Crisp Research ist das neueste Mitglied der europäischen Analystengemeinde. Das auf Cloud Computing und Digital Business fokussierte Beratungs- und Analystenhaus verbindet klassische Analysten-Tätigkeit mit IT-Innovationsmanagement. Einer seiner Mitbegründer, Dr. Carlo Velten erklärt, was aus Sicht seines Research-Hauses im kommenden Jahr wichtig wird und bleibt.
CIOs haben wirklich kein leichtes Leben. Transformation, Innovation und neue Geschäftsmodelle. CIOs scheinen heute für all diejenigen Themenfelder verantwortlich zu sein, die Ihnen die Kollegen aus den anderen Vorstandsressorts nur zu gerne überlassen. Denn die Umsetzung dieser Herausforderungen ist Technologie- und prozessseitig mehr als anspruchsvoll. Die kulturellen Aspekte und notwendige Exzellenz im unternehmensweiten Change Management sind dabei noch gar nicht berücksichtigt.
Hinzu kommt die Vielzahl an alljährlich postulierten Technologietrends, an denen sich CIOs orientieren sollen. Die Pluralität der Analysten-Meinungen und deren schöpferisches Potenzial, was die Entwicklung neuer Trendbegriffe angeht, macht es den CIOs nicht gerade einfach, den Blick für das wesentliche nicht zu verlieren. Doch wie beschreibt man die neuen Phänomene und deren Auswirkungen auf das Business? Ebenfalls keine leichte Aufgabe für die Zunft der Markt- und Technologiebeobachter.
Aus Perspektive von Crisp Research haben diejenigen Technologietrends für den CIO hohe Relevanz, die:
- in einem überschaubaren Horizont (2-3 Jahre) umsetzbar sind
- wirklichen Impact auf das Kerngeschäft haben und
- sich disruptiv auf die IT-Anbieterlandschaft auswirken
Sprich, es sind nicht diejenigen Trends relevant, die von den IT-Anbietern als disruptiv für die Anwender proklamiert werden- sondern es verhält sich eher umgekehrt. Demnach disqualifizieren sich Social, BYOD oder auch Industrie 4.0 als echte Technologietrends. Denn Unternehmen wollen nicht sozial werden, sondern gute Produkte verkaufen und Geld verdienen. Anders verhält es sich mit den Themen Cloud oder Mobility – hier wird die IT-Anbieterlandschaft derzeit richtig umgekrempelt und es ergeben sich neue Marktkonstellationen und technologische Optionen, die von smarten CIOs genutzt werden können.
Für die kommenden Jahre stehen für Crisp Research folgende Themen auf der Prioritätenliste des CIOs:
Software Defined Architecture & Enterprise Cloud Management
Das Herzstück der Unternehmens-IT – die eigenen Rechenzentren und IT-Infrastrukturen – werden in den kommenden Jahren nicht nur durch die weitere Virtualisierung auf der Server- und Storage-Seite geprägt sein. Auch netzwerkseitig steht ein Virtualisierungs- und Automatisierungsschub auf Basis einer neuen Produktgeneration an. Denn derzeit stellt das Netzwerk noch immer den Flaschenhals bei der Gestaltung flexibler, hochskalierender Cloud-Umgebungen dar.
Die Realität der letzten Jahre hat zudem gezeigt, dass Cloud Computing nicht über Nacht zu einer Vereinheitlichung der IT-Landschaft führt, sondern vielmehr hybride Betriebskonzepte und Multicloud-Welten entstehen lässt, die miteinander verbunden werden wollen. Der Integration und Standardisierung via einheitlichen Plattformen, Stacks und APIs kommt daher ein hohes Gewicht zu. CIOs sollten ihren Teams daher Aufbaukurse in „Cloud Stackologie“ spendieren, um die strategischen Möglichkeiten und Limitierungen von Openstack, Microsoft Cloud-OS, VMware & Co zu verstehen sowie Konzepte und Dashboards für ein einheitliches „Enterprise Cloud Management“ zu entwickeln.
Cloud Connectivity & Security
Sicherheit, Performance und User Experience sind im Cloud-Zeitalter maßgeblich von der Art der Anbindung und der Netzwerkqualität abhängig. Unternehmen benötigen hybride und flexible Strategien, um ihre Rechenzentren, Firmennetze und mobilen Endgeräte sicher an die Infrastrukturen der relevanten Cloud Provider und Dienstleister anzuschließen. So bietet Amazon AWS mit „AWS Direct Connect“ mittlerweile eine direkte Anbindung seiner Cloud-Rechenzentren an die Rechenzentren großer Anwender. Auch entstehen neue hybride Vernetzungskonzepte im WAN-Bereich, um Performance und Bandbreiten in lokalen Niederlassungen und Betriebsstätten zu optimieren. Zudem wachsen Connectivity und Security Services stärker zusammen.
Cloud Application Development & Platform-as-a-Service
Nicht nur Startups entwickeln Web basierte Applikationen in und für die Cloud. Auch für große und mittelständische Unternehmen wird es in den kommenden Jahren darauf ankommen, wieder deutlich agiler in der Konzeption und Umsetzung Web basierter Services zu werden. Grundlage hierfür sind Plattformen, die eine schnelle und trotzdem standardisierte Anwendungsentwicklung ermöglichen. Entwicklung und Testing nach dem PaaS-Modell wird in 2014 erstmals „Enterprise-ready“. Denn mittlerweile sind nicht nur die „Public“ Plattformen von Salesforce, Microsoft & Co ausgereift. Es existiert zudem erstmals die Möglichkeit, die relevanten PaaS-Frameworks (Microsoft Azure, CloudFoundry, Openshift) in einem „Managed Hosting“-Ansatz bei lokalen Service Providern zu beziehen oder diese im eigenen Rechenzentrum zu betreiben – entsprechendes Know-how über die neuen Frameworks, Entwicklungssprachen und APIs vorausgesetzt.
Mobile Application and Data Management
Während die meisten Unternehmen die Verwaltung und Absicherung der mobilen Endgeräte mittels Mobile Device Management (MDM) schon angepackt haben, steht das Mobile Application Lifecycle Management erst am Anfang. Hier müssen nicht nur neue Skills (Design Thinking, Usability Engineering, Agile Development) und Tools (mobile CMS bzw. Mobile Experience Management Lösungen) erlernt werden. Auch die Optimierung auf Performance-, Daten- und Kostenseite steckt noch in den Kinderschuhen. Denn viele Unternehmen werden in den kommenden 12-18 Monaten feststellen, dass neben den vielen handfesten Vorteilen des „Mobile Enterprise“ auch die IT- bzw. Telekommunikationskosten parallel zum Datenvolumen steigen wird. Hier sind neue Konzepte und Technologien gefragt, die nicht nur von den Mobilfunk-Providern kommen können.
Digital Customer Experience
Die Königsdisziplin für viele CIOs wird in den kommenden 2-3 Jahren die Unterstützung seiner Marketing- und Vertriebskollegen. Denn die Digitalisierung der Kundenbeziehungen fordert den Einsatz und die Integration einer Vielzahl an neuen und bekannten IT-Technologien, Datenbeständen und Services. Im Kern wird es darum gehen, wie sich CRM, Kundenportale, eCommerce, Marketing Automation und Social Media bestmöglich verzahnen lassen, um eine durchgängige „Digital Customer Experience“ zu ermöglichen, die gleichzeitig den Umsatz und die Kundenbindung erhöht. Dabei wird die „Enterprise Digital Marketing Plattform“ zur Zielarchitektur – ein umfassendes Analytics- und Steuerungs-Cockpit für die unternehmensweiten Marketing- und Sales-Aktivitäten. Ungeklärt ist bislang allerdings, ob es eher kleine, agile Spezialisten oder die großen Service Provider sein werden, die sich als optimale Transformationspartner für die Anwender herausstellen.
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