Die Einführung neuer Technologien wie das Internet der Dinge und künstliche Intelligenz bieten Unternehmen unzählige Geschäftschancen. Um diese Innovationen erfolgreich einsetzen zu können, ist jedoch eine tiefgreifende Umgestaltung der Innovationssysteme von Unternehmen erforderlich, einschließlich ihrer Prozesse und Fähigkeiten, um mehrere externe Quellen wie Universitäten, Start-ups, Drittanbieter und Crowdsourcing zu koordinieren.
Die Studie „Lifting the lid on corporate innovation in the digital age“ von Capgemini Invent und der MIT Initiative on the Digital Economy (IDE) zeigt, dass große Unternehmen ihre Investitionen in die digitale Transformation weiter erhöhen. 62 Prozent der Befragten gaben an, dass sie im Vergleich zu vor fünf Jahren „mehr“ bis „viel mehr“ in digitale Innovationen investiert haben.
Diese Verschiebung in Richtung Digitalisierung sei bei der Bewertung der erfolgreichsten Unternehmensprojekte sogar noch ausgeprägter; 95 Prozent der befragten Führungskräfte gaben an, ihre erfolgreichsten Projekte seien in erster Linie digital.
Die letzten Jahren brachten zudem eine neue Welle digitaler Technologien mit sich, die unzählige Geschäftsmöglichkeiten für weitere Innovationen eröffnen – zum Beispiel KI, IoT, Virtual Reality/Augmented Reality (AR/VR), 5G und andere.
Externe Innovationsquellen werden zur Norm
„Die sich weiter rasant entwickelnde digitale Wirtschaft und die anhaltende Zunahme disruptiver Technologien verändern die Innovationslandschaft der Unternehmen erheblich. Unternehmen müssen ihre Innovationsprozesse und -fähigkeiten anpassen und zu hybriden Modellen übergehen, die interne und externe Kapabilitäten gleichermaßen ausschöpfen“, sagt Felizitas Graeber, Executive Vice President bei Capgemini Invent und Leiterin des Beratungsbereichs Innovation und Strategie.„Der Schlüssel zur Bewältigung der Innovationsherausforderung im digitalen Zeitalter und auch gerade nach Covid-19 liegt darin, benötigte kritische Fähigkeiten frühzeitig zu identifizieren, klare Innovationsarchitekturen aufzubauen und ein Gleichgewicht zwischen interner und externer Innovation zu schaffen. Zudem ist ein klares Konzept wichtig, um stets die wichtigsten strategischen Fähigkeiten intern einzubinden“.
Der Studie zufolge nutzten 94 Prozent der 320 befragten Großunternehmen mindestens zwei oder mehr externe Innovationsquellen. Dieses Ergebnis unterstreiche, dass dies zur neuen Norm geworden ist. Neue Fähigkeiten, die für die Nutzung von Innovationen benötigt werden, seien intern nicht immer vorhanden, sodass Großunternehmen sie überall dort finden und abrufen müssen, wo sie verfügbar sind.
Die Untersuchung zeige jedoch auch, dass Unternehmen ihre internen Innovationsquellen sinnvoll nutzen, da diese viele Vorteile bieten: 87 Prozent der Unternehmensprojekte für die auch interne Quellen verwendet wurden, brachten einen anhaltenden Vorteil. Im Gegensatz dazu erbrachten nur 60 Prozent der Projekte einen anhaltenden Wettbewerbsvorteil, bei denen nur externe Innovationsquellen eingesetzt wurden; in 40 Prozent der Fälle erreichten Wettbewerber den gleichen Vorteil oder übertrafen sie sogar.
Die Mischung macht´s
Um neue Technologien, Märkte, Prozesse oder Geschäftsmodelle erfolgreich zu erforschen, müssten große Unternehmen daher eine Kombination aus interner und externer Innovation nutzen, um erfolgreich zu sein. Die Studie empfiehlt den folgenden dreistufigen Innovationsansatz, um die erforderlichen Fähigkeiten aufzubauen:
- Erkennen der technologischen Kompetenzen: Identifizierung der technologischen Fähigkeiten, die in Zukunft entscheidend sein werden. Dabei sollte berücksichtigt werden, ob man sich durch den Erwerb der neuen Technologien von der Konkurrenz differenzieren kann.
- Erstellen einer Architektur: Bei der Erschließung neuer Innovationsquellen ist es erforderlich, dass Unternehmen ihre Innovationsarchitekturen neu aufbauen, um sowohl interne als auch externe Innovationsquellen verwalten können. Daher ist es wichtig, die grundlegenden Bausteine zu schaffen.
- Transferprozesse entwickeln: Erstellen eines Fahrplans, der aufzeigt, wie extern entwickelte Fähigkeiten und Fertigkeiten mittel- oder langfristig in das Unternehmen eingebracht werden sollen.
Dr. Neil Thompson, Innovationsstipendiat am MIT und Co-Autor der Studie, sagt: „Unsere Arbeit macht deutlich, dass es nicht ein einziges ‚richtiges‘, universal anwendbares Innovationsmodell gibt. Stattdessen müssen die Unternehmen die dafür benötigten Technologien und die Fähigkeiten, die sie dorthin bringen werden, erkennen und ihr Innovationssystem darauf aufbauen. Um Zugang zu besonderem, topaktuellem Fachwissen zu erhalten müssen sie über ein Portfolio an externen Innovationsquellen verfügen. Um diese Fähigkeiten in einen längerfristigen Wettbewerbsvorteil umzuwandeln, gilt es auf längere Sicht, so viele Schlüsselkompetenzen wie möglich intern zu nutzen“.