Industrieunternehmen sind angesichts der drohenden Rezession mehr denn je gefordert, ihre Produktivität zu steigern. Um das zu erreichen, bringen weder klassische Lean-Management-Methoden noch die Digitalisierung allein Industrieunternehmen weiter. Worauf es ankomme, sei die richtige Reihenfolge und die ideale Balance aus beidem. Auf diese Weise lasse sich auch Verschwendung effektiver vermeiden und die Ressourceneffizienz in der gesamten Wertschöpfungskette erhöhen.
Obwohl „Lean“ als klassischer Managementansatz in der Industrie bereits ausgereift erscheint, gaben 60 Prozent der für eine Studie von Camelot befragten Industrieunternehmen an, nur über einen mittleren Reifegrad in Bezug auf den Einsatz von Lean Management zu verfügen. In der Praxis bereite vor allem die Transparenz über die erzielten Ergebnisse Schwierigkeiten. Um dem Druck zur Produktivitätssteigerung zu begegnen, streben die Unternehmen eine verbesserte Umsetzung von Lean Management an.
„Hier allerdings stellen Unternehmen schnell fest, dass der erzielbare Nutzen immer weniger dem für die Verbesserungen getätigten Aufwand entspricht“, erklärt Jens Steuer, Partner Industrial Manufacturing bei Camelot. Der Grund dafür sei das immer komplexere und volatilere Marktumfeld, dem sich die Unternehmen heute gegenübersehen und bei dem traditionelle Lean-Management-Methoden nicht mehr ausreichend greifen.
Die Mischung macht´s
Und hier komme die Digitalisierung ins Spiel. Laut der Studie ist ein mittlerer Lean-Management-Reifegrad Grundvoraussetzung für einen erfolgreichen Einsatz digitaler Technologien in der Produktion. So werde verhindert, dass einfach nur Verschwendung digitalisiert wird. Ab einem mittleren Reifegrad seien digitale Lösungen nötig, die die traditionellen Lean-Methoden ergänzen und es dem Unternehmen ermöglichen, schneller und flexibler auf sich ständig wechselnde Markteinflüsse reagieren zu können. Beispiele hierfür seien IoT-Lösungen auf dem Shopfloor, die Echtzeitdaten sammeln und auswerten und so Transparenz schaffen. Die Daten werden dort genutzt, wo sie unmittelbar Mehrwerte schaffen können, beispielsweise durch die Vorhersage von Werkzeugbrüchen. Neben Predictive Maintenance könnten auch weitere Nutzungsmöglichkeiten wie automatisiertes Replenishment, adaptive Produktionsplanung und digitales Qualitätsmanagement auf dieser Datengrundlage aufbauen.
Unternehmen sollen aber auch in anderer Hinsicht profitieren: Die optimale Balance aus Lean Management und Digitalisierung helfe, Verschwendung effektiver zu vermeiden, Ressourcen zu schonen und damit einen wichtigen Beitrag für den Klimaschutz zu leisten. „Für Unternehmen lohnt es sich gleich doppelt, das Thema ‚Lean und Digital‘ auf die Management-Agenda zu setzen: wirtschaftlich und in puncto Nachhaltigkeit“, resümiert Steuer.
Methodik: Für die Studie wurden Führungskräfte aus den Bereichen Supply Chain und Operations in den Branchen Maschinenbau, Automobil, Medizintechnik, Elektro und Metallverarbeitung befragt.