Laut dem Deutschen Industrie 4.0 Index gehören für jedes zweite Unternehmen Industrie 4.0 und der Einsatz industrieller Internet-Plattformen bereits untrennbar zusammen. Noch nutzen aber vor allem mittelständische Betriebe das Potenzial von Plattformen nur unzureichend. Es dominieren Einzellösungen und technische Fingerübungen.
Im dem Report, herausgegeben von der Unternehmensberatung Staufen zusammen mit den Experten von Staufen Digital Neonex, wird ein Beispiel für die ungenutzten Möglichkeiten industrieller Plattformen genannt: die Web-Portale vieler Werkzeugmaschinenhersteller, auf denen diese unter anderem Ersatz- und Zusatzteile sowie Dokumentationen verfügbar machen. „Noch hat hier jeder Anbieter ein streng abgeschirmtes und auf die eigenen Produkte beschränktes Portal“, sagt Dr. Jochen Schlick, Senior-Partner bei Staufen Digital Neonex. „Das geht natürlich an der Realität der Kunden völlig vorbei, da diese in der Regel Maschinen diverser Hersteller im Einsatz haben und deshalb zahlreiche Plattformen nebeneinander nutzen müssen.“
Strategische Bedeutung steigt
Gerade mittelständische Unternehmen sollten daher herstellerübergreifende Plattformen anstreben, um die eigene Wettbewerbsfähigkeit zu sichern. Und die Zeit läuft. Denn laut dem Deutschen Industrie 4.0 Index gehen mehr als die Hälfte der Industrieunternehmen davon aus, dass Plattformen bereits in weniger als fünf Jahren eine große bis sehr große strategische Bedeutung für die eigene Branche haben werden.
„Nach den ersten Erfahrungen mit Cloud und Co. ist nun der Zeitpunkt für die Unternehmen gekommen, ihre bisherigen Plattform-Aktivitäten kritisch zu beleuchten“, so Schlick. „Es geht jetzt darum, die Phase technischer Spielereien hinter sich zu lassen, und die Plattform zum lukrativen Vertriebs- und Servicekanal zu entwickeln – und zwar über den gesamten Lebenszyklus eines Produkts.“
Parallel zum strategischen Schwenk hin zur mehr Kooperation und einer gezielten Entwicklung des Service-Geschäfts dürfen die technischen Neuentwicklungen nicht außer Acht gelassen werden. „Der nächste Schritt bei den Plattformen ist die direkte Anbindung der Maschinen über das Internet of Things“, sagt Schlick. „Hierfür gilt es Echtzeitfunktionalitäten zu entwickeln, die dank des geplanten 5G-Netzes nun ebenfalls schon bald keine Spielereien mehr sind, sondern reale Geschäftschancen.“