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Konsumgüterunternehmen sind auf neue EU-Datenschutzregulierung nicht vorbereitet

Ein Großteil der Konsumgüterunternehmen geht unzureichend mit der Sicherheit und Privatsphäre von Kundendaten um. Das zeigt eine aktuelle Untersuchung von Capgemini Consulting. Beim Versuch, so viele Informationen wie möglich zu sammeln, um die versprochenen Früchte der Echtzeitanalyse von Kundendaten zu ernten, verfehlen viele Unternehmen die Einrichtung angemessener Prozesse und Schutzmaßnahmen. Fast die Hälfte aller Konsumgüterunternehmen folge keinen klar festgelegten unternehmerischen Richtlinien zum Schutz von Kundendaten und bereits 90 Prozent von ihnen habe Angriffe auf Kundendaten erlebt, fasst der Report zusammen.

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Quelle: Capgemini Consulting

Die anstehende neue EU-Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) soll die Datensicherheit und Privatsphäre in allen Industriezweigen regeln und sieht bei Verstößen Strafen im Bereich von bis zu vier Prozent des jährlichen Gesamtumsatzes eines Unternehmens, mindestens aber 20 Millionen Euro, vor. Obgleich die Regulierung auf EU-Ebene verabschiedet wird, ist eine globale Stoßwirkung zu erwarten. Denn das Gesetz gilt für alle Unternehmen, die Daten aus der Europäischen Union besitzen. Wäre die DSGVO bereits in Kraft und würde das höchste Strafmaß angesetzt, kämen die Unternehmen bei Verstößen weltweit bereits auf eine kumulative Strafsumme von 323 Milliarden Dollar, so die Berechnungen des Berichts.

Im Rahmen der Studie „Consumer Insights: Finding and Guarding the Treasure Trove“ wurden 300 Führungskräfte aus 86 globalen Konsumgüterunternehmen mit einem Gesamtumsatz von über 756 Milliarden Dollar befragt. Die Befragung unterschied bei den Teilnehmern zwischen „Konsumenten“ und „Produzenten“ von Consumer Insights. Ergänzend zu der Umfrage fand außerdem eine Reihe von Experteninterviews mit Führungskräften in führenden Konsumgüterfirmen statt.

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Ralph Becker

Ralph Becker, Leiter der Konsumgüter- und Handelssektorberatung bei Capgemini Consulting: „Auch wenn die Datenschutz-Grundverordnung erst für 2018 angesetzt ist, für viele Firmen werden ihre Auswirkungen schneller kommen als erwartet. Ein schwieriger Balanceakt erwartet die Unternehmen: Einerseits müssen sie beim Hantieren mit personenbezogenen Daten größte Sorgfalt an den Tag legen, um deren Schutz zu gewährleisten. Andererseits wollen Unternehmen diese Schlüsselinformationen verarbeiten, um ein besseres Einkaufserlebnis zu schaffen. Im Kampf um das beste Los wird klar, viele Risiken werden entweder übersehen oder schlichtweg ignoriert. Dies sollte nun ein Ende finden. Unternehmen dürfen nicht weiter die Augen verschließen, wenn sie Imageschäden und schmerzhafte Sanktionen vermeiden wollen.“

Unternehmen fallen in Sachen Datenschutz mehrheitlich durch

Getrieben vom technologischen Fortschritt und der Verlagerung hin zum Online-Shopping, haben Konsumgüterfirmen in den letzten Jahren viele Projekte für das Sammeln personenbezogener Daten gestartet. Das Ziel ist, durch deren Analyse ein besseres Verständnis von Kunden und deren Kaufverhalten zu erhalten und in der Folge die eigene Marke stärker an den Bedürfnissen der Verbraucher ausrichten zu können. Die Vorteile sind erheblich und über 80 Prozent der befragten Führungskräfte aus der Konsumgüterbranche geben Datenanalysen als höchste Priorität an. Trotz dieser Fokussierung scheitert der Großteil beim Thema Datensicherheit. Fast die Hälfte aller Firmen (46 Prozent) kann keine ausreichend klaren und gültige Richtlinien zum Schutz der Vertraulichkeit sowie der Sicherheit personenbezogener Daten vorweisen. Über 90 Prozent aller Unternehmen geben an, in der Vergangenheit bereits einen Sicherheitsvorfall von Kundendaten im eigenen Hause erlebt zu haben.

Kontrollverlust der Kunden über ihre Daten

Für Kunden auf der ganzen Welt wird es immer wichtiger, über die Verwendung und Sicherheit ihrer Daten Bescheid zu wissen. Fast 91 Prozent aller Befragten einer aktuellen Studie gaben an, die Kontrolle über die Speicherung und Verwendung ihrer Daten seitens großer Unternehmen verloren zu haben. Fast zwei Drittel aller Verbraucher betonte jedoch, dass ihnen gerade dieser Überblick sehr wichtig sei. Allerdings konstatiert der Bericht, dass nur 51 Prozent der Unternehmen den Kunden eine solche Kontrollfunktion über ihre Daten anbietet. Lediglich 57 Prozent räumen ihren Kunden die Möglichkeit des Zugriffs und der Sichtbarkeit der Daten ein, die zu ihrer Person erhoben wurden.

Ausgehend vom heutigen Datenschutzstand der Unternehmen, droht der Konsumgüterbranche durch das Verfehlen der DSGVO-Richtlinien ein Verlust von über 3,5 Prozent ihres Gesamtwertes von neun Billionen Dollar. Europäische Firmen sind in dieser Berechnung des Reports mit Strafzahlungen von über 151 Milliarden Dollar betroffen.

Um dieser großen Herausforderung zu begegnen, sollten Unternehmen folgendes tun:

1) Eine Governance-Struktur und Betriebsmodelle aufbauen
2) Durch geschulte Mitarbeiter Schlüsselqualifikationen erlangen
3) Den Posten eines Chief Privacy Officers/ Datenschutzbeauftragten schaffen
4) Den Weg zum erkenntnisorientierten Unternehmen schrittweise angehen

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