Manager in Deutschland denken um: Jedes zweite Unternehmen sucht verstärkt Cloud-Computing-Lösungen, die es innovativer macht, beispielsweise in Kombination mit Künstlicher Intelligenz. Nur 44 Prozent wollen dagegen durch Cloud-Technologie vorrangig IT-Kosten einsparen. Die Cloud-Anbieter, speziell die aus Deutschland und Europa, sind gefordert, ihre Leistungen entsprechend zu erweitern.
Unternehmen in Deutschland sehen digitale Technologien nach wie vor als Mittel, effizienter zu arbeiten. 69 Prozent der 204 Befragten setzen laut der Studie Potenzialanalyse Cloud in Europa von Sopra Steria und dem F.A.Z.-Institut deshalb auf Cloud Computing, weil sie damit IT-Infrastruktur je nach Auftragslage und Auslastung nutzen können.
Deutsche Bank setzt auf Google
Darüber hinaus sei allerdings inzwischen ein strategisches Umdenken in den Chefetagen erkennbar. „Entscheider suchen sich verstärkt Partner und Dienstleister, mit denen sie nicht nur profitabler, sondern auch innovativer werden – auch beim Thema Cloud Computing“, sagt Oliver Reckermann, Head of Next Banking bei Sopra Steria. Der Bedarf an Cloud-Diensten, die über eine sichere IT-Infrastruktur hinausgehen, wächst somit.
Selbst im stark regulierten Finanzsektor verlieren Unternehmen ihre Scheu vor Großaufträgen an große US-Firmen. Die Deutsche Bank hat sich beispielsweise für Google als Cloud-Partner entschieden, um von der Expertise des US-Konzerns auf dem Gebiet der Künstlichen Intelligenz zu profitieren. Das Institut will unter anderem seine Analyse- und Prognosefähigkeit steigern – für die eigene Banksteuerung, aber auch als Leistungsbaustein für Kunden.
Die Finanz Informatik Technologie Service, IT-Dienstleister der Sparkassen, kooperiert ebenfalls mit Google. Partnerschaften mit Amazon und Microsoft sollen folgen. Ziel ist, angeschlossenen Instituten die Nutzung von Public-Cloud-Diensten zu ermöglichen. Zur Festlegung der vertraglichen Feinheiten beim Datenschutz und bei der Bankenregulierung dieser Deals sind große Spezial-Rechtsanwaltskanzleien beteiligt.
Wettbewerb im Cloud-Markt wird härter
Die deutschen und europäischen Anbieter von Cloud-Diensten seien nun gefordert, ihre Leistungen an die steigenden Anforderungen ihrer Kunden anzupassen. Speziell deutsche Cloud-Anbieter werben derzeit stark mit dem Faktor Sicherheit und sprechen Mittelstandsunternehmen sowie Städte und Kommunen an. Wer Software bei hiesigen Dienstleistern wie Ionos oder Nextcloud nutzt und Daten dort lagert, sei anders als bei US-Anbietern vor dem Zugriff ausländischer staatlicher Stellen sicher.
Sicherheit und Cloud „Made in Germany“ sind aktuell schlagende Verkaufsargumente: 60 Prozent der befragten Entscheider schätzen beispielsweise das Risiko als groß ein, dass US-Behörden durch den „Cloud Act“ Zugriff auf ihre Daten bekommen könnten. Sicherheit ist zudem für deutsche Manager Top-Kriterium bei der Cloud-Anbieter-Entscheidung: 75 Prozent achten bei der Auswahl darauf, dass der Partner alle Anforderungen der Datenschutzrichtlinie EU-DSGVO erfüllt, so die Studie.
Allerdings gehen auch die großen Techkonzerne aus Übersee immer stärker auf die Sicherheitsbedürfnisse ihrer europäischen Kunden ein, beispielsweise durch Rechenzentren in Deutschland. Es sei deshalb zu erwarten, dass viele Unternehmen hierzulande ihren Cloud-Initiativen mit großen Hyperscalern treu bleiben.
Der Wettbewerb werde somit künftig verstärkt über das Gesamtpaket Cloud Computing ausgetragen: „‚Made in Germany‘ kann im Cloud-Geschäft mittelfristig nicht nur für Datensicherheit stehen. Die Anbieter sollten sich auch beim Leistungsangebot abseits der Infrastruktur ihren Wettbewerbern aus den USA und Asien annähern und Nischen besetzen“, so Reckermann.