Firmen finden sich damit ab, dass Cyber-Angriffe unvermeidbar sind, deshalb geben sie nicht länger einen Großteil ihrer Sicherheits-Budgets für Prävention aus, sondern planen ausgewogenere Budgets für den Umgang mit Cyber-Attacken. So das Fazit einer Studie von PAC.
Der Untersuchung zufolge wollen Unternehmen ihre Ausgaben und Aktivitäten für Cyber-Security künftig stärker auf Lösungen und Verfahren zur Erkennung von Störfällen und entsprechenden Reaktionen (Incident Response) verlagern. Bisherige Sicherheitslösungen reichten nicht aus, um Angriffe zu stoppen. Stattdessen heiße es nun, die Folgeschäden zu minimieren.
Unternehmen geben derzeit 77 Prozent ihrer IT-Sicherheits-Budgets für herkömmliche Präventions- und Schutzmaßnahmen wie „Endpoint“-Lösungen und Firewalls aus. Doch lassen sich dadurch die Cyber-Attacken nicht immer aufhalten.
Allein in den letzten zwölf Monaten registrierten 67 Prozent der von PAC befragten Unternehmen Sicherheitsverletzungen, über einen längeren Zeitraum betrachtet war sogar jedes Unternehmen schon einmal Opfer eines externen Angriffs. Für die Studie „Incident Response Management. How European Enterprises are Planning to Prepare for a Cyber Security Breach“ wurden 200 IT-Entscheider und Sicherheitsverantwortliche aus Unternehmen mit über 1.000 Mitarbeitern in Großbritannien, Frankreich und Deutschland befragt, die zusammen 60 Prozent des westeuropäischen Cyber Security-Markts ausmachen. Unterstützt wurde die Studie von FireEye, HP, Telefonica und Resilient Systems.
Mit den Sicherheitsverletzungen steigen auch die dadurch verursachten Kosten. Sie liegen laut Untersuchung aktuell bei durchschnittlich 75.000 Euro an direkten Kosten – ganz zu schweigen von Geschäftsausfällen und Imageschaden. Ein bis sechs Mannmonate sind nach eigenen Aussagen nötig, um sich von einem Angriff zu erholen.
Angriffe werden erst nach Monaten bemerkt
Umso wichtiger ist es daher, wenn schon nicht den Angriff, so doch zumindest den verursachten Schaden einzudämmen. Dem entgegen steht indes, dass 69 Prozent der Unternehmen die Sicherheitsverletzung teilweise erst nach bis zu sechs Monaten bemerken. Entsprechend wächst das Interesse an Lösungen und Verfahren, die bereits erfolgte Sicherheitsverletzungen schnell erkennen und darauf reagieren (neudeutsch: Incident Response). So entfallen mittlerweile laut PAC-Studie 23 Prozent der IT-Sicherheits-Ausgaben von Unternehmen auf entsprechende Lösungen. In den kommenden zwei Jahren sollen es 39 Prozent sein.
Die Firmen „geben nicht länger einen Großteil ihrer Sicherheits-Budgets für Prävention aus, sondern planen ausgewogenere Budgets für den Umgang mit Cyber-Attacken“, erklärt Duncan Brown, Research Director bei PAC und verantwortlicher Autor der Studie.
Die Unternehmen müssten sich außerdem grundsätzlich besser auf Angriffe aus dem Internet vorbereiten, fordert Brown. „86 Prozent der Firmen glauben, auf einen Cyber-Angriff vorbereitet zu sein, aber 39 Prozent haben keinen Bereitschaftsplan für Sicherheitsverletzungen aus dem Internet!“
„Angreifer müssen nur einmal Glück haben“
„Cyber-Attacken werden immer stärker individuell angepasst, wodurch die Auswirkungen auf den Geschäftsbetrieb der betroffenen Unternehmen viel nachhaltiger sind“, erläutert Greg Day, EMEA VP & CTO, FireEye. Allerdings fehle es oft an erforderlichen Fachkräften. Und diese Lücken könnten in der Regel nicht schnell gestopft werden. „Die auf EU-Ebene diskutierten Vorschläge für Meldevorschriften werden viele Unternehmen vor enorme Herausforderungen stellen.“
„Vergessen Sie nicht, dass wir als abwehrende Seite immer richtig liegen müssen, während die Angreifer nur einmal Glück haben müssen“, meint Arthur Wong, Senior Vice President of Enterprise Security Services bei HP. „Angesichts der heutigen Bedrohungslage geht es nicht mehr um die Frage, ob Ihr Unternehmen angegriffen wird, sondern wann, und die Art Ihrer Reaktion auf unvermeidbare Attacken kann sich dauerhaft auf Ihr Geschäft und das Ansehen Ihrer Marke auswirken.“
Das Outsourcing von Incident Response ist die Regel
Mit der steigenden Nachfrage nach Incident-Response-Lösungen ist laut Untersuchung auch das Interesse an entsprechenden externen Dienstleistern gewachsen, um so Kosten zu reduzieren und schnell auf das erforderliche Fachwissen zugreifen zu können.
Im Gegensatz zur Bereitstellung von Ressourcen für Cyber Security in den meisten Firmen ist der Bezug von Incident Response von Drittanbietern laut Studie heute der Regelfall. „69 Prozent der Unternehmen nutzen externe Ressourcen, um auf Cyber-Angriffe zu reagieren“, so Brown. „Diese Nutzung von externen Incident-Response-Dienstleistungen ist eine langfristige Strategie. Die Firmen planen, bei Bedarf auf Spezialisten zurückzugreifen.“
Zwar hätten die meisten CISOs (Chief Information Security Officers) Bedenken, die Sicherheit auszulagern, da sie einen Verlust von Visibilität und Kontrolle befürchten. Bei Incident Response sei es aber besser, über externe Ressourcen zu verfügen – eventuell auf Vorschussbasis – statt internes Personal im Fall eines Angriffs von seinen Hauptaufgaben abzuziehen. „Auch wenn Cyber-Attacken unvermeidbar sind, so lassen sich ihre Beschaffenheit und ihr zeitliches Auftreten nicht vorhersehen.“
Die Studie steht zum kostenlosen Download auf der PAC-Webseite bereit.