Smartphones sind zum unverzichtbaren Begleiter in unserem Alltag geworden. Der Markt ist quasi gesättigt. Doch mit 5G und intelligenten Sprachassistenten stehen die nächsten zukunftsweisenden Entwicklungen schon in den Startlöchern. Laut dem Mobile Consumer Survey von Deloitte ist jedoch vor allem bei den Sprachassistenten der Hype der Hersteller wesentlich größer als die Begeisterung der Verbraucher.
An der Frage, wie künstliche Intelligenz unsere Zukunft bestimmen wird, komme derzeit kein Leitartikler vorbei, so die Autoren der Untersuchung. Dabei sei sie längst da: In Form ihres Smartphones tragen neun von zehn Deutschen über 18 Jahren ein Stück KI mit sich herum. Künstliche Intelligenz mache Smartphones erst wirklich smart und sei eine unverzichtbare Grundlage für innovative Funktionen wie Sprachassistenten. Doch nicht alles, was möglich ist, komme auch bei den Verbrauchern an.
Mit dem Mobile Consumer Survey präsentiert Deloitte bereits im achten Jahr eine aktuelle Bestandsaufnahme des deutschen Mobilfunkmarktes. 2.000 Konsumenten wurden detailliert zu Nutzungsgewohnheiten, aber auch zu ihrer Einstellung hinsichtlich innovativer Angebote aus der Welt der Mobilkommunikation befragt.
Sprachassistenten: Zurückhaltung bei den Verbrauchern
„Das Smartphone ist fester Bestandteil unseres Alltags, doch im Hintergrund sind bereits die nächsten zukunftsweisenden Entwicklungen der Mobilfunkbranche in den Startlöchern“, erläutert Dr. Andreas Gentner, Partner und Leiter Technology, Media & Telecommunications EMEA bei Deloitte. „Von den Nutzern nahezu unbemerkt hält künstliche Intelligenz Einzug auf mobilen Endgeräten, und mit Sprachassistenten setzt sich potenziell ein elementar anderes Bedienkonzept ,beyond Touch‘ durch. 5G führt Mobile Data bald in neue Bandbreiten-Dimensionen.“ Der aktuelle Mobile Consumer Survey soll die Frage beantworten, ob Verbraucher bereit seien für diese neuen Entwicklungen.
Der vielleicht wichtigste Trend der Mobilfunkbranche war erst in der vergangenen Woche prominent auf der Consumer Electronics Show (CES) in Las Vegas vertreten. Microsoft, Apple, Samsung, Amazon – die Riesen der Branche tüfteln derzeit alle an ihren Sprachassistenten. Bei immer mehr Geräten, vom Kühlschrank bis zum Auto, ist der eingebaute Sprachassistent inklusive. In modernen Smartphones und Tablets sind sie auf dem Weg zum Standard-Feature. Entsprechend groß sei die Verbreitung, doch das heiße noch lange nicht, dass Siri, Cortana und Google Assistant von den Verbrauchern auch tatsächlich genutzt werden, wie der Mobile Consumer Survey zeige. Altersübergreifend verwenden gerade mal 16 Prozent der Befragten die Sprachassistenten auf ihren Smartphones oder Tablets. Und mit 39 Prozent ist Sprachsteuerung zwar die bekannteste aller KI-basierten Funktionen, aber dennoch weniger als der Hälfte aller Nutzer überhaupt ein Begriff.
Potenzial bei Älteren
Am ehesten können sich bisher jüngere Nutzer der Altersgruppe bis 34 Jahre sowie Besitzer von Premium-Smartphones für die Sprachassistenten begeistern. Am häufigsten sagen die deutschen Verbraucher: „Okay Google“, der Google Assistant ist der meistgenutzte Sprachassistent hierzulande, was allerdings vor allem an der großen Verbreitung Android-basierter Endgeräte liege. Die meisten Nutzer sehen die Technik noch immer eher als Spielerei und nicht als ernst zu nehmendes Feature, das ihnen den Alltag erleichtert.
Dabei verdeutliche die Altersgruppe 65 plus bereits jetzt, welches Potenzial Sprachassistenten im Alltag haben können. Die Deloitte-Umfrage zeigt, dass jene älteren Menschen, die Sprachassistenten für sich entdeckt haben, diese dann auch häufiger nutzen als die mittlere Altersgruppe. Offensichtlich falle älteren Verbrauchern die Steuerung per Sprache leichter als die klassische Touch-Bedienung.
„Die große Herausforderung für die Hersteller liegt jetzt darin, die Verbraucher an die intelligenten Sprachassistenten heranzuführen“, sagt Gentner. „Hierbei ist es wichtig, dass der Mehrwert für den Nutzer im Mittelpunkt bei der Entwicklung sprachbasierter Anwendungen steht und dieser dann auch entsprechend kommuniziert wird.“
5G kein Thema für Konsumenten
Ähnlich sieht die Lage auch bei einem anderen heißen Thema der Mobilfunkbranche aus: 5G steht in den Startlöchern. Zwar gaben in der aktuellen Befragung 40 Prozent der Verbraucher an, 5G sei ihnen wichtig- von einem Hype um die Netzinfrastruktur der fünften Generation könne jedoch keine Rede sein. 53 Prozent der Befragten gaben an, dass 5G für sie nicht von Bedeutung sei.
Dabei bringe die neue Mobilfunkgeneration eine Reihe interessanter Vorteile für die Nutzer mit sich: Mit zehnmal höheren Übertragungsgeschwindigkeiten als die schnellsten 4G-Netze und geringeren Latenzzeiten ermöglichst 5G nicht nur eine bessere mobile User Experience, sondern liefere auch die Grundlage für neue Angebote wie 4K-/8K-Video, Virtual und Augmented Reality und Real Time Gaming.
Keine Lust auf AGBs
Wer über den Mobile Consumer spreche, komme am Thema Datenschutz nicht vorbei. Hier zeige sich deutlich: Die Sorge der Verbraucher ist groß, ihre Bereitschaft, Allgemeine Geschäftsbedingungen (AGBs) zu lesen, dagegen eher klein. 70 Prozent der Befragten gehen davon aus, dass Online-Unternehmen ihre persönlichen Daten mit Dritten teilen, und drei Viertel davon beunruhigt diese Vorstellung, den größten Teil sogar sehr.
Bemerkenswert sei, dass nicht etwa vor allem ältere Nutzer Angst um ihre Daten haben. Die Sorge ziehe sich durch alle Altersklassen. „Das Vertrauen der Verbraucher in Online-Unternehmen ist sehr begrenzt“, bestätigt Gentner. „Gleichzeitig steht das Nutzungsverhalten deutscher Konsumenten im Widerspruch zu den weit verbreiteten Sorgen um Schutz und Sicherheit von persönlichen Daten. Die großen Online-Unternehmen müssen Konsequenzen ihrer Kunden kaum fürchten.“
Smartphone bleibt Lieblings-Device der Deutschen
So lesen nur 10 Prozent der deutschen Mobilfunknutzer AGBs, bevor sie diese akzeptieren. Besonders lax gehen die jungen Konsumenten mit der Thematik um. In der Altersgruppe der 18- bis 24-Jährigen gaben 63 Prozent an, AGBs fast immer zu akzeptieren, ohne diese vorher zu lesen. Dabei werde durch das ungeprüfte Akzeptieren von AGBs häufig der Zugriff auf Surf-Historie, Kontaktlisten oder das Adressbuch zugelassen.
Nicht zuletzt dieser Widerspruch zwischen durchaus begründeter Sorge und tatsächlichem Nutzerverhalten zeige, dass das Smartphone aus unserem Leben nicht mehr wegzudenken ist. „Das Smartphone ist ein unverzichtbarer Bestandteil der täglichen Kommunikation und Mediennutzung“, fasst Gentner zusammen. „Unsere Ergebnisse lassen darauf schließen, dass es auch weiterhin das Lieblings-Device der Deutschen bleibt und die Mobilfunknutzer in allen Lebenslagen begleiten wird – Potenzial für neue, nützliche Features gibt es noch ausreichend.“