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Deutsche Behörden: Grundstein für Blockchain ist gelegt – Praxis noch stark ausbaufähig

Quelle: BearingPoint

Die Blockchain-Technologie ist als wichtiges Thema inzwischen bei vielen Bundes- und Landesbehörden angekommen. 52 Vorhaben lassen sich für den Bund und die Länder in den verschiedenen Digitalisierungsstrategien identifizieren. Doch noch immer befindet sich ein Großteil der Vorhaben zur Blockchain-Technologie und deren mögliche Anwendungsoptionen in der Ideenphase.

Eine Studie der Management- und Technologieberatung BearingPoint zeigt, dass die Diskussion zur digitalen Innovation Blockchain auf breiter Basis in der öffentlichen Verwaltung in Deutschland geführt wird. Viele Behörden sind sich inzwischen der Bedeutung dieser digitalen Technologie bewusst und haben das wichtige Zukunftsthema angenommen, um eigene Leistungsangebote zukunftsorientiert ausrichten zu können. Doch von den 52 Projekten in Bund und Ländern befinden sich 31 derzeit noch in der Ideen- bzw. Planungsphase. Der Sprung von der Idee und einer ersten Konzeption zu einem Piloten oder gar zu einem live geschalteten, für Bürgerinnen und Bürger erreichbaren System ist noch Zukunftsmusik. Somit liegt der Reifegrad aller betrachteten Projekte und Vorhaben bei einer 10-stufigen Skala rechnerisch im Mittelwert aktuell bei nur 2,42.

Dazu Alexander Schmid, Executive Advisor bei BearingPoint: „Die Vielzahl der Blockchain-Projekte in Bund und Ländern hat uns positiv überrascht, auch wenn sich die meisten dieser Vorhaben noch im Ideenstadium befinden. Positiv ausgedrückt: Theorie sehr gut – Praxis sehr ausbaufähig. Wir empfehlen, die neue Technologie vor allem gemeinsam mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Verwaltung zu demystifizieren. Denn Verwaltungsmodernisierung – auch mit der Blockchain – ist kein Technologie-, sondern ein interdisziplinäres Gemeinschaftsprojekt.“

Besondere Treiber für die 19 im Bund geführten Vorhaben sind das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) und das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) mit fünf bzw. sieben Vorhaben. Von den 33 auf Landesebene durchgeführten Projekten ragt vor allem Nordrhein-Westfalen mit insgesamt zehn Vorhaben besonders heraus.

Machbarkeitsstudien vorhanden, Fachkonzepte fehlen oft

Für viele Projekte liegen Machbarkeitsstudien vor, doch Fachkonzepte für eine weitere Umsetzung in der Praxis fehlen in der Regel noch. Der Bund steht im Mittel beim Reifegrad mit 2,84 für 19 Vorhaben dabei leicht besser da als die Länder mit 2,18 für 33 Vorhaben. Laut der Studie wird der Nutzen von Blockchain in der öffentlichen Verwaltung übergreifend vor allem in einer automatisierten Verifizierbarkeit von Identitäten sowie in der Manipulationssicherheit und schnellen Verfügbarkeit von Daten erwartet. Organisatorisch besteht die größte Herausforderung darin, dass die Reife der Technologie als noch nicht ausreichend bewertet wird, um eine Entscheidung zum Wechsel oder zum Aufbau eines Verfahrens auf der Plattform einer Blockchain vorzunehmen.

Quelle: BearingPoint

Erste praktische Anwendungsbeispiele bieten Orientierung

Auch wenn viele Blockchain-Projekte noch in den Kinderschuhen stecken, gibt es auch einige erste Erfolge in der Praxisanwendung. So testet beispielsweise das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) mit dem Projekt TruBudget die Verfolgung der Fördermittelverwendung in der Entwicklungszusammenarbeit mittels der Blockchain-Technologie. Und beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) läuft das Pilotprojekt AnkER, mit dem Asylprozesse durch Blockchain transparent und manipulationssicher gemacht werden sollen.

Diese und weitere Pilotprojekte könnten gerade den Vorhaben, die noch am Anfang stehen, Orientierung durch gesammelte Praxiserfahrung geben. Dazu sei es wichtig, dass Projekterfahrungen und -herausforderungen zwischen Bund und Ländern miteinander ausgetauscht werden.

Koordinierungsprojekt für Bund und Länder wird zentral gesteuert

Der IT-Planungsrat als politisches Steuergremium von Bund und Ländern spielt bei den Vorhaben eine wichtige Rolle. Denn im dort angesiedelten Koordinierungsprojekt Blockchain werden alle Bundesländer sowie die Kommunen in die Diskussion eingebunden und so Doppelarbeit durch das Zuständigkeitsprinzip der Ressorts sowie im föderalen Zusammenwirken von Bund und Ländern vermieden.

Der Leiter des Koordinierungsprojekts Blockchain des IT-Planungsrats Helmut Nehrenheim sieht die größte Herausforderung in der Herangehensweise an das komplexe Thema: „Oft wird in der Diskussion unter dem Motto agiert: Blockchain ist die Lösung, jetzt suchen wir das Problem. Dabei ist den Nutzenden die Technik egal: Die Lösung muss laufen und wirtschaftlich betrieben werden. Die Blockchain-Technologie hat aber durchaus das Potential, neue Wege der Zusammenarbeit auf nationaler, aber auch auf europäischer Ebene zu schaffen. Nutzerzentrierte digitale Identitäten zusammen mit digitalen Nachweisen auf Basis neuer Standards wären dafür ein Beispiel.“

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