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M&A-Transaktionen in der Telekommunikationsbranche: An der Schwelle einer neuen Ära

Bild von Csaba Nagy auf Pixabay

Der Telekommunikationsbranche steht weltweit eine neue Übernahmewelle bevor. In den vergangenen fünf Jahren haben TK-Unternehmen im Wert von 1,1 Billionen US-Dollar den Besitzer gewechselt, überwiegend in den USA und in Europa.

„Die Telekommunikationsbranche steckt in einem Dilemma“, erklärt Bain-Partner und Studienautor Alex Dahlke zu den Ergebnissen der Studie „The New Age of Scale, Scope and Infrastructure in Telecom M&A“ der Unternehmensberatung Bain & Company. „Einerseits sind die Märkte zunehmend gesättigt, so dass Wachstumsperspektiven fehlen. Andererseits müssen die Anbieter massiv in den Glasfaser- und 5G-Ausbau investieren.“ In der Folge würden die Bewertungen am Kapitalmarkt sinken.

Tatsächlich haben Kabelnetzbetreiber seit 2015 trotz eines positiven Börsenumfelds bei ihren Multiples Einbußen von mehr als 20 Prozent hinnehmen müssen, bei integrierten TK-Anbietern waren es 7 Prozent. Dahlke prognostiziert: „Viele Telekommunikationsunternehmen werden versuchen, sich mit strategischen Übernahmen und Desinvestitionen neue Bewertungsspielräume zu schaffen.“

Der Studie zufolge sind drei Formen von Übernahmen besonders interessant: Scale-, Scope- und Infrastrukturdeals. Bislang ging es bei vielen Transaktionen in der Telekommunikationsbranche darum, Skalenvorteile innerhalb eines Landes zu realisieren. Nun rücken sowohl grenzüberschreitende Scale-Deals als auch die Erweiterung von Leistungsspektrum und Fähigkeiten (Scope-Deals) sowie die Monetarisierung von Infrastruktur zunehmend in den Fokus. Dabei wird es von der Ausgangslage, der Finanzkraft und der Strategie eines jeden Unternehmens abhängen, welche Transaktion letztlich vorgenommen wird. „Tatsache aber ist: Richtig aufgesetzt haben M&As in der Telekommunikationsbranche für alle Beteiligten nach wie vor einen erheblichen Mehrwert“, so Dahlke.

Unterschiedliche Ziele, unterschiedliche Deals

Aufgrund ihrer Kostenvorteile stehen Scale-Deals ganz oben auf der Vorstandsagenda. Doch die fortschreitende Konsolidierung mache es immer schwieriger, geeignete Targets zu finden. Zudem sehen die Regulierungsbehörden solche Zusammenschlüsse kritisch. In der Europäischen Union sind zuletzt zwei große Scale-Transaktionen am Veto der EU-Kommission gescheitert, etliche wurden nur unter Auflagen genehmigt.

Scope-Deals könneten TK-Anbietern den Weg in angrenzende Geschäftsfelder ebnen, aber auch ihre Position in denjenigen Segmenten festigen, in denen sie bereits tätig sind. Typisch sind der Vorstoß in wachstumsstarke IT-Märkte wie Cloud Services, Cybersecurity oder Internet der Dinge sowie der Zukauf von Medienunternehmen und damit exklusiver Inhalte. Ein viel beachteter Vorreiter war die 2018 vollendete 85,4 Milliarden US-Dollar teure Übernahme von Time Warner durch AT&T. Daneben gab es zahlreiche kleinere und weniger spektakuläre Aufkäufe mittelständischer IT-Firmen durch TK-Anbieter.

Bei Infrastrukturdeals stehen entweder ein Spin-off und die zumindest teilweise Desinvestition einer existierenden Infrastruktur im Mittelpunkt oder aber der Aufbau einer neuen Infrastruktur. Da Netze über Jahre hinweg einen gut kalkulierbaren Cashflow generieren, locken solche Transaktionen insbesondere langfristig orientierte Investoren wie Pensions- und spezielle Infrastrukturfonds. Deren Interesse trage dazu bei, dass schon heute die Multiples beispielsweise von Glasfaserinfrastrukturen drei- bis viermal so hoch sind wie die von integrierten TK-Anbietern oder reinen Mobilfunkfirmen. Der gemeinsame Betrieb und die bessere Auslastung durch mehr TK-Unternehmen gehören zu den wesentlichen Wertsteigerungshebeln für diese neu entstehende Anlageklasse.

Kreativität gefragt

Gerade etablierte Telekommunikationskonzerne müssten in der neuen M&A-Ära erheblich mehr Kreativität an den Tag legen. Das gelte besonders dann, wenn es um die Vorbereitung und Realisierung von Infrastrukturdeals geht. Gleichwohl sollten sich die Unternehmen mit sämtlichen denkbaren M&A-Formen beschäftigen.

„Die Sättigung der althergebrachten Telekommunikationsmärkte nimmt weiter zu“, betont Dahlke. „In diesem Umfeld setzen sich diejenigen TK-Anbieter durch, die ihren finanziellen Spielraum erweitern und auch über strategische Übernahmen wachsen – und so ihren Unternehmenswert steigern.“

 

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