Die Akzeptanz und Begeisterung für das autonome Fahren steigt. Der Anteil der Verbraucher, der sich in selbstfahrenden Autos fortbewegen möchte, wird sich in den nächsten fünf Jahren von 25 auf 52 Prozent verdoppeln. Bis 2029 ziehen sogar 62 Prozent der befragten Verbraucher ein selbstfahrendes Auto einem traditionellen Fahrzeug vor. Selbst in Deutschland, wo momentan nur 17 Prozent der Befragten in ein autonomes Fahrzeug einsteigen würden, liegt der Anteil in zehn Jahren bei 61 Prozent. In China sind es bis 2029 sogar 72 Prozent. Neben den chinesischen Verbrauchern sind Stadtbewohner und Millennials dem autonomen Fahren gegenüber besonders aufgeschlossen.
Laut der Studie „The Autonomous Car. A Consumer Perspective“ des Capgemini Research Institute blicken 59 Prozent aller weltweit und 65 Prozent der in Deutschland befragten Verbraucher mit Vorfreude auf das Thema autonomes Fahren. Mehr als die Hälfte der Befragten (56 %) ist außerdem bereit, bis zu 20 Prozent mehr für ein autonomes Fahrzeug zu bezahlen als für ein Standardmodell. In Deutschland sind es sogar 61 Prozent. Die Befragten erwarten durch das autonome Fahren zudem positive Effekte bei der Kraftstoffeffizienz (73 %), geringere CO2-Emissionen (71 %) und Zeitersparnis (50 %).
Autonome Fahrzeuge: Mehr als nur ein Fortbewegungsmittel
Die Studie macht deutlich, dass sich die Art und Weise wie Mobilität wahrgenommen wird, gerade entscheidend wandelt. Die Verbraucher glauben, dass autonome Fahrzeuge im täglichen Leben zukünftig eine größere Rolle spielen, die über das eigentliche Fahren hinaus gehen wird. Autonomen Fahrzeugen wird eine gewisse Eigenständigkeit zugestanden: Fast die Hälfte (49 %) der Befragten wäre damit einverstanden, dass selbstfahrende Autos für sie Besorgungen machen. Mehr als die Hälfte (54 %) würde darauf vertrauen, dass ein autonomes Fahrzeug Freunde und Familienmitglieder, die selbst nicht fahren, absetzt oder abholt. Jeder Zweite erwartet zudem, mithilfe von selbstfahrenden Autos Zeit zu sparen, um anderen Aktivitäten nachzugehen – wie Kontakte knüpfen, Unterhaltungsangebote wahrnehmen, Arbeiten oder einfach nur die Reise genießen.
Sicherheitsbedenken bremsen die Begeisterung
Trotz der überwiegend positiven Resonanz auf das autonome Fahren äußern viele Verbraucher noch Bedenken, insbesondere wenn es um die Sicherheit des Fahrzeuges (73 %) und die Sicherheit des Systems (72 %) geht. Eine wesentliche Hürde sehen 71 Prozent zudem darin, dass autonome Fahrzeuge bei plötzlich auftretenden Zwischenfällen falsch reagieren könnten.
„Auch wenn das autonome Fahren bei den Verbrauchern mehrheitlich positive Emotionen hervorruft, besteht dennoch auch ein gewisses Maß an Unsicherheit und Besorgnis. Automobilunternehmen müssen die Erwartungen und Ängste ihrer zukünftigen Kunden berücksichtigen, wenn sie autonome Fahrzeuge auf den Markt bringen. Statt einer starken Produktorientierung sollten sie verstärkt Services und die Bedürfnisse der Kunden in den Vordergrund stellen“, sagt Dr. Rainer Mehl, weltweiter Leiter des Automotive und Mobility-Geschäfts von Capgemini Invent.
4 Handlungsempfehlungen für Automobilunternehmen
- Die Kunden auf dem Laufenden halten: Aus Sicht des Verbrauchers entwickelt sich das Auto von einem reinen Transportmittel zu einem persönlichen Assistenten. Durch diese Verschiebung fällt Automobilunternehmen eine enorme Verantwortung zu: Sie müssen offen damit umgehen, welche neuen Möglichkeiten mit autonomen Fahrzeugen einher gehen und falsche oder irreführende Darstellungen vermeiden.
- Erwartungen verstehen und steuern: Die Studie zeigt, dass die Verbraucher eine sehr klare Vorstellung davon haben, was sie von einem selbstfahrenden Auto erwarten. Automobilunternehmen sollten ihre – teilweise hohen – Erwartungen verstehen und diese so weit wie möglich auch in den Designprozess einbringen. Der Studie zufolge würden 56 Prozent der Verbraucher ihre Zeit im Auto mit verschiedenen Unterhaltungsaktivitäten verbringen. Solche Erwartungen müssen beim Design von selbstfahrenden Autos berücksichtigt werden. Gleichzeitig gilt es, in die Sicherheit der Fahrzeuge zu investieren und dies auch klar zu kommunizieren.
- Ein Ökosystem von Dienstleistungen aufbauen: Automobilunternehmen müssen ihr Angebot an Services und Produkten im selbstfahrenden Auto erweitern, denn die Verbraucher erwarten ein breites Spektrum an Erfahrungen im Fahrzeug. Diese reichen von der Unterhaltung über das Arbeiten bis hin zu Fitness Exercises. Um diese Angebote zukünftig zur Verfügung zu stellen und in neue Geschäftsmöglichkeiten umzuwandeln, müssen die Unternehmen mit einer Reihe neuer Technologie-, Content- und Handelsakteure zusammenarbeiten, um ein umfassendes Ökosystem von Dienstleistungen zu schaffen.
- In Software investieren und Kompetenzen aufbauen: Als industriell geprägte Branche, die sich stark verändert, müssen Unternehmen der Automobilbranche das autonome Fahren über alle Unternehmensbereiche hinweg in ihre Gesamtstrategie einbetten und nicht nur als ein weiteres Innovationsprojekt betrachten. Dies kann nur erreicht werden, wenn sie umfassende Softwarekompetenzen aufbauen und ihre digitalen Fähigkeiten weiterentwickeln. Neben der Qualifizierung der eigenen Mitarbeiter umfasst dies auch die Entwicklung neuer Partnerschaften, damit technologische Kompetenzen und die Beherrschung von digitalen Tools über verschiedene Geschäftsfunktionen hinweg sichergestellt sind.
„Unsere Studie zeigt, dass bei den Verbrauchern ein hohes Maß an Optimismus und Begeisterung für das autonome Fahren vorhanden ist. Da zuletzt häufig die technischen Entwicklungen im Vordergrund standen, ist es sehr ermutigend, dass die zukünftigen Passagiere vor allem auch die positiven Aspekte der neuen Technologie sehen. Die Erwartungen der Verbraucher an das autonome Fahrerlebnis werden sich nicht nur auf die Automobilindustrie auswirken, sondern auch auf die Medien- und Unterhaltungsindustrie, den Einzelhandel und das Gesundheitswesen. Dies wird den Weg für Partnerschaften und eine Vielzahl neuer Geschäftsmöglichkeiten ebnen“, fasst Mehl abschließend zusammen.
Methodik: Das Capgemini Research Institute hat für die Studie im Dezember 2018 5.538 Verbraucher in Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Schweden, den USA und China befragt. Ergänzend wurden Befragungen mit 280 Führungskräften von OEMs, Zulieferern und Technologieunternehmen und vertiefende Interviews mit Branchenführern durchgeführt.