Auch wenn noch unklar ist, wer genau hinter der weltweiten Ransomware-Attacke mit der Malware „WannaCry“ steckt, so ist für Vectra Networks nun klar, dass die Hacker bereits nachgelegt haben: Das Unternehmen meldet die Entdeckung der neuen Malware „EternalRocks“, die aus dem Umfeld der WannaCry-Erpresser zu stammen scheint. Die neue Schadsoftware sei raffinierter und agiere hinterhältiger als WannaCry, spreche jedoch die gleiche Zielgruppe an und nutze mehrere NSA-Exploits der Shadowbroker-Familie. Die Hacker versuchen damit vor allem Nutzer anzugreifen, die noch nicht den Wanncry-Patch eingespielt haben. Und: Dieses Mal gebe es keinen Ausschalter (Kill Switch), der die Malware stoppt.
Gérard Bauer, Vice President EMEA bei Vectra Networks, geht näher auf EternalRocks ein: „Es ist wichtig zu wissen, dass der Domain-Name, der als sogenannter „Kill Switch“ für WannaCry fungiert haben soll, möglicherweise gar kein Kill Switch war, sondern vielmehr eine Technik, um Sandboxing-Malwaretests auszutricksen. Dadurch, dass die von WannCry gesuchte Domain aktiviert wurde, erhielt die Ransomware die Information, dass sie in einer Sandbox ausgeführt wird. Um nicht analysiert werden zu können, hat sich die Ransomware dann umgehend selbst deaktiviert. Der vermeintliche Kill Switch bzw. die Anti-Sandbox-Funktion konnten wir in EternalRocks nicht finden. Die neue Version der Malware kann also nicht so einfach deaktiviert werden.“
Malware verhält sich bislang eher passiv
Wenn der Eindringling unentdeckt bleibe, dann könne EternalRocks sich rasch innerhalb privater Netzwerke und auch über das Internet verbreiten. Der Wurm verwende das SMB File Sharing-Protokoll und infiziere schnell ungepatchte Systeme, ohne dass die Nutzer dazu extra betrügerische Links in Phishing-Mails oder ähnliches anklicken müssen.
„Uns macht vor allem Sorgen, dass sich die Malware im Vergleich zu WannaCry bisher eher passiv verhält. Es wurde bislang keine Verbindung zum Herunterladen von Schadcode hergestellt. Allerdings sorgt der Wurm dafür, dass auf den betroffenen Systemen zusätzliche Einfallstore für weitere Malware und zukünftige Attacken entstehen. Aktuell mag die Malware sich zwar weitestgehend ruhig verhalten, aber ich gehe davon aus, dass der wahre Umfang des Schadens erst später sichtbar wird.“
Da EternalRocks nicht sofort wie klassische Malware agiere, täusche der Wurm einige der klassischen SIEM-Tools (Security Information and Event Management), die auf periodischer Analyse der Log-Daten basieren. Auch Signatur-basierte Malware-Erkennungstools (IDS) sollen den Eindringling übersehen.
Gut geschützt seien aktuell jedoch Nutzer, die auf Sicherheitslösungen setzten, bei denen das Netzwerk in Echtzeit automatisch auf Verhaltensweisen untersucht wird, die auf einen Angreifer schließen lassen. Sie hätten Möglichkeiten, EternalRocks sowohl bereits wären dessen Installation sowie im frühen Stadium seiner Aktivitäten zu enttarnen.