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Das Rad neu erfinden: Autobauer werden zu Mobilitätsdienstleistern

72 Prozent der Entscheider in der Automobilbranche definieren Mobilitätsmanagement als den größten Wachstumstreiber der Branche. Carsharing, die abgestimmte Nutzung verschiedener Verkehrsmittel und Konzepte für ländliche Regionen sollen ausgebaut werden. Hinzu kommen Parkmanagementangebote und Verkehrssteuerungsdienste, die das Fahren so angenehm wie möglich machen sollen.

Quelle: Sopra Steria Consulting

Im Mittelpunkt der Mobilitätsstrategien in der Branche steht laut „Branchenkompass Automotive 2019“ von Sopra Steria Consulting und dem F.A.Z.-Institut das Carsharing. Jeder zweite Automobilentscheider sieht das Wachstumspotenzial längst nicht ausgeschöpft. 2018 nutzten allein in Deutschland rund 2,5 Millionen Kunden Carsharing-Angebote – Tendenz steigend. Künftig wollen hiesige Anbieter auch auf dem internationalen Mobilitätsmarkt bestehen und zum Beispiel mit Uber oder dem chinesischen Start-up Didi konkurrieren. Das unterstreicht die Zusammenarbeit von Daimler und BMW und die Fusion ihrer Carsharing-Marken Car-2-Go und Drivenow zu Sharenow.

Carsharing-Erfolg mit Ridesharing fortführen

Zu einem neuen Standbein im Segment Gemeinschaftsauto soll sich Ridesharing entwickeln. 2018 kam international Bewegung in das Geschäftsfeld: Toyota kaufte sich beispielsweise bei Uber und dem indonesischen Mobilitätsdienst Grab ein. In Deutschland testet die VW-Tochter Moia einen Service mit Elektrofahrzeugen. Diese befördern Personen in einer Art Sammeltaxi. Audi und der Zulieferer ZF Friedrichshafen arbeiten als Technologiepartner mit dem Berliner Start-up Door-2-Door zusammen. Verschiedene Verkehrsunternehmen sind ebenfalls Teil der Kooperation. Das Mobilitätskonzept „Mitfahrgelegenheit“ muss sich allerdings noch durchsetzen: Anbieter Ford stellte seinen Ridesharing-Dienst Chariot in den USA ein. Das Konzept mit festen Routen, ähnlich wie bei Bussen und Straßenbahnen, fand bei zu wenigen Kunden Anklang.

Autobauer entdecken Geschäft mit dem Parkraum

Rund um die Fortbewegung arbeitet die Automobilbranche an diversen weiteren Zusatzdiensten. Die Voraussetzungen für die neue Rolle als Mobilitätsdienstleister schaffen die Unternehmen gerade. Ein zentraler Baustein sind Partnerschaften. 44 Prozent der Entscheider berichten von laufenden oder geplanten Investitionen in Kooperationen mit anderen Branchenvertretern, Techfirmen und öffentlichen Unternehmen sowie in offene Ökosysteme.

Das Geschäft mit dem knappen Parkraum gilt als ein nächstes lukratives Wachstumsfeld. Volkswagentochter Seat entwickelt in Spanien zusammen mit Parkraumbewirtschafter Saba eine Lösung, um Parkplätze zu reservieren. Per App sollen zudem Online-Einkäufe direkt in den Kofferraum geliefert werden. Daimler und BWM erweitern mit einer Joint-Venture-Serie ihre digitalen Dienste um die Themen Parken, Laden des eigenen Elektrofahrzeugs und Taxi. Hier zeichne sich eine digitale Plattform mit unterschiedlichen Mobilitätsdiensten ab.

Neue Angebote für die Generation 50 plus

Als Wachstumsmarkt mit Zukunft hat die Branche Mobilitätsdienste für ältere Kunden ländlicher Regionen deklariert. 65 Prozent der befragten Entscheider der Automobilbranche sehen hier einen riesigen Bedarf für neue Verkehrskonzepte und erhebliche Geschäftschancen.

„Die städtischen stationsunabhängigen Geschäftsmodelle greifen wegen der großen Entfernungen und der geringeren Nutzerzahl nicht. Hier sind vernetzte Dienstleistungsmodelle gefragt, bei denen verschiedene Verkehrsmittel über eine digitale Plattform ineinandergreifen“, sagt Ziad Blal, verantwortlich für den Geschäftsbereich Automotive bei Sopra Steria Consulting. „Der Automobilsektor kann sich hier als Fahrzeugpartner oder als Plattform für ländliche Bürgerbus- und Bürgertaxiangebote positionieren“, so Blal.

 

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