Die Mehrheit der Bundesbürger würde PayPal, ClickandBuy, Apple-Wallet und Co. bereits 1.000 Euro anvertrauen. Auch bei der Geldanlage und bei Krediten zeigen sich die Deutschen offen für die Angebote von FinTechs. So wäre beispielsweise etwa jeder Dritte bereit, einen Kredit von 10.000 Euro oder mehr über alternative Dienstleister aufzunehmen.
Obwohl die Bundesbürger der neuen Bankenwelt damit grundsätzlich sehr aufgeschlossen gegenüberstehen, sind sie allerdings bisher nicht wirklich dort angekommen. Denn gleichzeitig vertrauen sie immer noch stark auf die Leistungen der klassischen Banken und legen großen Wert auf Solidität. Zu diesem Ergebnis kommt eine bevölkerungsrepräsentative Studie unter 2.000 Bundesbürgern der auf Finanzdienstleister spezialisierten Unternehmensberatung Cofinpro.
Die Bereitschaft, zu einer Non-Bank zu wechseln, ist im Zahlungsverkehr etwas höher als bei Anlage- und Kreditgeschäften. Auf einer Skala von 0 (dem klassischen Banking sehr verhaftet) bis 100 (vollkommen offen gegenüber neuen Anbietern) ergibt sich für den Zahlungsverkehr ein Gesamtergebnis von 49 Punkten. Für den Kreditbereich liegt der Wert bei 45 und für den Geldanlagebereich bei 43 Punkten.
„Die Bundesbürger wünschen sich eine Mischung aus alter und neuer Bankenwelt. Sie wollen die Bequemlichkeit und Schnelligkeit der FinWebs, aber die Stabilität und Dauerhaftigkeit der klassischen Institute. Dies gilt für alle Altersgruppen und Bildungsschichten gleichermaßen“, sagt Joachim Butterweck, Digitalisierungsexperte bei Cofinpro. „Unsere Studie zeigt, dass die oft schon tot gesagten Banken durchaus gute Chancen haben, ihren Platz zu behaupten, zumal sie im Gegensatz zu vielen FinWeb-Konkurrenten auch über große Ressourcen und Erfahrungen verfügen. Aber sie müssen jetzt aktiv werden, sonst fährt der Zug ohne sie ab.“
Zwar schwört ein immer größerer Teil der Befragten den Kreditinstituten nicht mehr ewige Treue: Im Zahlungsverkehr schließen nur noch 13 Prozent einen Wechsel zu Non-Banks völlig aus, im Geldanlage- und Kreditbereich sind es 37 Prozent. Es zeigt sich jedoch eine abweichende Tendenz, wenn konkreter bezogen auf einzelne Produkte gefragt wird, inwieweit eine Wechselbereitschaft vorhanden ist. Immer dort, wo hinter bestimmten Leistungen erkennbar Banken stehen, halten die Bundesbürger ihre Unterstützung auch für notwendig. Auf ihr klassisches Konto bei einer Bank wollen 57 Prozent auf gar keinen Fall verzichten, nur 10 Prozent legen darauf überhaupt keinen Wert mehr.