Mit einem Plus von 12,5 Prozent auf 52,74 Mrd. Euro ist der Brutto-Umsatz im E-Commerce im Jahr 2016 deutlich zweistellig gewachsen. Der gesamte Online- und Versandhandel übersprang erstmals die Grenze von 70 Mrd. Euro Brutto-Umsatz und steht inzwischen für fast 13 Prozent des gesamten Einzelhandelsvolumens.
Bei der Vorstellung der jährlichen Studie „Interaktiver Handel in Deutschland“ – Die Entwicklung des Online-und Versandhandels, die der Bundesverband E-Commerce und Versandhandel (bevh) bereits seit 2006 erstellt, konnte der Verband eine ausgesprochen erfolgreiche Bilanz präsentieren und eine fundierte Prognose wagen. Gleichzeitig erläuterte der bevh seine Erwartungen an die politischen Parteien im Wahljahr 2017 und seine Vorstellungen vom E-Commerce in 30 Jahren.
E-Commerce wird zum besseren Nahversorger
Die vom bevh insgesamt vertretenen Unternehmen der Branche des interaktiven Handels können auf ein gesundes Wachstum von 10,8 Prozent und ein gestiegenes Brutto-Umsatzvolumen von 72,4 Mrd. Euro zurückblicken. Dabei zeigt sich der E-Commerce als der herausragende Wachstumstreiber gegenüber dem klassischen Versandhandel. Er konnte auch im vergangenen Jahr den Aufwärtstrend fortsetzen und kräftig zulegen. Der Umsatz mit Waren und Dienstleistungen via Internet stieg auf 66,9 Mrd. Euro. Dabei weist zunehmend der Bereich Dienstleistungen starke Wachstumsraten auf. Hier stiegen die Brutto-Umsätze im Jahr 2016 deutlich um 17,8 Prozent, der akkumulierte Warenumsatz um 12,5 Prozent.
„Mehr als jeder achte Euro im deutschen Einzelhandel geht nicht mehr in die Ladenkasse sondern in die E-Commerce- und Versandhandelsbranche. Der E-Commerce wird damit immer mehr zum besseren Nahversorger, weil Beratung, Auswahl und Service flächendeckend angeboten werden. Der Online- und Versandhandel ist unverzichtbarer und prägender Teil des Einzelhandels. Die erfolgreichen E-Commerce-Unternehmen sind in allen Regionen Deutschlands ansässig und deshalb guter Arbeitgeber in der Nachbarschaft“, hebt Gero Furchheim, Präsident des bevh hervor.
Das Geschäftsjahr 2016 hat dem E-Commerce stabile Umsätze in traditionell starken Warengruppen wie Bekleidung (11,16 Mrd.), Elektronikartikel und Telekommunikation (8,74 Mrd.), Computer, Zubehör, Spiele und Software (ca. 3,68 Mrd.), Schuhe (3,58 Mrd.) oder auch im Gesamtbereich Möbel, Lampen und Dekoration (3,19 Mrd.) beschert. Diese Bereiche sind nach wie vor die umsatzstärksten. Deutliches Wachstum weisen aber auch bisher eher umsatzschwächere Warensegmente auf wie der Bereich Lebensmittel bzw. Waren des täglichen Bedarfs. Hier schlägt 2016 ein Umsatzplus von 26,7 Prozent zu Buche.
Männer holen auf
„Für wachsende Umsätze sorgen vor allem Männer. Sie haben deutlich aufgeholt. Selbst in Warengruppen, bei denen man das nicht auf Anhieb erwartet wie beispielsweise Möbel, Lampen und Dekoration. Hier haben Männer ein Plus von 40,5 Prozent generiert“, so Christoph Wenk-Fischer, Hauptgeschäftsführer bevh. „Auch die Versenderstruktur ist in Bewegung. Multichannelversender (+19%) und Internet Pure Player (+20,6%) haben gegenüber den starken Onlinemarktplätzen aufgeholt. Zudem wird die Online-Kundschaft treuer – rund 40 Prozent der Befragten haben ihren festen Online-Einkaufsplatz – und sie kommt häufiger – mehr als 80 Prozent der Befragten bestellen heute mindestens einmal im Monat online, die meisten davon sogar deutlich häufiger.“
Mit den guten Geschäftsergebnissen des Jahres 2016 im Rücken, erwartet der bevh in diesem Jahr für den interaktiven Handel insgesamt ein Wachstum von 8% auf ca. 61,7 Mrd. Euro. Für den E-Commerce-Bereich rechnet der Verband erneut mit einem klar zweistelligen Zuwachs um 11 Prozent auf rund 58,5 Mrd. Euro.
„Für die weitere Entwicklung braucht unsere Branche klare Rahmenbedingungen, die rechtliche Vorgaben nachvollziehbar und eindeutig auf einem notwendigen Niveau regeln, aber nicht durch besondere Regelungskreativität hervorstechen. Daher haben wir mit der E-Commerce-Agenda 2017 für dieses Wahljahr unsere Erwartungen, aber – wenn sie so wollen – zugleich auch unser Arbeitsprogramm oder Pflichtenheft vorgelegt. Es soll Grundlage für ein gemeinsames Vorgehen der Branche, unseres Verbandes mit den politischen Parteien und gesellschaftlichen Kräften sein“, betont Gero Furchheim, Präsident des bevh.
Die Customer Journey wird online starten und online enden
„Die E-Commerce-Agenda 2017 skizziert auch die notwendigen Schritte, die für die Erreichung unserer Vorstellungen vom E-Commerce 2047 förderlich sind. Wir sind zwar von der Stabilität der Trends, die sich aus den Ergebnissen von mittlerweile mehr als 10 Jahren Marktstudie deutlich ergeben, absolut überzeugt, aber überbordende Regelungsdichte oder Vorgaben, die an der Realität vorbeigehen, können die Entwicklung natürlich bremsen“, fügt Wenk-Fischerhinzu.
In Conclusio des Ausblicks „E-Commerce 2047 – Sieben Thesen zum Siebzigsten“ geht der bevh im siebzigsten Jahr seines Bestehens davon aus, dass in dreißig Jahren der E-Commerce die konstituierende Struktur im Einzelhandel sein wird. Die Customer Journey wird dann in der Regel online starten und zunehmend auch online enden, bevor wieder eine neue Reise des Kunden beginnt.