Gut jedes vierte deutsche Industrieunternehmen stuft inzwischen die Wahrscheinlichkeit, dass sein Geschäftsmodell schon innerhalb der nächsten zwei Jahre von einem disruptiven Angreifer attackiert wird, mit „groß“ oder sogar „sehr groß“ ein. Zum Vergleich: Vor einem Jahr konnten sich erst 16 Prozent der Unternehmen einen solchen kurzfristigen Angriff vorstellen.
Das zeigt der „Deutsche Industrie 4.0 Index“ der Unternehmensberatung Staufen. „Die mit Abstand größte Gefahr eines disruptiven Angriffs geht dabei laut den befragten Unternehmen nicht von branchenfremden Firmen aus, sondern von den bereits bekannten Marktbegleitern„, erläutert Martin Haas, CEO der Staufen AG, die Ergebnisse der seit 2014 jährlich durchgeführten Studie. „70 Prozent rechnen mit einem kurzfristigen Angriff aus der eigenen Branche. Im Vorjahr lag dieser Wert mit 59 Prozent noch deutlich darunter.“
Jeweils eigene Branche schürt die Disruptionsängste
Dass ein branchenfremdes Unternehmen es schafft, sich mit einer disruptiven Idee in den Markt zu drängen, befürchtet wie im Vorjahr rund jeder dritte Industriebetrieb. „Sorge bereitet vor allem die Tatsache, dass nur noch knapp jedes fünfte Industrieunternehmen es sich zutraut, selbst disruptive Digitalisierungsansätze zu entwickeln, die das eigene Geschäftsmodell ersetzen könnten“, so Haas. „Die Lücke zwischen der eigenen Innovationskraft und dem disruptiven Potenzial der Konkurrenten ist demnach spürbar größer geworden.“
Digitalisierung sichert Überleben
Die gegenüber den Vorjahren deutlich gewachsene Sensibilität – 2016 hielt erst jedes zehnte Industrieunternehmen einen kurzfristigen disruptiven Angriff für möglich – hat also noch nicht dazu geführt, dass die Unternehmen selbst in die Rolle des Angreifers schlüpfen wollen oder können. Viel Zeit, daran etwas zu ändern, dürfte den Unternehmen nicht mehr bleiben. Dies dürfte auch auf der Hannover Messe Anfang April wieder deutlich werden.
Oder wie ein Studienteilnehmer aus einem DAX-Konzern sagte: „Digitalisierung geschieht. Es ist nicht die Frage, wann ein Unternehmen die Digitalisierung nutzen soll, sondern ob und wie lange ein Unternehmen ohne die Nutzung der Digitalisierung wirtschaftlich überleben kann.“