigere Aufgaben und den zwischenmenschlichen Austausch. „Wir haben erreicht, dass ausschließlich für den Menschen körperlich und psychisch belastende Aufgaben vom Roboter übernommen werden. Alle anderen Aufgaben, wie die Vorbereitung der Arbeitsschritte oder die Qualitätskontrolle, verbleiben beim Menschen und sichern so den Erhalt abwechslungsreicher Tätigkeiten“, bilanziert David Kremer vom Fraunhofer IAO, der das Projekt koordiniert. Menschen mit Handicap sollen so eine berufliche Perspektive und die Möglichkeit zur Teilhabe an der modernen Produktion erhalten.

Robotik-Lösungen für individuelle Anforderungen

Damit die Robotik-Technologie bei der ISAK GmbH eingesetzt werden konnte, hat Bosch den Arbeitsplatz speziell auf die Fertigungsumgebung und die unterschiedlichen Bedürfnisse der Mitarbeiter angepasst. Es galt, Schnittstellen zwischen Mensch und Maschine neu zu konfigurieren. So passe sich der Roboter flexibel an individuelle Tischhöhen an und seine Sensorhaut ermögliche eine Zusammenarbeit ohne Schutzzaun: Komme ein Mitarbeiter zu nahe, stoppe APAS automatisch völlig berührungslos ab. Werkstücke lassen sich auf diese Weise sicher übergeben und Kollisionen vermeiden.

Von schwerbehinderten Mitarbeitern lernen

„Beim Projekt AQUIAS möchten wir von schwerbehinderten Mitarbeitern lernen, wie sich die Mensch-Roboter-Interaktion verbessern lässt. Die Anforderungen, die ein Produktionsassistent erfüllen muss, sind vielfältig und oft abweichend von der Norm. Deshalb entwickeln wir individuelle Lösungen und erweitern kontinuierlich das Spektrum an Situationen und Aufgaben, bei denen APAS unterstützt“, sagt Wolfgang Pomrehn, Produktmanager der APAS-Assistenzsysteme bei Bosch.

Aus den Ergebnissen leite Bosch Maßnahmen ab, um den Einsatz von Robotern in Produktion und Logistik weiter zu verbessern. Das Unternehmen plant, in seinem Werk in Blaichach (Allgäu) Arbeitsplätze für Mitarbeiter mit und ohne Leistungseinschränkungen einzurichten. Im Fokus stehe dabei die Handhabung schwerer Aluminiumblöcke für den Automobilbau, die bei optischen Qualitätsprüfungen unter dem Mikroskop bewegt werden müssen.

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