Manchmal trifft man ja interessante Leute im Zug. Gestern zum Beispiel saß neben mir ein Herr aus der Telekommunikationsbranche. Wir kamen ins Gespräch. Unter anderem redeten wir darüber, dass die Telekommunikationsanbieter seit einiger Zeit durchaus erfolgreich versuchen, im Cloud-Markt Fuß zu fassen. Dieser Vorstoß, der den Infrastruktur- und Service-Anbietern aus der IT-Branchen ein Stück vom lukaritven Cloud-Service-Markt streitig machen soll, war zu erwarten gewessen. Schließlich haben TK-Anbieter in Sachen Plattform- und RZ-Betrieb durchaus viel Erfahrung. Außerdem suchen sie dringend nach lukrativen Geschäftsfeldern seit die Preise für Gesprächsminuten und übertragene Datenpakete immer weiter sinken.
Erstaunlich war dagegen folgende Aussage meines Gesprächspartners: „…aber im Cloud-Bereich kochen alle Anbieter nur mit Wasser. Ein hoher Anteil der Einnahmen, die als Cloud-Umsätze angegeben werden, stammen aus ganz normalen Outsourcing-Geschäften.“ Vor vier Jahren hätte mich dieser Satz überhaupt nicht überrascht. Aber heute? Natürlich handelt es sich dabei nur um eine einzlene Aussage, keine Studie oder repräsentative Umfrage. Trotzdem wirft der Satz im Jahr 8 (oder haben wir schon das 9.? ) die Frage nach der Adaptionsgeschwindigkeit neuer Technologien auf.
Nach Cloud sind schließlich bereits drei weitere Megatrends ausgerufen worden – Mobile (mindestens zum 2.Mal), Social Computing und Big Data. Wenn der Telekommunikationsmann also mit den Cloud-Umsätzen Recht hat, muss es um Zahl und Umfang von Projekten, die mit Big Data, Social und Mobile zu tun haben noch schlechter bestellt sein. Aber wahrscheinlich sind die Anbieter schon längst dabei, Umsätze mit traditionellen Datenbanken oder BI-Systemen auf Big Data zu münzen oder Messaging-Umsätze als Social Collaboration Einnahmen in die Bücher zu schreiben, um auch diesen Trends zumindest zahlenmäßig zum Durchbruch zu verhelfen.
Dass so eine kreative Buchhaltung existiert, kann natürlich nicht durch einbeiläufiges Gespräch mit einer Zufallsbekanntschaft bewiesen werden. Aber ich freue mich schon auf die nächste Bahnfahrt. Vielleicht setzt sich ja dieses mal ein Big-Data-Mann neben mich.
Foto: rykerstribe