Autonomes Fahren, virtuelle Realität – die Leistungsfähigkeit der nächsten Mobilfunkgeneration 5G eröffnet Netzbetreibern große Chancen. Dennoch sind 53 Prozent der Vorstände der 20 weltweit größten Mobilfunkunternehmen skeptisch. Sie sehen keinen unmittelbaren Nutzen für ihr Geschäft und fürchten die hohen Investitionskosten. Dies sind Ergebnisse der Studie „Why the 5G Pessimists Are Wrong“ der Managementberatung Bain & Company.
Doch mit diesem Pessimismus schaden sich die Mobilfunkbetreiber nur selbst, so die Studie. Denn investieren sie zu zögerlich in 5G, verlieren sie technisch den Anschluss – und damit drohe ihnen der Verlust ihrer Wettbewerbsfähigkeit. Da die Netzqualität für die Kunden das wichtigste Entscheidungskriterium für einen Anbieter ist, laufen die Nachzügler überdies Gefahr, substanzielle Einbußen bei Marktanteilen und Umsätzen hinnehmen zu müssen.
Alexander Dahlke, Bain-Partner und Telekommunikationsexperte betont: „Vor diesem Hintergrund ist die Zurückhaltung der Netzbetreiber bei 5G ausgesprochen riskant.“ Und er fügt hinzu: „Bislang haben sie immer in die neueste Technologie investiert, um den Anforderungen ihrer Kunden gerecht zu werden und ihre Umsätze sowie Gewinne zu steigern.“
Gefährlicher Irrglaube
Die Skepsis der Mobilfunkmanager beruhe auf drei grundlegenden Denkfehlern, die die Bain-Studie identifizieren und entkräften will.
1. Die Einführung von 5G rentiere sich nur durch neue Anwendungen.
Das sei falsch. Es bedarf laut Bain keiner neuen Anwendungen, beispielsweise des selbstfahrenden Autos, um 5G wirtschaftlich zu betreiben. Allein die enorme Verbesserung von Übertragungsgeschwindigkeit und Kapazität bringe den Vorreitern klare Wettbewerbsvorteile durch weniger verstopfte Netze und ein Angebot an Diensten, das es bislang ausschließlich im Festnetz gibt.
2. Die Investitionskosten seien absurd hoch.
Das sei falsch. Prognosen, die von einem viel zu hohen Anstieg der Investitionen im Vergleich zum Umsatz ausgehen, verkennen die Realität. 5G müsse weder sofort flächendeckend eingeführt werden, noch seien viele zusätzlicher Mobilfunkzelle nötig. So werden sich 5G-fähige Geräte – wie bei allen technischen Neuerungen üblich – in das bestehende Netz einloggen, wenn keine 5G-Verbindung möglich ist. Auch verfügten die meisten Netzbetreiber bereits über eine ausreichende Dichte an Knotenpunkten, die für 5G notwendig sind.
3. 5G reduziere hauptsächlich die Netzkosten, bringe aber kaum zusätzlichen Umsatz.
Auch das sei falsch. Bei 5G einzig auf Kostensenkungen zu setzen, greife viel zu kurz. Neben dem deutlichen Effizienzgewinn durch die neue Technik lassen sich mit der verbesserten Infrastruktur zusätzliche Umsätze erzielen, die in die Qualität und Ausbreitung des 5G-Netzes reinvestiert werden könnten.
Strategie der Sieger
„Erfolgreiche Mobilfunkbetreiber investieren deshalb schnell und kontinuierlich in die neue 5G-Technologie und entwickeln ihre Infrastruktur für die zukünftigen Anforderungen weiter“, erklärt Dahlke. „Sinnvoll ist ein mehrjähriger Plan, der es Unternehmen erlaubt, mit überschaubaren Ausgaben einzelne Problemfelder zu bearbeiten und die technischen Verbesserungen bei 5G im Zeitverlauf zu nutzen. So sind nicht nur Kosteneinsparungen möglich, sondern gleichzeitig auch Umsatzsteigerungen.“